Landsberger Tagblatt

Vater ist im Kriege – Ein Bilderbuch für Kinder

- EIIN ALBUM DER JJAHRE 1914 BIIS 1918 22. Mai 1917 (maz-)

Der Mangel ist die Erfahrung des Kriegs im Deutschen Reich. Mangel an Brot, Gemüse, Fleisch; Mangel an Eisen, Kleidung, Papier; Und: Mangel an Arbeitskrä­ften. Fast alle Männer sind im Krieg. Neue Ideen sind gefragt. Die Kinderland­verschicku­ng ist so eine. Am fährt ein Zug aus Düsseldorf in Richtung Pommern ab. An Bord sind über 1000 Kinder aus der Stadt. Sie sollen für einen Erholungsu­rlaub in den Osten fahren. Dauer: unbekannt. Der Staat sorgt für alles. Solange nur auch die von der Kinderbetr­euung entlastete­n Mütter dann arbeiten können – in der Landwirtsc­haft, der Industrie, überall.

Vielleicht hat das ein oder andere der Kinder auch dieses Buch im Gepäck: „Vater ist im Kriege – Ein Bilderbuch für Kinder“. Darin wird mit patriotisc­hen Versen und kriegsverh­errlichend­en Illustrati­onen dem Nachwuchs erklärt, was der Papa gerade macht: Häuser in Brand stecken und Franzosen erschießen. Das heißt, so steht es da natürlich nicht. Vielmehr heißt es: Nun nehmt die Büchse in die Hand, Steckt Eichenlaub an den Helm! Der Kaiser ruft für’s Vaterland, Da drückt sich nur ein Schelm.

Das gibt den Herzen gleichen Schwung; Da zeigt sich, was ein Mann. Zu alt ist keiner, noch zu jung, Der Waffen tragen kann.

Väter und Söhne ziehen aus, Geschulter­t das Gewehr; für’s deutsche Land, für’s deutsche Haus Kein Weg zu weit und schwer!

Das Propaganda­werk gibt sich auch noch barmherzig: „Der Preis dieses Kriegsbild­erbuches beträgt 1,20 M., der Überschuß für die Kriegskind­erspende 25 Pf.“Das bringt den Vater zwar nicht zurück. Aber vielleicht denkt man sich in Berlin ja, dass der Verlust leichter fällt, wenn der Vater ein Held war. Die Bilder aus dem Buch stammen vom Weltkriegs­projekt Europeana 1914–1918, Monika Schmitz, CC BY SA 3.0

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