Landsberger Tagblatt

Beduinen mit Geländewag­en

Das Leben mancher Wüstenbewo­hner hat sich stark verändert. Einige sind sesshaft geworden. Und zwei von ihnen hatten eine besondere Idee zum Geldverdie­nen

- VON STEFANIE JÄRKEL (dpa)

Dschamil trägt Jeans und Lederjacke, hat ein Handy – und ist Beduine. Der 32-Jährige lebt im Westjordan­land. Das ist eine Region zwischen den Ländern Israel und Jordanien. Dort, wo Dschamil lebt, besteht die Landschaft aus Sand und Steinen. „Wir kennen uns in der Gegend aus bei Tag und bei Nacht, wir kennen jeden Schritt“, sagt Dschamil.

Er lebt mit 76 Menschen seines Stammes zusammen

Der junge Mann trägt ein weißes Tuch auf dem Kopf, die arabische Kopfbedeck­ung Kufija. Sie schützt ihn vor der Sonne. Beduinen sind Wüstenbewo­hner, die früher mit ihren Tieren von Ort zu Ort gezogen sind. Doch heute gibt es auch Beduinen, die fest an einem bestimmten Platz leben – zur Schule gehen, studieren oder zum Beispiel auf Baustellen arbeiten. So wie Dschamil und seine Familie.

Der junge Mann lebt mit 76 anderen Menschen seines Stammes in der Judäischen Wüste in Containern und Hütten. Zu der Gemeinscha­ft gehören 40 Hunde, 20 Esel und rund 1200 Schafe und Ziegen, erzählt Ahmed, der ein kleines, braunes Hütchen auf dem Kopf trägt. Er sitzt in einem Zelt mit bunten Teppichen. Draußen laufen Hühner herum, Hähne krähen ihr „Kikeriki“.

Dschamil und Achmed gehören zu den Hamadins, einem Clan des Beduinen-Stammes der Dschahalin. Alleine in der Gegend um die Stadt Jerusalem sollen etwa 6000 Dschahalin­s leben. Viele tragen den gleichen Nachnamen und heiraten Angehörige des eigenen Stammes.

Dschamil bietet seit drei Jahren mit anderen Beduinen Touren für Menschen an, die sich die Gegend ansehen und wissen wollen, wie die Beduinen heute leben. Wer möchte, kann sich bei einer Tour mit einem Jeep durchschüt­teln lassen oder im Mondschein wandern gehen. „Das Ziel war, unserer Gemeinscha­ft zu helfen und sie zu unterstütz­en“, sagt Dschamil. Mit Geld von den Touren haben sie auch den Kindergart­en eingericht­et, einen Container mit gemalten Bildern von Kindern und arabischen Buchstaben an der Wand.

Manche haben Angst davor, ihr Land zu verlieren

An der Universitä­t in der Stadt Bethlehem im Westjordan­land hat Dschamil Tourismus studiert. Viele seiner Verwandten arbeiten in Siedlungen von Israelis im Westjordan­land – auf Baustellen oder als Sicherheit­sleute. Wenn es im Sommer heiß wird, ziehen einige der Beduinen mit den Tieren in den kühleren Norden. Doch die Menschen haben Angst, dass sie nicht mehr zurückkehr­en können. Das Land könnte dann anders genutzt werden, fürchten sie. Der Staat Israel will, dass die Beduinen alle an einem Ort in neuen Häusern leben. Aber die Beduinen sagen, dort haben sie nicht genügend Platz. „Wir hoffen, wir können unsere Zukunft selbst wählen“, sagt Ahmed.

 ??  ?? Diese Männer sind Beduinen. Sie liegen auf Kissen in einem Zelt in der Judäischen Wüste. Es gibt aber auch Beduinen, die sesshaft geworden sind.
Diese Männer sind Beduinen. Sie liegen auf Kissen in einem Zelt in der Judäischen Wüste. Es gibt aber auch Beduinen, die sesshaft geworden sind.
 ??  ?? Dieser Mann steht mit seinem Kamel am Straßenran­d und wartet auf Touristen.
Dieser Mann steht mit seinem Kamel am Straßenran­d und wartet auf Touristen.
 ?? Fotos: S. Jär kel, dpa ?? Dschamil hat studiert und ver sucht nun, Touristen Touren durch das Beduinenge­biet anzubieten. Die Kopf bedeckung, die er hier auf dem Bild trägt, heißt Kufija.
Fotos: S. Jär kel, dpa Dschamil hat studiert und ver sucht nun, Touristen Touren durch das Beduinenge­biet anzubieten. Die Kopf bedeckung, die er hier auf dem Bild trägt, heißt Kufija.
 ??  ?? In diesen Geländewag­en fahren Bedui nen Touristen durch die Gegend.
In diesen Geländewag­en fahren Bedui nen Touristen durch die Gegend.
 ??  ?? Diese Schafe leben in einem Beduinen dorf in der Judäischen Wüste.
Diese Schafe leben in einem Beduinen dorf in der Judäischen Wüste.

Newspapers in German

Newspapers from Germany