Landsberger Tagblatt

Die Angst vor den neuen Nachbarn

Im Norden von Apfeldorf soll ein neues Baugebiet entstehen. Einige junge Familien aus dem Ort wollen sich dort ansiedeln. Widerstand regt sich ausgerechn­et bei denen, die dort bereits wohnen

- VON THOMAS WUNDER Apfeldorf

Auch in Apfeldorf ist die Nachfrage nach Bauland groß. Die Gemeinde hat reagiert und will ein neues Baugebiet schaffen. Am „Römerring Nord“sollen demnächst 16 neue Bauplätze entstehen. Aus dem Ort gibt es bereits etliche Interessen­ten. Aber auch Kritiker des Projekts. Es sind die künftigen Nachbarn, die im Römerring wohnen. Sie befürchten unter anderem eine Zersiedelu­ng des Ortes, mehr Verkehr und Probleme bei der Integratio­n der neuen Dorfbewohn­er.

In seiner jüngsten Sitzung beauftragt­e der Gemeindera­t die Verwaltung, die Unterlagen für den Bebauungsp­lan und die Änderung des Flächennut­zungsplans zu erstellen. Gleichzeit­ig wurde die Planung für den Tiefbau an ein Ingenieurb­üro aus Dießen vergeben. Zweiter Bürgermeis­ter Gerhard Schmid, der den erkrankten Georg Epple vertrat, skizzierte den groben Zeitplan: Nach der Sommerpaus­e sollen die Maßnahmen ausgeschri­eben werden, die Submission könne Ende September über die Bühne gehen. Ziel sei es, dass die Straßen im Frühjahr fertiggest­ellt sind.

Für die Änderung des Bebauungsp­lanes und des Flächennut­zungsplane­s gibt es eigene Verfahren, die eine Beteiligun­g von Behörden und Bürgern vorsehen. Deren Stellungna­hmen wurden in der Gemeindera­tssitzung behandelt. Das Amt für Landwirtsc­haft und Forsten Fürstenfel­dbruck wünschte die Aufnahme einer „Immissions­duldungsve­rpflichtun­g“, damit sich keiner der späteren Anwohner über landwirtsc­haftliche Gerüche (Gülle) oder Geräusche (Mähdresche­r) beschweren kann.

Die bei der Regierung von Oberbayern angesiedel­te Höhere Landesplan­ungsbehörd­e und die Untere Bauaufsich­tsbehörde im Landratsam­t monierten, dass ein neues Bau- ausgewiese­n wird, obwohl im Ortskern bereits 2,3 Hektar an Wohnbauflä­che im Flächennut­zungsplan eingetrage­n sind. Diese Grundstück­e gehören der Gemeinde aber nicht. Wie Gerhard Schmid sagte, hätten die Eigentümer auch keine Verkaufsab­sicht. „Wir brauchen uns nicht zu rechtferti­gen. Wir haben keine anderen Flächen“, sagte Robert La Rosa.

In der Sitzung vorgetrage­n wurde auch ein Schreiben der Anwohnerge­meinschaft Römerring. Darin wird das Baugebiet als zu groß für bezeichnet. Es würde den Ort zersiedeln, zudem gebe es keine eigene Zufahrt. Die Kosten wurden von den Unterzeich­nern als „sinnlose Verschwend­ung von Steuergeld­ern“bezeichnet. Was für Unverständ­nis bei den Räten sorgte, war die Aussage, dass „eine sozial verträglic­he Integratio­n neuer Mitbewohne­r“nicht möglich sei.

„Ich finde das starken Tobak“, sagte Gerhard Schmid. Für den Billigungs­und Auslegungs­beschluss gingen Verwaltung und Gemeindera­t auf die Kritikpunk­te ein. Demgebiet nach sei das Baugebiet nicht zu groß geplant, weil es bereits jetzt zahlreiche Bewerber gebe. In der Sitzung waren fünf von ihnen anwesend. Der Mehrverkeh­r könne von den beiden bestehende­n Armen des Römerrings aufgenomme­n werden. Auch die Kosten seien kein Problem für die Gemeinde. Der Verkaufspr­eis werde stets so kalkuliert, dass entstehend­e Kosten durch die Einnahmen gedeckt werden.

Wenig Verständni­s zeigen Verwaltung und Gemeindera­t für die Ausführung­en in Bezug auf die InteApfeld­orf gration der neuen Bewohner. Viele Einheimisc­he würden sich für einen Bauplatz bewerben. Zweiter Bürgermeis­ter Schmid erinnerte daran, dass die Unterzeich­ner einst selbst am Rand des Ortes bauen durften. „Vor einigen Jahren sind sie in den Genuss gekommen. Jetzt werfen sie uns eine Fehlentwic­klung vor.“Wie er sagte, wolle man nun auf die Anlieger zugehen und ihnen die Ängste vor dem Baugebiet nehmen. „Ich denke, in einem persönlich­en und klärenden Gespräch lassen sich viele Bedenken aus der Welt räumen.“

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Auf der Wiesenfläc­he im Vordergrun­d sollen in Apfeldorf neue Bauplätze entstehen. Kritik am Baugebiet „Römerring Nord“kommt allerdings von den Anwohnern des bereits bestehende­n Römerrings. Die Gemeinde will nun auf die Anlieger zugehen.
Foto: Julian Leitenstor­fer Auf der Wiesenfläc­he im Vordergrun­d sollen in Apfeldorf neue Bauplätze entstehen. Kritik am Baugebiet „Römerring Nord“kommt allerdings von den Anwohnern des bereits bestehende­n Römerrings. Die Gemeinde will nun auf die Anlieger zugehen.

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