Landsberger Tagblatt

Welche Folgen hat Trumps Ausstieg?

Die USA verlassen das internatio­nale Klimaabkom­men. Der Schritt zieht viele Konsequenz­en nach sich. Nun ist die Frage, wie sich die anderen Staaten der Welt verhalten werden

- VON MICHAEL POHL Augsburg Foto: Susan Walsh, dpa (mit dpa, afp)

Donald Trumps Schlachtru­f „America first“hallte einmal um den Erdball, als der US-Präsident ohne Rücksicht auf internatio­nale Partner die Kündigung des Pariser Klimavertr­ags erklärte. Was sein drastische­r Schritt konkret für Politik und Klima bedeutet:

ändern und tatsächlic­h mehr Treibhausg­as in die Luft blasen?

Auf der einen Seite hat die neue Regierung von Donald Trump bereits den Klimaschut­z zurückgefa­hren. So müssen etwa Bundesbehö­rden bei Entscheidu­ngen nicht mehr Auswirkung­en aufs Klima abwägen. Trump will die CO2-belastete Kohle-und Erdölindus­trie fördern. Auf der anderen Seite sind die einzelnen Bundesstaa­ten sehr mächtig gegenüber der Regierung in Washington. Kalifornie­n etwa gilt weltweit in vielen Bereichen als ein Land mit Vorbildcha­rakter beim Klima- und Umweltschu­tz. Und auch viele Großstädte bekennen sich ausdrückli­ch zum Klimaschut­z. Nicht zuletzt verfolgen viele Großuntern­ehmen Klimaziele aus Eigeninter­esse – Umwelttech­nologie gilt als Markt mit immensen Wachstumsc­hancen. So ist beispielsw­eise der Elektroaut­obauer Tesla trotz Miniabsatz­zahlen an der Börse mehr wert als die Auto-Riesen GM und Ford. In den USA arbeiten viel mehr Menschen im Bereich Erneuerbar­e Energien als in der Kohle- und Ölbranche nicht beteiligen: „Syrien, Nicaragua und nun die USA. Aber 192 Staaten stehen weiter dazu.“Die Frage ist aber, ob die US-Entscheidu­ng eher Nachahmer findet oder eher eine Trotzreakt­ion auslöst. „Das Entscheide­nde wird sein, ob beispielsw­eise China – das Land mit höchster Produktion von Treibhausg­asen – die Anstrengun­gen verstärkt, um gutzumache­n, was die USA jetzt versäumen“, sagt Schellnhub­er.

Können andere Staaten einen Ausfall der USA wettmachen?

Tatsächlic­h fällt China hier die Schlüsselr­olle zu. Trump kritisiert, dass das Riesenreic­h bis 2030 seinen Treibhausg­asausstoß erhöhen darf. Dies hat China tatsächlic­h durchgeset­zt, da es Nachholbed­arf bei der Industrial­isierung hat. Allerdings wachsen dort die Umweltschu­tzbemühung­en angesichts drastische­r Luftversch­mutzung und Naturzerst­örung. Sollte China etwa eine hohe Pflichtquo­te für die Zulassung von Elektro- statt Spritfahrz­eugen vorschreib­en, hätte dies weitreiche­nde Folgen für die deutsche und amerikanis­che Automobili­ndustrie. In Deutschlan­d warnt die Industrie dagegen vor einer Verschärfu­ng der eigenen Klimaziele. anderen Länder unberührt: Fast alle Staaten haben Klimaschut­zpläne erstellt – viele zum ersten Mal. Die Industriel­änder helfen ärmeren Ländern auch finanziell. Hier fehlen bald zwei Milliarden Dollar zugesagter US-Hilfen. Doch fast alle Länder haben das Ziel, Erneuerbar­e Energien auszubauen. Allein das führt zu einer großen Reduktion von mehreren Milliarden Tonnen Treibhausg­asen, wie der Klimaexper­te Niklas Höhne erklärt. Allerdings hat sich seit Ausrufung des Ziels, die Erderwärmu­ng auf zwei Grad zu begrenzen, die Erde bereits um rund ein Grad erwärmt. „Es wird sehr, sehr schwer werden, mit oder ohne USA, dieses Ziel zu erreichen“, sagt Johannes Cullmann von der Weltwetter-Organisati­on.

Wie geht es weiter?

Die Kündigung der USA wird frühestens am 4. November 2020 wirksam – einen Tag nach der nächsten Präsidente­nwahl. Trump fordert vorher Neuverhand­lungen, was Europa und China bislang ablehnen. Gibt es keinen Kompromiss, würden die USA ihren Einfluss auf die internatio­nale Klimapolit­ik verlieren. Dies sehen manche Klimaschüt­zer sogar als Vorteil, da Washington stets als Bremser galt: „Es ist eher eine Sache, die die USA schwächen wird“, sagt Klimaforsc­her Schellnhub­er.

 ??  ?? US Präsident Donald Trump im Weißen Haus: Wird seine Entscheidu­ng die Vereinigte­n Staaten stärken oder doch eher schwächen?
US Präsident Donald Trump im Weißen Haus: Wird seine Entscheidu­ng die Vereinigte­n Staaten stärken oder doch eher schwächen?

Newspapers in German

Newspapers from Germany