Welche Folgen hat Trumps Ausstieg?
Die USA verlassen das internationale Klimaabkommen. Der Schritt zieht viele Konsequenzen nach sich. Nun ist die Frage, wie sich die anderen Staaten der Welt verhalten werden
Donald Trumps Schlachtruf „America first“hallte einmal um den Erdball, als der US-Präsident ohne Rücksicht auf internationale Partner die Kündigung des Pariser Klimavertrags erklärte. Was sein drastischer Schritt konkret für Politik und Klima bedeutet:
ändern und tatsächlich mehr Treibhausgas in die Luft blasen?
Auf der einen Seite hat die neue Regierung von Donald Trump bereits den Klimaschutz zurückgefahren. So müssen etwa Bundesbehörden bei Entscheidungen nicht mehr Auswirkungen aufs Klima abwägen. Trump will die CO2-belastete Kohle-und Erdölindustrie fördern. Auf der anderen Seite sind die einzelnen Bundesstaaten sehr mächtig gegenüber der Regierung in Washington. Kalifornien etwa gilt weltweit in vielen Bereichen als ein Land mit Vorbildcharakter beim Klima- und Umweltschutz. Und auch viele Großstädte bekennen sich ausdrücklich zum Klimaschutz. Nicht zuletzt verfolgen viele Großunternehmen Klimaziele aus Eigeninteresse – Umwelttechnologie gilt als Markt mit immensen Wachstumschancen. So ist beispielsweise der Elektroautobauer Tesla trotz Miniabsatzzahlen an der Börse mehr wert als die Auto-Riesen GM und Ford. In den USA arbeiten viel mehr Menschen im Bereich Erneuerbare Energien als in der Kohle- und Ölbranche nicht beteiligen: „Syrien, Nicaragua und nun die USA. Aber 192 Staaten stehen weiter dazu.“Die Frage ist aber, ob die US-Entscheidung eher Nachahmer findet oder eher eine Trotzreaktion auslöst. „Das Entscheidende wird sein, ob beispielsweise China – das Land mit höchster Produktion von Treibhausgasen – die Anstrengungen verstärkt, um gutzumachen, was die USA jetzt versäumen“, sagt Schellnhuber.
Können andere Staaten einen Ausfall der USA wettmachen?
Tatsächlich fällt China hier die Schlüsselrolle zu. Trump kritisiert, dass das Riesenreich bis 2030 seinen Treibhausgasausstoß erhöhen darf. Dies hat China tatsächlich durchgesetzt, da es Nachholbedarf bei der Industrialisierung hat. Allerdings wachsen dort die Umweltschutzbemühungen angesichts drastischer Luftverschmutzung und Naturzerstörung. Sollte China etwa eine hohe Pflichtquote für die Zulassung von Elektro- statt Spritfahrzeugen vorschreiben, hätte dies weitreichende Folgen für die deutsche und amerikanische Automobilindustrie. In Deutschland warnt die Industrie dagegen vor einer Verschärfung der eigenen Klimaziele. anderen Länder unberührt: Fast alle Staaten haben Klimaschutzpläne erstellt – viele zum ersten Mal. Die Industrieländer helfen ärmeren Ländern auch finanziell. Hier fehlen bald zwei Milliarden Dollar zugesagter US-Hilfen. Doch fast alle Länder haben das Ziel, Erneuerbare Energien auszubauen. Allein das führt zu einer großen Reduktion von mehreren Milliarden Tonnen Treibhausgasen, wie der Klimaexperte Niklas Höhne erklärt. Allerdings hat sich seit Ausrufung des Ziels, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, die Erde bereits um rund ein Grad erwärmt. „Es wird sehr, sehr schwer werden, mit oder ohne USA, dieses Ziel zu erreichen“, sagt Johannes Cullmann von der Weltwetter-Organisation.
Wie geht es weiter?
Die Kündigung der USA wird frühestens am 4. November 2020 wirksam – einen Tag nach der nächsten Präsidentenwahl. Trump fordert vorher Neuverhandlungen, was Europa und China bislang ablehnen. Gibt es keinen Kompromiss, würden die USA ihren Einfluss auf die internationale Klimapolitik verlieren. Dies sehen manche Klimaschützer sogar als Vorteil, da Washington stets als Bremser galt: „Es ist eher eine Sache, die die USA schwächen wird“, sagt Klimaforscher Schellnhuber.