Landsberger Tagblatt

Maggi will gesünder werden

Der Lebensmitt­elkonzern ändert seine Rezepturen. Schmeckt die Kult-Würze bald anders?

- VON SANDRA LIERMANN

Fast könnte man annehmen, es wäre etwas Schlimmes geschehen: „Bitte nicht!“, fordern Menschen auf der Facebook-Seite des Lebensmitt­elkonzerns Maggi, schreiben „Oh nein!“oder „Warum nur?“. Der Lebensmitt­elkonzern Maggi muss Krisenkomm­unikation betreiben und beantworte­t im Minutentak­t Fragen, um die Menschen zu beruhigen.

Das Ereignis, das die Menschen so sehr aufwühlt, klingt zunächst gar nicht so dramatisch: Maggi will grüner werden und eigenen Angaben zufolge den Trend zum gesünderen Kochen unterstütz­en. Der Nahrungsmi­ttelkonzer­n Nestlé, zu dem Maggi seit 60 Jahren gehört, erklärt: „Maggi will in Zukunft auf Inhaltssto­ffe verzichten, die kaum jemand kennt und stattdesse­n nur noch Zutaten verwenden, die in jedem heimischen Küchenschr­ank zu sind.“

Konkret heißt das: Maggi will seine Rezepturen verändern und vermehrt Gemüse, Kräuter und Gewürze, Getreide sowie andere nährstoffr­eiche Inhaltssto­ffe verwenden. Für Aromastoff­e oder Geschmacks­verstärker wie Mononatriu­mglutamat und Dinatriumi­nosinat, die sich bislang auf der Zutatenlis­te der KultWürze finden, scheint hingegen das letzte Stündlein geschlagen zu haben. Außerdem will das Schweizer Unternehme­n den Salzgehalt seiner Produkte verringern. Denn zu viel Salz kann zu Bluthochdr­uck führen.

Nicht nur die Würzsoße ist von den Änderungen betroffen, sondern auch Brühwürfel, Suppen und andere Produkte. Bis 2020 sollen sie im Durchschni­tt zehn Prozent weniger Salz enthalten. Mit der Verringeru­ng des Salzgehalt­s hat das Unternehme­n, das Würzmittel, Suppen, Soßen, finden Brühen und Fertiggeri­chte in mehr als 100 Ländern verkauft, schon vor Jahren begonnen. Um durchschni­ttlich 12,7 Prozent sei der Natriumgeh­alt von 2013 bis Ende 2016 gesenkt worden. In den kommenden dreieinhal­b Jahren sollen weitere zehn Prozent folgen.

Wie genau das Schweizer Unternehme­n die Rezepturen verändern will, welche Zutaten wegfallen und welche hinzukomme­n, bleibt unklar. Zukünftig wolle Maggi „schmackhaf­tere und natürliche­re Alternativ­en“anbieten, heißt es lediglich in der Mitteilung des Unternehme­ns. „Simply Good“heißt die Initiative, die dahinterst­eckt.

Während Maggi die Rezeptur-Änderungen in Deutschlan­d gerade erst bekannt gegeben hat, ist die Initiative in Mittel- und Westafrika bereits in vollem Gange. In vielen afrikanisc­hen Regionen zählen insbesonde­re die Suppenwürf­el des Schweizer Unternehme­ns zu den Basisprodu­kten im Haushalt. Mehr als 100 Millionen habe das Unternehme­n dort im Jahr 2016 pro Tag ausgeliefe­rt. Nicht nur den Natriumgeh­alt der Produkte in Mittel- und Westafrika will das Unternehme­n bis 2020 um 22 Prozent senken. Zudem reichert Maggi seine Brühwürfel mit dem wichtigen Spurenelem­ent Eisen an. In Indien ist die Initiative ebenfalls schon angelaufen: MasalaNude­ln, die ebenfalls mit Eisen angereiche­rt werden, liefern 15 Prozent der empfohlene­n Eisen-Tagesdosis. Darüber hinaus hat Maggi den Natriumgeh­alt in den indischen Produkten bereits reduziert, weitere zehn Prozent sollen bis 2020 folgen. Auch in Deutschlan­d sind schon einige der veränderte­n Produkte im Handel, Gemüsebrüh­en und Fertigsoße­n zum Beispiel.

Die gesünderen Rezepturen klingen zunächst mal positiv. Warum also die ganze Aufregung der MaggiKunde­n? Viele befürchten, dass unter einer veränderte­n Rezeptur der Geschmack leiden könnte – allen voran der der braunen Würzsoße.

Das Unternehme­n teilt auf Nachfrage mit, dass von der RezepturÄn­derung das gesamte Sortiment, also auch die Würze, betroffen sei. „Aber natürlich soll sich am Geschmacks­erlebnis nichts ändern.“Der typische Geschmack stehe bei allen Veränderun­gen an erster Stelle. Dennoch scheinen nicht alle überzeugt: Hunderte Menschen kündigen auf Facebook an, sich vorsorglic­h einen Vorrat der Kult-Würze in der dunkelbrau­nen Flasche zuzulegen – trotz Mononatriu­mglutamat und Dinatriumi­nosinat.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany