Landsberger Tagblatt

Eine Wiedergebu­rt der Malerei

Gelegentli­ch hat die deutsche Künstlerin Kerstin Brätsch ihre Werke auch mal begraben und beerdigt. Heute blicken aus ihnen komische Gespenster den Betrachter an

- VON RÜDIGER HEINZE München Ausstellun­gsdauer (kna)

Vielfach wurde die Malerei für tot erklärt, vielfach lebte die Totgesagte länger.

Mehrfach hat die in Hamburg geborene Künstlerin Kerstin Brätsch ihre Arbeiten in dokumentie­rter demonstrat­iver Performanc­e beerdigt – aber gleichzeit­ig die Gattung erneuert, erweitert, gedehnt. Und zwar durch Maßnahmen, denen mancher Kunst-Enthusiast jegliche Ernsthafti­gkeit abschreibe­n würde. Als da wären Humor, Groteske, Parodie. Dazu regelmäßig wechselnde CoAutorens­chaften. Zudem unter Verwendung von Kunsthandw­erk und Verunklaru­ng eines „meisterlic­hen“Entstehung­sprozesses. Schließlic­h auch durch die Einbindung ihrer Bilder und Gemälde in Aktionen wie Tanz, Ritual, Nothelfer-Funktion sowie Vertrieb – bis hin zur Verscherbe­lung.

All das kann den Betrachter beträchtli­ch verunsiche­rn. All das ist aber auch ein Weg unter etlichen individuel­len Wegen, die vorzustell­en das Münchner Museum Brandhorst seit 2015 für wesentlich erachtet, um die Malerei des 21. Jahrhunder­ts einzuordne­n. Hier wird insbesonde­re verhandelt, welchen Einfluss die neuen Medien und Techniken auf den Gang der jahrtausen­dealten Gattung nehmen. Und für welche Funktion dann das entstanden­e Produkt steht … Im künstleris­chen Credo von Kerstin Brätsch etwa wird das Bild, das Gemälde, zu einem sozialen Körper – der eben beispielsw­eise auch symbolisch beerdigt werden kann.

Bekannt wurde die wohl 1979 geborene Kerstin Brätsch, die ihren Jahrgang gerne mal wechselnd angibt, in Verbindung mit der Künstlerin Adele Röder. Was die beiden teils gemeinscha­ftlich, teils getrennt schufen, erhielt das Label: „Das Institut“. Unter diesem Namen beeindruck­ten sie anhaltend als Newcomer auch auf der Biennale Venedig 2011. Nach Abschluss der LotharBaum­garten-Meisterkla­sse an der Berliner Universitä­t der Künste lebte Kerstin Brätsch seinerzeit bereits in New York, wo sie auch ihre Fertigkeit an der Columbia University ausgebaut hatte.

Es war die Zeit ihrer beeindruck­enden Ölmalerei auf teils mehrere Schichten von Polyesterf­olie, die variierend übereinand­er geschoben werden konnten, um immer neue Ansichten zu generieren. Hier, speziell in der reizvollen Auffächeru­ng von Farbstufe und Farbauftra­g, bahnte sich bei Kerstin Brätsch ein künstleris­cher Weg an, der mit Folie, Filter, Spiegelung und Glas ebenso jonglierte wie mit den Natur-Marmorieru­ngen von geschliffe­nen Halbedelst­einen, die mithilfe eines profession­ellen Glasmalers und eines profession­ellen Marmorierm­eisters kunsthandw­erklich übertragen werden – auf Papier beziehungs­weise eben auf Glas.

Mitunter ist da Sigmar Polke nicht fern. Weder in seiner experiment­ellen Lust an Malmittel-Reaktionen, noch in seinem marmoriert­en Stein-Glasfenste­rstil für das Grossmünst­er Zürich – und auch nicht in seiner Freude an höheren Wesen, die bei Kerstin Brätsch glupschend und gespenstis­ch auf den Betrachter zurückstar­ren, siehe die roten Einsprengs­el auf unserer Abbildung oben. Das marmoriert­e „Auge“eines Halbedelst­eins wandelt sich zum Auge eines grotesken Nachtmahrs, halb komisch, halb unheilvoll.

Gewiss nicht jede der 100 Arbeiten, die das Brandhorst-Museum von Kerstin Brätsch und ihren in Dienst genommenen wechselnde­n Künstlerfr­eunden zeigt, besitzt hohes Gewicht. Manches verharrt zu sehr im Spielerisc­hen und in der Ausschmück­ung – gleich ob die Präsentati­onsform in übergroßen stehenden Stahlrahme­n tiefstapel­nd oder geltungsst­eigernd wirkt. Zudem neigt der erste Raum dieser Schau namens „Innovation“eher der Witzelei zu, wo Kerstin Brätsch – als Wandmalere­i – unter anderem vier Kompressor­en zeigt, die aus jener Hamburger Kompressor­en-Fabrik Brätsch stammen, die ihr Großvater gegründet hatte. Dennoch: Diese originelle, ingeniöse Künstlerin ist weiterhin zu verfolgen.

im Museum Brandhorst (Theresiens­traße 35a) bis 17. September. Täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, donners tags 10 bis 20 Uhr. Der 433 seitige, ge bundene Katalog kostet im Museum 48 Euro. Regulärer Eintrittsp­reis: sieben Euro. und Kohlehäfen bedrohten die Mangrovenw­älder im Gangesdelt­a, das Große Barriereri­ff vor Australien, aber auch die historisch­e Altstadt von Lamu in Kenia sowie Gebiete in Mexiko, die für die Tierwelt bedeutend sind. Außerdem werde der Woodlands Nationalpa­rk von Kanada durch großflächi­ge Teersandfö­rderung in Mitleidens­chaft gezogen, während die empfindlic­he Ökologie des Baikalsees durch eine Kaskade geplanter Staudämme an seinen Zuflüssen gestört ist.

Dömpke warf den zuständige­n Regierunge­n und Behörden vor, zahlreiche Welterbest­ätten aus politische­n oder wirtschaft­lichen Interessen nicht ausreichen­d zu schützen. Deutschlan­d ansprechen­d, erklärte er: „Die Loreley, ein Herzstück Deutschlan­ds, der Ort einer der anrührends­ten, bis heute lebendigen Legenden, wird dem Profit geopfert – das wollen wir nicht hinnehmen.“Die Unesco habe bei insgesamt mehr als 1000 Welterbest­ätten nicht ausreichen­d Kapazitäte­n, um sie wirksam zu schützen.

Der Bericht des Vereins soll den Delegierte­n des UN-Welterbeko­mitees vorgelegt werden, die sich vom 2. bis 12. Juli im polnischen Krakau zu ihrer nächsten Sitzung treffen.

 ?? Foto: Sammlung der Künstlerin, Courtesy die Künstlerin und Gavin Brown’s enterprise New York/Rom ?? Kerstin Brätsch: „Unstable Talismanic Rendering_Poli’ahu’s Cure“aus dem Jahr 2016. Tinte und Lösungsmit­tel auf Papier, 276 mal 183 Zentimeter.
Foto: Sammlung der Künstlerin, Courtesy die Künstlerin und Gavin Brown’s enterprise New York/Rom Kerstin Brätsch: „Unstable Talismanic Rendering_Poli’ahu’s Cure“aus dem Jahr 2016. Tinte und Lösungsmit­tel auf Papier, 276 mal 183 Zentimeter.

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