Kleine Kunstwerke auf dem Kopf
Das Duo „Trachtengwand“und „Haarflechterei“begeistert die Trachtlerinnen
Gegenüber von der Kirche in Reichling, leicht zu finden in der Wurzbergstraße, eröffnete nun ein Trachtenladen. Petra Schadt und Loretta Vinko ergänzen sich, von einer Schneiderei über passende Accessoires bis hin zu Haarschmuck und Flechtfrisuren findet man alles, was zu einem traditionellen boarischen Gwand gehört: geschmackvolle Dinge gleich zum Mitnehmen oder individuelle Anfertigungen nach Wunsch.
Haarflechterin Loretta Vinko ist keine Unbekannte. Wer das Landwirtschaftliche Wochenblatt liest oder „Wir in Bayern“im Bayerischen Fernsehen verfolgt, hat die junge, sympathische Haarflechterin schon gesehen. Ob Flechtfrisuren, Haarschmuck oder Kurse: Für viele Frauen gehört zum Dirndl eine passende Frisur dazu.
Loretta Vinko, eigentlich Medienkauffrau von Beruf, zaubert aus längeren Haaren wunderbare geflochtene Kunstwerke für besondere Anlässe, wie Hochzeiten und vielleicht auch für das 94. Lechgautrachtenfest, das im Juli in Reichling stattfindet. Ihre Techniken gibt sie auch weiter. Bei Kursen kann man lernen, wie das Haareflechten funktioniert oder man eigenen Haarschmuck bastelt. Unter der Woche arbeitet sie als Medienkauffrau, am Wochenende werden dann der Dutt, das Kranzerl, der Knoten, Flechtfrisuren wie Fischgrätzopf, Schachbrettmuster, Wasserfall und Banane auf die Köpfe der „boarischen Madln“gezaubert.
Die Schneiderwerkstatt für Trachten ergänzt die Haarflechterei: Die Industrieschneiderin Petra Schadt fertigte in ihrer Ausbildung bereits traditionelle Trachten. Auch als junge Mutter blieb sie ihrer Leidenschaft und dem Traditionsbewusstsein treu. So stattete sie ihre drei Kinder regelmäßig aus.
Beim Trachtenverein Hofstetten ist sie als Schriftführerin aktiv. Erste Anfragen kamen, ihre Nähkünste wurden angefragt. Neben der Ausbildung belegte sie Weiterbildungskurse bei Marianne Schreiegg in Apfeldorf, ließ sich in die Fertigung der Trachtenunterröcke und bei Annamirl Raab am Schliersee ins Miedernähen einweisen. In ein „steifes Mieder“werden Peddigrohrstäbe eingearbeitet, was besondere Genauigkeit erfordert.
In ihrer Werkstatt legt sie besonderen Wert auf saubere Näharbeit und die „Liebe zum Detail“. Dirndl und Trachten nach überlieferter Tradition, von Hand gestiftelte oder gesmogte Schürzen ohne sichtbare Nähte sind für sie eine Selbstverständlichkeit. Jedes Gwand wird individuell nach Wunsch angefertigt. „Von der Idee über den Stoffkauf bis zur letzten Anprobe bin ich da für meine Kundschaft“, meint die Trachtenschneiderin. Sie verarbeitet auch alte und von den Kunden mitgebrachte Stoffe. Zudem kann man bei Petra Schadt einen Nähkurs belegen. „Mir liegt es am Herzen, dass die Kunst des Nähens überliefert wird und die Jugend ihren Spaß daran findet“, so die Näherin.
Pfarrer Michael Vogg hatte die Räume gesegnet und meinte: „Ich sehe es als eine große Bereicherung für Reichling.“
Auch Künste am Spinnrad waren gefragt
Marianne Schreiegg war auch zur Eröffnung gekommen und zeigte am Spinnrad ihre Künste. Der große Besucherandrang ließ die beiden Frauen strahlen. „Es war ein wunderbarer Nachmittag, und wir haben uns über jeden Gast, Anregungen und Aufträge sehr gefreut“, so Petra und Loretta nach dem Eröffnungsnachmittag.