Ministerin macht Fischen den Weg frei
Seeforelle & Co. können jetzt bis zum Oderdinger Wehr hinaufschwimmen. Das freut nicht nur Ulrike Scharf
Schied und Seeforelle können jetzt bis zum Oderdinger Wehr die Ammer hinaufschwimmen. Am Donnerstag hat die Umweltministerin Ulrike Scharf die neue Sohlgleite, die das Grundwehr III bei Unterhausen ersetzt, eröffnet. Mit der Modernisierung des Grundwehrs wurde laut Umweltministerium jetzt bereits die fünfte Maßnahme zur Herstellung der vollständigen Durchgängigkeit der Ammer abgeschlossen. „Die Ammer ist ein ökologisches Juwel mit einem herausragenden Artenreichtum. Der Flusslauf der Ammer ist ein besonders sensibles Gebiet. Mit dem Umbau des Grundwehrs III sind wir unserem Ziel einer frei fließenden Ammer wieder einen großen Schritt näher gekommen“, erklärte Scharf vor Ort. Dank der modernen Bauweise könnten die Fische auch bei wenig Wasser wandern. Naturfreunde fänden ein natürliches und strukturreiches Gewässer vor, und Bootsfahrer könnten wieder sicher den Höhenunterschied überwinden.
Die Kosten für den zwei Jahre dauernden Umbau des knapp 100 Jahre alten Grundwehrs in Höhe von gut zwei Millionen Euro trägt der Freistaat. Im Mittelpunkt des Umbaus steht die Sohlgleite, eine besonders flache Rampe. Seit 2001 wurden damit fünf Querbauwerke umgestaltet. Insgesamt hat Bayern damit bereits rund sieben Millionen Euro in die naturnahe Gestaltung der Ammer investiert.
Die Bürger konnten sich am Nachmittag bei einer kleinen Feier das neue Bauwerk anschauen und über den Lebensraum Ammer informieren. Der für den Landkreis Weilheim-Schongau zuständige Abteilungsleiter Bernhard Müller erläuterte, warum hier überhaupt Bauwerke nötig sind: „Die Ammer ist begradigt worden und hat von Peißenberg bis zum Ammersee die Hälfte ihrer Fließstrecke verloren.“Damit aus dem einst gemütlich mäandernden Gewässer kein reißender Strom wird, musste dem Wasser die Geschwindigkeit genommen werden: „Es wurden Stützwehre wie 1923 das Grundwehr III gebaut.“Das Grundwehr hatte einen Absturz von 2,60 Metern.
Es war laut Information des Wasserswirtschaftsamtes baufällig und die Fischaufstiegshilfe sowie die Floßrutsche waren nicht mehr voll funktionsfähig. Wasserbausteine in der Ammer auf 160 Metern, die Sohlgleite, sorgen jetzt dafür, dass die Ammer hier ein wenig gebremst wird. Gleichzeitig wurde auch zu einer Altarmschleife, die nicht mehr angebunden war, ein Durchbruch und am nördlichen Ende der Schleife ein Fischpass zurück in die Ammer geschaffen.
Die Ammer ist somit an dieser Stelle wieder für die im Wasser lebenden Tiere durchgängig. Dies fordert auch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie. „Die Ammer und ihre Zuflüsse vernetzen das Ammergebirge mit den Niederungen und Mooren im Alpenvorland. Der Fluss soll sich zu einem weitgehend renaturierten und vollständig durchgängigen Gewässer entwickeln können“, heißt es in der Pressemitteilung des Umweltministeriums. Beim Umbau des Grundwehrs wurde das Wasserwirtschaftsamt vom Weilheimer Kanuverband, von der Ammer-Allianz sowie dem Anglerverein Pfaffenwinkel unterstützt.
Christian Auer vom Anglerverein Pfaffenwinkel hat sowohl Seeforelle als auch Schied, einen Fisch aus der Familie der Karpfen, hier vom See zu ihren Laichplätzen die Ammer herauf wandern sehen. Dem Verein gehört hier das Altwasser, welches jetzt wieder mit frischem Wasser versorgt wird, und er bewirtschaftet die Ammer von der Pähler Brücke bis zum Ammersee.
Auer zählt einige Arten, die in der Ammer leben, auf – die aber angesichts ihres verborgenen Daseins im Wasser wohl vielen unbekannt sind: Nasen, Barben, Nerflinge, Äschen, Huchen, Bachforelle und Rutte. Wie die Tiere aussehen, kann man sich am lebenden Objekt im Aquarium oder an den Exponaten ansehen, die die Angler mitgebracht haben.
Tiere ganz anderer Art hat Axel Marten in einer kleinen Plastikschale: Hier wuseln die Larven mehrerer Fliegenarten umher. Die hat der für Gewässerökologie zuständige Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes aus der Ammer geholt, um sie einer Schulklasse zu zeigen.
Über die Arten werde der biologische Zustand eines Gewässers bestimmt, das heißt, wie sauber oder nährstoffreich das Gewässer ist, oder auch sein struktureller Zustand.