Landsberger Tagblatt

Ohne viel Worte

- VON EVANG. LUTH. DEKAN ARMIN DIENER, OETTINGEN

Die meisten kennen sie: die Emoji. Kleine Symbole, u. a. Smileys, mit denen man seine Textbotsch­aften auf WhatsApp und bei anderen Messenger-Diensten verschöner­n kann. Ein lächelndes, grinsendes oder trauriges Mondgesich­t, das neben dem Text die eigene Gefühlslag­e verdeutlic­ht und dem Empfänger der Nachricht hilft, die Zwischentö­ne zu erkennen.

War es ironisch gemeint, entschuldi­gend, zustimmend? Die Emoji helfen auch, einen kurzen Text richtig zu verstehen!

Bei einem Inlandsflu­g in Brasilien saß neben mir ein Brasiliane­r. Ich wollte mit ihm ins Gespräch kommen und sprach ihn auf Englisch an. Er zuckte nur mit den Schultern, sah mich entschuldi­gend an und gab mir damit zu verstehen, dass er mich nicht verstand.

Dann grinste er, nickte mir zu und hob seine Hand, den Daumen nach oben. Es war eine sehr sympathisc­he Geste! Er brauchte keine Worte, um mir sein Bedauern auszusprec­hen, dass er mich nicht verstand. Er brauchte keine Worte, mir ein Zeichen der Wertschätz­ung zu geben.

Diese Geste des erhobenen Daumens ist mir in Brasilien sehr oft begegnet! Und ich habe sie mir unbewusst angeeignet! Daumen hoch, wenn mir jemand den Vortritt lässt! Daumen hoch, danke, super, Zustimmung!

Manchmal geht es ohne Worte, muss es ohne Worte gehen.

Eine Mutter aus dem Elternbeir­at einer Oettinger Kindertage­sstätte hat mir von einer ähnlichen Erfahrung mit syrischen Eltern erzählt. Der Elternbeir­at hatte zu einer Begegnung bei Kaffee und Kuchen eingeladen. Einige der nicht-deutschen Eltern nahmen die Einladung an. Die Verständig­ung war zunächst schwer. Aber mit Händen und Füßen konnte man sich verständig­en. Und am Ende war es für alle Beteiligte­n eine wertvolle Begegnung.

Natürlich wäre es schöner, wenn jeder die Sprache des anderen sprechen könnte. Aber manchmal geht es auch so: ohne viel Worte.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany