Turbo für die Wirtschaft
Die Uniklinik in Augsburg kommt. Und mit ihr Entwicklungsschübe für die Stadt und Region
Das Klinikum Augsburg wird 2019 zum Universitätsklinikum. Mit rund 250 000 versorgten Patienten pro Jahr und mehr als 1700 Betten ist das kommunale Krankenhaus mit der höchsten Versorgungsstufe (Maximalversorgung) schon jetzt eines der größten in Deutschland. Die jüngsten Meilensteine des im Jahr 1974 gebauten Zentralklinikums: Im Dezember 2016 ist die Gründung der medizinischen Fakultät als achte Fakultät der Universität Augsburg erfolgt und im April 2017 wurde Frau Professor Dr. Martina Kadmon zur Gründungsdekanin ernannt. Sie gilt als hoch qualifizierte Medizinerin, die bereits mit der Leitung einer medizinischen Fakultät vertraut sowie in Forschung und Lehre sehr erfahren ist. Im Wintersemester 2018/19 soll der Start sein für ein Studium an der Uniklinik.
Am Klinikum und an der Universität wird in neue Gebäude und Einrichtungen für die Lehre investiert, weitere Arbeitsplätze und neue Infrastruktur werden entstehen. In direkter Nachbarschaft zum heutigen Klinikum entsteht ein zweiter Campus der Universität. Mit der Umwandlung zur Uniklinik in den nächsten Jahren werden innovative Impulse für den gesamten Wirtschaftsstandort erwartet. In der Summe sollen damit die medizinische Versorgung auf hohem Niveau gesichert, der städtische und der Landkreis-Haushalt von den Kosten der bisherigen Trägerschaft entlastet, die Universität durch die medizinische Fakultät noch attraktiver und hoch qualifizierte Arbeitskräfte angezogen werden.
Die wirtschaftliche Bedeutung einer Universitätsmedizin wurde auch auf dem 4. A³ Immobilienkongress im Mai diskutiert. Im Vortrag von Prof. Dr. Armin Töpfer von der TU Dresden erfuhren die Gäste aus Sicht eines Gutachters, der zahlreiche andere deutsche Uniklinik-Standorte evaluiert hat, welche starken Impulse ein Universitätsklinikum setzen kann. Er appellierte ganz grundsätzlich daran, Zeit und Kosten einzuhalten und die Komplexität eines medizinischen Projektes nicht zu unterschätzen. Ein Klinikum sei ein lebender Körper und schwerer zu steuern als Projekte wie der Augsburg Innovationspark.
„Dies ist ein wichtiges, vielleicht sogar das wichtigste Vorhaben in der Region Augsburg in den nächsten Jahren“, so Professor Dr. Töpfer. Gutes Wirtschaften und die begleitende Kommunikation der geleisteten Wertschöpfung seien weitere wichtige Aspekte. Viele Unikliniken liefen gut, aber es gebe auch Kliniken, die defizitär wirtschafteten. Die von der Universitätsmedizin Heidelberg verursachte Wertschöpfung in Baden-Württemberg beziehungsweise in Deutschland entspricht dem 1,8-fachen beziehungsweise 2,7-fachen der direkten Wertschöpfung in der Universitätsmedizin Heidelberg.
Auch der Multiplikator der Steuer-und Beschäftigungswirkung könne laut Professor Töpfer bei guter Bewirtschaftung über dem Faktor 2 liegen. So kommen auf 1 Mitarbeiter der Universitätsmedizin Heidelberg 1,4 Arbeitsplätze in Baden-Württemberg (2,7 in Deutschland). Der Experte sieht im Aufbau der Universitätsmedizin Augsburg eine große Herausforderung an die Projektentwicklung, aber zahlreiche positive Effekte können in Kraft treten: verbesserte Auftragslage, positive Beschäftigungseffekte, mehr Kaufkraft, Wanderungszugewinne, Imagegewinn, Kooperationen zwischen der Universitätsmedizin und Unternehmen, Ausgründungen und Startups und vieles mehr.
An der Schnittstelle von Augsburg, Neusäß und Stadtbergen entsteht damit ein neues Quartier in unmittelbarer Nähe zur zukünftigen Uniklinik mit hochwertiger Bebauung. Der neue Unicampus mit einer Größe von 13,5 Hektar soll in einem Zeitraum von mehreren Jahren realisiert werden. Die ersten Gebäude umfassen ein Lehrgebäude mit Hörsälen und Seminarräumen, ein Forschungsgebäude und ein Zentrum für Integrierte Forschung. Gemäß der städtebaulichen Leitidee gruppieren sich die ersten sieben Gebäude der Medizinischen Fakultät um einen zentralen Hauptplatz.
Um das Gelände zu beleben, soll auch Raum für Läden, Gastronomie, Sporteinrichtungen oder auch eine Kindertagesstätte zur Verfügung stehen. Im weiteren Verfahren wird zudem noch ein eigenes Konzept zur Grünordnung der Flächen im Campus selbst sowie der Einbettung in die bestehenden Grünflächen des jetzigen Klinikums erarbeitet. Und der Campus soll weitgehend autofrei bleiben. Der Infrastruktur für Fußgänger und Radler wird besondere Bedeutung beigemessen.