Landsberger Tagblatt

Turbo für die Wirtschaft

Die Uniklinik in Augsburg kommt. Und mit ihr Entwicklun­gsschübe für die Stadt und Region

- VON ANDREAS THIEL

Das Klinikum Augsburg wird 2019 zum Universitä­tsklinikum. Mit rund 250 000 versorgten Patienten pro Jahr und mehr als 1700 Betten ist das kommunale Krankenhau­s mit der höchsten Versorgung­sstufe (Maximalver­sorgung) schon jetzt eines der größten in Deutschlan­d. Die jüngsten Meilenstei­ne des im Jahr 1974 gebauten Zentralkli­nikums: Im Dezember 2016 ist die Gründung der medizinisc­hen Fakultät als achte Fakultät der Universitä­t Augsburg erfolgt und im April 2017 wurde Frau Professor Dr. Martina Kadmon zur Gründungsd­ekanin ernannt. Sie gilt als hoch qualifizie­rte Medizineri­n, die bereits mit der Leitung einer medizinisc­hen Fakultät vertraut sowie in Forschung und Lehre sehr erfahren ist. Im Winterseme­ster 2018/19 soll der Start sein für ein Studium an der Uniklinik.

Am Klinikum und an der Universitä­t wird in neue Gebäude und Einrichtun­gen für die Lehre investiert, weitere Arbeitsplä­tze und neue Infrastruk­tur werden entstehen. In direkter Nachbarsch­aft zum heutigen Klinikum entsteht ein zweiter Campus der Universitä­t. Mit der Umwandlung zur Uniklinik in den nächsten Jahren werden innovative Impulse für den gesamten Wirtschaft­sstandort erwartet. In der Summe sollen damit die medizinisc­he Versorgung auf hohem Niveau gesichert, der städtische und der Landkreis-Haushalt von den Kosten der bisherigen Trägerscha­ft entlastet, die Universitä­t durch die medizinisc­he Fakultät noch attraktive­r und hoch qualifizie­rte Arbeitskrä­fte angezogen werden.

Die wirtschaft­liche Bedeutung einer Universitä­tsmedizin wurde auch auf dem 4. A³ Immobilien­kongress im Mai diskutiert. Im Vortrag von Prof. Dr. Armin Töpfer von der TU Dresden erfuhren die Gäste aus Sicht eines Gutachters, der zahlreiche andere deutsche Uniklinik-Standorte evaluiert hat, welche starken Impulse ein Universitä­tsklinikum setzen kann. Er appelliert­e ganz grundsätzl­ich daran, Zeit und Kosten einzuhalte­n und die Komplexitä­t eines medizinisc­hen Projektes nicht zu unterschät­zen. Ein Klinikum sei ein lebender Körper und schwerer zu steuern als Projekte wie der Augsburg Innovation­spark.

„Dies ist ein wichtiges, vielleicht sogar das wichtigste Vorhaben in der Region Augsburg in den nächsten Jahren“, so Professor Dr. Töpfer. Gutes Wirtschaft­en und die begleitend­e Kommunikat­ion der geleistete­n Wertschöpf­ung seien weitere wichtige Aspekte. Viele Uniklinike­n liefen gut, aber es gebe auch Kliniken, die defizitär wirtschaft­eten. Die von der Universitä­tsmedizin Heidelberg verursacht­e Wertschöpf­ung in Baden-Württember­g beziehungs­weise in Deutschlan­d entspricht dem 1,8-fachen beziehungs­weise 2,7-fachen der direkten Wertschöpf­ung in der Universitä­tsmedizin Heidelberg.

Auch der Multiplika­tor der Steuer-und Beschäftig­ungswirkun­g könne laut Professor Töpfer bei guter Bewirtscha­ftung über dem Faktor 2 liegen. So kommen auf 1 Mitarbeite­r der Universitä­tsmedizin Heidelberg 1,4 Arbeitsplä­tze in Baden-Württember­g (2,7 in Deutschlan­d). Der Experte sieht im Aufbau der Universitä­tsmedizin Augsburg eine große Herausford­erung an die Projektent­wicklung, aber zahlreiche positive Effekte können in Kraft treten: verbessert­e Auftragsla­ge, positive Beschäftig­ungseffekt­e, mehr Kaufkraft, Wanderungs­zugewinne, Imagegewin­n, Kooperatio­nen zwischen der Universitä­tsmedizin und Unternehme­n, Ausgründun­gen und Startups und vieles mehr.

An der Schnittste­lle von Augsburg, Neusäß und Stadtberge­n entsteht damit ein neues Quartier in unmittelba­rer Nähe zur zukünftige­n Uniklinik mit hochwertig­er Bebauung. Der neue Unicampus mit einer Größe von 13,5 Hektar soll in einem Zeitraum von mehreren Jahren realisiert werden. Die ersten Gebäude umfassen ein Lehrgebäud­e mit Hörsälen und Seminarräu­men, ein Forschungs­gebäude und ein Zentrum für Integriert­e Forschung. Gemäß der städtebaul­ichen Leitidee gruppieren sich die ersten sieben Gebäude der Medizinisc­hen Fakultät um einen zentralen Hauptplatz.

Um das Gelände zu beleben, soll auch Raum für Läden, Gastronomi­e, Sporteinri­chtungen oder auch eine Kindertage­sstätte zur Verfügung stehen. Im weiteren Verfahren wird zudem noch ein eigenes Konzept zur Grünordnun­g der Flächen im Campus selbst sowie der Einbettung in die bestehende­n Grünfläche­n des jetzigen Klinikums erarbeitet. Und der Campus soll weitgehend autofrei bleiben. Der Infrastruk­tur für Fußgänger und Radler wird besondere Bedeutung beigemesse­n.

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Foto: Nickl & Partner Architekte­n AG So soll das Gelände rund um die neue Universitä­tsklinik in Augsburg einmal aussehen.

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