Ein rätselhafter Untergang
Die Fachwelt lächelte kühl, als der Amateur Heinrich Schliemann seinen Homer beim Wort nahm und sich auf die Suche nach Troja begab. Aber Homers „Ilias“über den trojanischen Krieg wirkt wie ein knallharter Tatsachenbericht verglichen mit dem geografischen Rätsel, das Plato der Nachwelt hinterlassen hat. Das Rätsel heißt Atlantis.
Das rätselhafte Atlantis gilt den meisten bis heute als ein Fantasieprodukt, so wie seinerzeit Troja und sein Krieg. Allerdings haben Schliemann und seine Nachfolger im Nordwesten der Türkei so viel ausgegraben, dass dort eine ganze Serie ziemlich trojanischer Gebilde zu Tage kam. Von Atlantis, dem sagenhaften bronzezeitlichen Inselreich, fehlt weiter jede Spur.
Jede Spur? Nein, es gibt zu viele und viele zu schwache Spuren. Atlantis ist schon so gut wie überall vermutet worden. Da der Inselstaat „jenseits der Säulen des Herkules“ gelegen haben soll, liegt ein Platz im Atlantik nahe. Mit den Säulen des Herkules ist nach klassischer Auffassung die Meerenge von Gibraltar gemeint. Aber gefunden hat man da draußen im Atlantik bisher keine nennenswerte untergegangene Insel. Was gibt’s noch? Jede Menge: von der klimatisch damals geeigneteren Antarktis, über Amerika, Spanien und die britischen Inseln bis nach Afrika und Indien. Realistischer geht es im Mittelmeer zu, wo die großartige kretische Kultur zeitgemäß untergegangen ist.
Aber was heißt hier Untergang? Klimakatastrophe? Tsunami? Vulkanausbruch? Erdbeben? Atlantis soll um 9600 vor Christus „innerhalb eines einzigen Tages und einer unglückseligen Nacht“untergegangen sein. Oder war es ein Krieg? Plato spricht auch von „einer der größten Heldentaten Athens“. Lassen wir an dieser Stelle Eberhard Zangger zu Wort kommen. Der deutsche Geo-Archäologe hat in mehreren Büchern das Atlantis-Rätsel untersucht. Er hat den Atlantis-Text von Plato mit Homers Ilias und Schliemanns Troja verglichen. Ergebnis: erstaunliche Übereinstimmungen zwischen Atlantis und Troja. Und was ist mit der Meerenge? Auch Troja liegt an einer Meerenge, nur dass die ins Schwarze Meer führt. Und die griechische Heldentat wäre dann wohl der gewonnene Krieg um Troja. Hat Schliemann also nicht nur Troja, sondern zugleich auch Atlantis entdeckt?