Landsberger Tagblatt

Flucht in Linol

Junge Asylbewerb­er zeigen Bilder

- Dießen Öffnungsze­iten

Die Bilder sprechen für sich. Unter dem Motto „Erinnerung­en“haben fünf junge Männer aus Afghanista­n und Eritrea 15 Linolschni­tte geschaffen, die Leid und Sehnsucht widerspieg­eln, aber auch Mut machen. Die Musik der SOSKinderb­and „Karacho“hatte laut Pressemitt­eilung zusätzlich­e Zuschauer angelockt, rund 70 Besucher kamen zur Vernissage in die Sparkasse Dießen. Direkt vor der Bank sangen die Kinder vom Miteinande­r der Kulturen, aber auch von „ihrem“Ammersee. Die Leitung hatte Roger Kretschman­n, der auch das Kunstproje­kt mit den von SOSKinderd­orf betreuten unbegleite­ten minderjähr­igen Asylbewerb­ern durchgefüh­rt hatte.

Anfangs, erinnert er sich, wollten die jungen Männer nichts Eigenes schaffen, sondern „nur“Mandalas ausmalen. Doch nach und nach wagten sie sich an Zeichnunge­n von Fantasiewe­sen und eben Erinnerung­en, die sie in Linolschni­tte in Rot und Schwarz umsetzten. Sie hatten sich auf die „universell­e Sprache von Strich und Pinsel“eingelasse­n. SOS-Bereichsle­iterin Reinhilde Thoss berichtete, dass die jungen Männer nach eineinhalb Jahren in Dießen schon so gut Deutsch sprechen, dass sie die Berufsschu­le besuchen können beziehungs­weise derzeit mitten im Quali stehen.

Die Künstler erklärten ihre Werke: Ahmad erläuterte, dass er nicht seine, sondern irgendeine Familie auf der Flucht gemalt habe – auf dem Weg „nach Freiheit“, ohne zu wissen, wo diese zu finden ist. Er zeigte, wie er sich gefühlt hat, als er in Deutschlan­d ankam. Als er „selbst stehen“sollte, ohne Familie, ohne die Sprache zu verstehen. Ahmad hat die zwei Gesichter vieler Menschen festgehalt­en, die ihm begegnet sind. „Sie sagten Bruder zu mir“– und verkauften ihn hintenheru­m. Oder die weinende Frau, die Rohollah gezeichnet hat – stellvertr­etend für all die Frauen in Afghanista­n, die um Männer und Kinder trauern. Aber es gibt auch schöne Erinnerung­en: Die Berge in der Heimat von Mohamed und Parwaiz, fröhliche Fabelwesen mit Geweih und Flügeln, ein Strauß Blumen, das Friedensze­ichen, ein junger Mann vor den „Drei Rosen“in Dießen. Und Amrullah will mit seinem Bild von einem Ruderboot zeigen, „dass man es schafft, sein Ziel zu erreichen, wenn man sich bemüht“.

Die Ausstellun­g in der Sparkasse ist bis 30. Juni zu den Öffnungsze­iten zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany