Edler Ritter und schöner Verlierer
Der Mensch strebt zum Guten und Schönen. Das Schöne gibt es gelegentlich schon mit in die Wiege gelegt. Das Gute zu erlangen aber ist harte Arbeit. Am härtesten wird es für den, dem die Welt den Beinamen „der Schöne“verliehen hat und ihn losschickt, die Finsternis zu bekämpfen.
Von ihr gefangen war Ende des Jahrtausends die deutsche Fußball-Nationalelf. Der edle Ritter, der sie befreien sollte, hieß Erich Ribbeck. Ein grau melierter Ruheständler, von den Medien zum Sir erhoben, der auf Teneriffa Teint und Frisur pflegte. Die Rettung schlug fehl. Die Euro 2000 geriet für Ritter Erich und seine Mannen zum Desaster. Nichts, das weder gut noch schön war. Am Ende seiner Amtszeit war Sir Erich der erfolgloseste Teamchef der DFB-Geschichte. Als solcher zog er sich wieder auf seine Insel zurück.
Geblieben ist die Erinnerung an einen schönen Verlierer, der auch im Untergang noch eine gute Figur abgegeben hat. Ribbeck hätte damals etliche Gründe gehabt, gegen seinen Arbeitgeber nachzutreten. Beispielsweise, dass der Deutsche Fußball-Bund es versäumt hatte, ein konkurrenzfähiges System der Talentförderung zu entwickeln und sich dabei nicht auf das Glück zu verlassen, das ihn lange üppig bedacht hatte und mit dem Ende der Ära Berti Vogts verließ. Ribbeck behielt das für sich. Er konnte damit leben. Ein feiner Kerl, wie sein literarischer Wesensbruder.