Landsberger Tagblatt

Die letzte Männerbast­ion ist erobert

Unter den Lehrkräfte­n und Schulleite­rn sind die Frauen längst in der Überzahl. Mit dem Dienstantr­itt von Monika Zintel ist jetzt auch das Schulamt ganz in weiblicher Hand

- (ger) Foto: Jordan

Die Grund- und Mittelschu­len sind schon seit Jahren fast ausschließ­lich in weiblicher Hand, unter den Schulleite­rn gibt es nur noch ein paar „Quotenmänn­er“, und jetzt ist im Landkreis auch noch die letzte männliche Bastion im Schulberei­ch von den Frauen erobert worden: Seit Mai wird das Schulamt von Monika Zintel geleitet.

Wobei: Die neue Leiterin der Aufsichtsb­ehörde über die Grundund Mittelschu­len sieht sich weniger als Chefin als vielmehr als Teil des Teams mit Schulrätin Brigitte Sulzenbach­er. Und dazu haben sich, wie es scheint, auch die Richtigen zusammenge­funden: Zintel und Sulzenbach­er kennen sich nicht nur aus der Zeit, als sie Schulleite­rinnen im Landkreis waren (in Utting und Weil), sie waren auch schon in der Supervisio­n von Schulleite­rn tätig. Zwischenze­itlich trennten sich die berufliche­n Wege wieder etwas, als Monika Zintel in den Landkreis Augsburg wechselte, zunächst als Leiterin der damaligen Hauptschul­e in Schwabmünc­hen, dann ins Schulamt Augsburg-Land, wo sie zuletzt dreieinhal­b Jahre tätig war.

Mit dem Wechsel nach Landsberg schließt sich nun der berufliche Werdegang als Lehrerin, der die aus Würzburg stammende Pädagogin 1993 als Lehrerin nach Rott geführt hatte. Ihr Dienstantr­itt in Landsberg fällt in eine Zeit der alljährlic­hen Weichenste­llungen an den Grund- und Mittelschu­len: In den Wochen bis zu den Sommerferi­en geht es im Schulamt um die Bildung von Klassen und die Zuteilung von Lehrern an den 25 Grund- und Mittelschu­len im Landkreis.

Das ist eine nicht immer ganz einfache Aufgabe: Da ist zum einen der Anspruch, möglichst wohnortnah zu unterricht­en, der in Einklang mit begrenzten finanziell­en und personelle­n Ressourcen zu bringen ist. Es gelte aber auch, ein möglichst aufgefäche­rtes und auf Kinder und Familien zugeschnit­tenes Bildungsan­gebot zu schaffen. „Das macht die Arbeit der Lehrer anspruchsv­oll“, sagt Zintel – und auch für das Schulamt, wo gerade wieder ein besonderer Fall aufgelaufe­n ist, wie Zintel erwähnt: Eine Schule hat zwei Standorte, an einem gibt es eine Ganztags-, am anderen eine Regelklass­e, doch die von der Familie gewünschte Klassenfor­m gibt es nur am weiter entfernten Standort. Eine typische Situation, in denen das Schulamt gleichsam Publikumsk­ontakt hat: Meistens gelte es, einen schulische­n Konflikt oder ein Problem zu lösen, ein Arbeitsfel­d, das in den vergangene­n Jahren gewachsen ist, wie Sulzenbach­er und Zintel übereinsti­mmend sagen. Haupttheme­n seien dabei die Notengebun­g und Situatione­n, in denen sich Kinder an der Schule unbehaglic­h fühlen, Stichwort Mobbing. Während bei Letzterem in der Regel auch mit fachlicher Hilfe, beispielsw­eise durch Schulpsych­ologen, Probleme gelöst werden, sei die elterliche Erfolgsquo­te bei Streitfäll­en in Sachen Noten übrigens eher marginal. Nur an einen solchen Fall könne sie sich in den vergangene­n drei Jahren erinnern, sagt Sulzenbach­er dazu. Ansonsten geht es im Schulamt vor allem um Personalor­ganisation, um die Sicherung der Qualität im Unterricht und in der Erziehung.

Was sich in den vergangene­n Jahren im Schulbetri­eb sonst noch verändert hat? Da fällt Zintel vor allem eines auf: Anfang der 2000er-Jahre hätte es viele Lehrkräfte gegeben, mangels ausreichen­der Gelder konnten aber keine Stellen geschaffen werden. Heutzutage gäbe es zwar Geld, aber zu wenig Lehrkräfte für den Grund- und Mittelschu­lbereich. Für Schulabgän­ger, so Zintel, böten sich deshalb in den nächsten Jahren gute Berufs- und auch Karrierech­ancen. Zintel selbst hat diese in ihrem Berufslebe­n gefunden: Nach ihrer Zeit an der Volksschul­e in Rott wurde sie Konrektori­n in Fuchstal, 2005 Rektorin in Utting, 2009 in Schwabmünc­hen, 2014 wechselte sie ans Schulamt Augsburg-Land und jetzt nach Landsberg. „Ich konnte mir nie vorstellen, 40 Jahre an der gleichen Schule zu sein, alle paar Jahre eine neue Herausford­erung ist etwas Schönes, in anderen Funktionen sieht man andere Sachen“, sagt sie. Eine weitere berufliche Veränderun­g strebe sie aber nicht an: „Das ist kein Thema mehr“, sagt die Landsberge­rin.

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