Sogar in der alten Badewanne gedeiht es
Der Garten von Willi Meyer in Schöffelding ist ein Natur- und Tierparadies. Es gibt eine Wildblumenwiese, viele Obstbäume, ein Bienenhaus und Dächer aus Gras
Gärtnern zählt nicht nur im Landkreis Landsberg zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Viele bezeichnen sich als Gartenliebhaber. Beim Tag der offenen Gartentür am Sonntag, 25. Juni, können private Gärten von 10 bis 17 Uhr besucht werden. Im Landkreis geben acht Gartenbesitzer Einblick. Wir stellen sie vor. Heute den Garten von Willi Meyer aus Schöffelding.
Was für ein Blick! Ohne Grenzen, ohne Mauern fällt der Garten von Willi Meyer in Schöffelding sanft gen Osten ab, und das Auge darf über Wiesen und Wälder schweifen. Von einem Fenster aus sieht man den Kirchturm von St. Ottilien und das Kloster Andechs. Früher, im 11. Jahrhundert, wurde am terrassierten Osthang von Schöffelding Wein angebaut, erzählt Meyer. Teilweise sind die Terrassen heute noch sichtbar, nicht jedoch in seinem 2000 Quadratmeter großen Garten, der sich geschmeidig in die Umgebung einfügt, weil er so naturbelassen ist. Rasen? Fehlanzeige. Die Wiese steht hoch, Margeriten und roter Klee locken Insekten an. Gräser und Blumen zwängen sich durch die Sitzflächen der selbstgezimmerten Holzbänke, die zum Verweilen unter Apfel- und Birnbäumen einladen. Die größte Blütenpracht produziert ein 130-jähriger „Saubirnenbaum“, wie Meyer ihn nennt. Die unzähligen kleinen Birnen verwendete man früher gerne für Kompott. Heute dient der Baum, wie auch die Blumenwiese, als Bienenweide. Neun Bienenvölker schwärmen vom neuen Bienenhaus aus, das Meyer für seinen Bruder, einen Hobbyimker, gebaut hat.
Der Garten von Willi Meyer und seiner Lebensgefährtin Monika Stünzer ist ein Garten für Mensch und Tier. Viele Hasen, kleine schwarz-weiße und große mit Schlappohren, leben hier wie im Paradies. Manche hoppeln im großen Freigehege, andere haben Freigang, kommen aber immer wieder zurück, wie Meyer beteuert. „Der Moritz war früher sogar im ganzen Dorf unterwegs, jeder hat ihn gekannt.“Bis vor zwei Jahren waren hier auch 35 Pekingenten zuhause. Für sie war Meyers Vater, heute 85 Jahre alt, zuständig: Morgens öffnete er das Entenhaus und trieb die Enten so lange durch den Garten, bis dieser weitgehend schneckenfrei war. Dann ging der Spaziergang weiter an den Dorfweiher, neben dem das Mosthäusl steht. Wegen der Entenparade auf der Straße mussten schon mal die Autos stehen bleiben, aber dieses Ritual gehörte einfach zu Schöffelding. Meyers Garten ist zudem ein Vogelparadies. Besonders lautstark hört man die Spatzen, die im Efeu nisten, und, zum Leidwesen des Katers, dort für ihn unerreichbar sind. Spechte und Rotschwänzchen sind hier ebenfalls zuhause und ebenso Stare und Fledermäuse, für die Meyer eigens Häuschen gezimmert hat. „Das ist meine Winterarbeit“, erzählt der geschickte Handwerker, der eine Firma für Sanierungen, Holz- und Bautenschutz betreibt. Und weil der Starenkastenbau so viel Spaß macht, hat er gleich 36 Stück gebaut und einige an den Kindergarten und Freunde abgegeben. Meyer ist in dieser Gartengemeinschaft für das Bauen und Mähen zuständig. Gemäht wird erstmals nach der Margeritenblüte, damit alle Wildblumen aussamen können. Zu Heu getrocknet, dient das Mähgut als Hasenfutter. Trotz der schweren körperlichen Arbeit, die er täglich verübt, liebt er es, seine Ideen im Garten zu verwirklichen. So hat er das Dach des Hasenhauses und das Vordach am Hauseingang mit einer starken Plane, Steinen und Erde bedeckt und dann Gras- und Blumensamen aufgebracht. Nun geben die Dächer der Natur etwas zurück und verstärken den naturbelassenen Eindruck des Anwesens. Monika Stünzers Reich sind die Terrasse und der Blumengarten. Schöne Desehr koelemente aus Keramik, Metall oder Weide stecken dort zwischen rosa Akelei, blauen Bergflockenblumen, gelbem Schöllkraut und Gräsern. Zwischen Farnen und Steingartenpflanzen meditiert ein steinerner Buddha. Ein rostiger Engel schwebt auf der Terrasse, an dünnen Birkenstämmchen vermittelt das rustikale Schild mit der Aufschrift „Heimat“, dass die Bewohner sich rundherum zuhause fühlen. Wasserpflanzen in Zinkbadewannen, blaue Lobelien in einer Kuhtränke – hier wird der Fantasie freien Lauf gelassen. Tisch, Stühle, ein Grill – was will man mehr?
Eine weitere bezaubernde Sitzecke hat Stünzer auf einem Kiesstreifen an der Hauswand auf der Westseite geschaffen. Zwischen Rosenkugeln hat bereits eine rote Kletterrose ihre Knospen geöffnet. Auf der hölzernen Sitzbank lässt sich ihr wunderbarer Duft genießen, während man Ausschau nach den hoppelnden Schlappohrhasen hält.
Der Garten von Willi Meyer jun. liegt in der Kirchbergstraße 4 in Schöf felding und kann am Tag der offenen Gar tentür am 25. Juni 2017 von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Es sind keine Park möglichkeiten vorhanden.