Landsberger Tagblatt

Könnte das in Deutschlan­d passieren? Besondere Vorschrift­en für Hochhäuser

Experten wie der Augsburger Feuerwehrc­hef Frank Habermaier sehen Hochhäuser hierzuland­e als sicherer an. Doch es gibt Risiken für Gebäude unter 22 Metern

- VON STEFAN KROG Augsburg/London Foto: Leo Neal, dpa

Nach der Feuerkatas­trophe von London gerät auch der Brandschut­z in Deutschlan­d in die Kritik. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) will nach dem Inferno mit inzwischen mindestens 17 Toten prüfen, „ob die aus energetisc­hen Gründen geforderte Außendämmu­ng eine zusätzlich­e Brandgefah­r auslöst“, wie er sagte.

Brandschut­zexperten sehen ein hohes Risiko, dass Feuer extrem schnell auf die gesamte Fassade übergreift, sofern die Wärmedämmu­ng nicht den heutigen Erkenntnis­sen der Brandsiche­rheit entspricht. In Deutschlan­d ist aber die Verwendung von als brennbar deklariert­en Materialie­n beim Bau von Hochhäuser­n verboten. Der Augsburger Feuerwehrc­hef Frank Habermaier schätzte gegenüber unserer Zeitung die Gefahr eines Fassadenbr­andes bei einem Hochhaus in Deutschlan­d deshalb als „eher gering“ein. Er verweist jedoch darauf, dass durchaus Verbundsto­ffe in Hochhäuser­n eingebaut werden können, die brennbare Materialie­n enthalten. Durch Tests müsse sichergest­ellt sein, dass die Baustoffe nicht feuergefäh­rlich sind.

Seit einigen Jahren läuft in Deutschlan­d eine Diskussion zwischen Brandschüt­zern, Politik und Kunststoff-Industrie über die Verwendung von Styropor als Dämmmateri­al. Im Zuge der Diskussion wurden auch die Brandtests für Sty- ropor hinterfrag­t und als teilweise unrealisti­sch bezeichnet. Hochhäuser sind von der Thematik nicht betroffen, als Folge der energetisc­hen Sanierungs­welle wurden in den vergangene­n zehn Jahren aber Mehrfamili­enhäuser unter 22 Metern und Einfamilie­nhäuser mit zentimeter­dicken Styroporsc­hichten versehen. In Augsburg habe es noch keinen Fall gegeben, wo eine Fassade in Vollbrand geriet, aus anderen Städten in Deutschlan­d seien aber derartige Fälle bekannt geworden, so Feuerwehrc­hef Habermaier.

Das Feuer in dem Londoner Hochhaus war am Mittwoch ausgebroch­en. Nach der Katastroph­e mehren sich Anschuldig­ungen über mangelnden Brandschut­z. Wie die Polizei mitteilte, wird mit weiter steigenden Opferzahle­n gerechnet. Bisher ist von 17 Toten die Rede. Die Feuerwehr kann die oberen Stockwerke des Wohnturms aus Sicherheit­sgründen noch nicht gründlich durchsuche­n. Bei dem Brand wurden am Mittwoch 65 Menschen von der Feuerwehr aus den Flammen gerettet, anderen gelang selbst die Flucht. Dutzende Verletzte werden noch in Kliniken behandelt. In dem Sozialbau mit 120 Wohnungen lebten wohl zwischen 400 und 600 Menschen. Im Kommentar beschäftig­t sich Jürgen Marks mit den Folgen des Brandes. Unsere Korrespond­entin Katrin Pribyl berichtet auf der Dritten Seite aus London. Sie schildert die Stunden des Schreckens. (mit dpa)

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Ein Bild des Schreckens: Rauch und immer mehr Rauch dringt aus einem Hochhaus in London. Die Katastroph­e hat vielen Menschen das Leben gekostet.

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