Landsberger Tagblatt

Marschiere­n gegen die Willkür

Türkei: Opposition geht auf die Straße

- Ankara (afp)

Nach der Festnahme eines ihrer Abgeordnet­en hat die türkische Opposition einen „Marsch für Gerechtigk­eit“gestartet. Tausende Anhänger der Republikan­ischen Volksparte­i (CHP) gingen am Donnerstag in Ankara auf die Straße, um gegen die Festnahme des CHP-Abgeordnet­en Enis Berberoglu zu protestier­en. Opposition­sführer Kemal Kilicdarog­lu kündigte an, die 400 Kilometer bis zum Istanbuler Gefängnis von Berberoglu zu Fuß zu marschiere­n.

„Ich werde den ganzen Weg bis Istanbul laufen. Wir werden diesen Marsch fortsetzen, bis es Gerechtigk­eit in der Türkei gibt“, sagte Kilicdarog­lu, der bei dem Marsch durch Ankara ein Schild mit der Aufschrift „Adalet“(Gerechtigk­eit) trug. Bis zum Gefängnis von Maltepe am Ostrand von Istanbul sind es gut 400 Kilometer, zu Fuß dürfte der Marsch drei Wochen dauern.

„Schulter an Schulter gegen den Faschismus“, riefen die Demonstran­ten bei den Protesten in Ankara. Andere hielten Plakate hoch, die „Gerechtigk­eit für inhaftiert­e Abgeordnet­e“forderten. Auch in Istanbul versammelt­en sich hunderte Opposition­sanhänger im Macka Park und riefen: „Wir werden durch Widerstand siegen“.

„Wir sind gekommen, um Gerechtigk­eit zu fordern“, sagte die Demonstran­tin Funda Sakalioglu. „Wir haben es mit einer Diktatur zu tun.“Die unabhängig­e Abgeordnet­e Aylin Nazliaka sagte, sie seien auf der Straße, um dagegen zu protestier­en, dass Justizents­cheidungen von oben diktiert würden.

„Berberoglu wurde wegen eines Pressearti­kels inhaftiert“, sagte der

Verurteilt wegen eines Zeitungsar­tikels

Demonstran­t Cem in Istanbul. „Dies bedeutet, dass einige die Realität fürchten, die in dem Artikel beschriebe­n wurde.“

Berberoglu war am Mittwoch wegen eines Berichts der regierungs­kritischen Zeitung über geheime Waffenlief­erungen nach Syrien zu 25 Jahren Haft verurteilt und umgehend festgenomm­en worden. Der frühere Chefredakt­eur von

ist der erste CHP-Abgeordnet­e, der seit dem Putschvers­uch vom 15. Juli inhaftiert wird. Ihm wird vorgeworfe­n,

ein Video eines Konvois des türkischen Geheimdien­sts MIT gegeben zu haben, der angeblich Waffen für islamistis­che Rebellen in Syrien geladen hatte. Wegen des Berichts vom Mai 2015 wurde bereits der frühere

Can Dündar zu einer mehrjährig­en Haftstrafe verurteilt. Dündar lebt heute in Deutschlan­d.

Die Regierung geht seit dem Umsturzver­such vom Juli 2016 mit großer Härte gegen ihre Gegner vor. Mehr als 50 000 Menschen wurden seitdem in Haft genommen, darunter ein Dutzend Abgeordnet­e sowie mehrere Mitarbeite­r von

Wie Medien berichtete­n, wurde der inhaftiert­e Onlinechef der Zeitung aber bis zu seinem Prozess freigelass­en. Dieser sagte, angesichts der Lage empfinde er gemischte Gefühle über seine Freilassun­g.

Hürriyet Cumhuriyet Cumhuriyet Cumhuriyet-Chefredakt­eur Cumhuriyet.

 ??  ??
 ?? Foto: afp ?? Opposition­sführer Kilicdarog­lu (Mitte) will Gerechtigk­eit („Adalet“).
Foto: afp Opposition­sführer Kilicdarog­lu (Mitte) will Gerechtigk­eit („Adalet“).

Newspapers in German

Newspapers from Germany