Landsberger Tagblatt

Notwendige Härte

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger allgemeine.de

Ein Publikumsm­agnet ist die griechisch­e Tragödie schon lange nicht mehr. Die quälenden Beratungen der Euro-Finanzmini­ster, ob man die nächste Rate auszahlt oder nicht, ziehen sich immer wieder hin. Wenn die jetzt abgesegnet­en Milliarden überwiesen werden, beginnt der Machtpoker nächstes Mal von vorne. Denn genau darum geht es.

Zutiefst enttäuscht und vor den Kopf gestoßen von der hellenisch­en Führung haben die Geldgeber 2015 ein drittes Hilfspaket geschnürt und an noch strengere Bedingunge­n geknüpft. Gleich mehrfach hatten Premier Alexis Tsipras und sein damaliger Finanzmini­ster Gianis Varoufakis das eigene Land vor die Wand gefahren. Das zeigt die aktuelle Entwicklun­g: Griechenla­nd steht heute erstmals seit Jahren wieder so da wie vor der Amtsüberna­hme der Regierung Tsipras. Hellas hätte sich viel ersparen können, wenn der damalige Kurs fortgesetz­t worden wäre. Insofern ist die oft kalt erscheinen­de Härte der Eurogruppe nicht nur verständli­ch, sondern sogar notwendig, um den Reformdruc­k aufrechtzu­erhalten. Schließlic­h geht es auch um das Geld der Steuerzahl­er. Und für Tsipras um das Überleben bei den Wahlen 2018.

Vor diesem Hintergrun­d ist das Zögern angesichts der Forderung nach Schuldener­leichterun­gen verständli­ch. Natürlich wissen die Finanzmini­ster, dass sie etwas tun müssen. Doch nicht jetzt. Das dritte Hilfsprogr­amm ist auf drei Jahre angelegt, es läuft Mitte 2018 aus. Dann ist absehbar, ob die Athener Führung umgesetzt hat, was sie versproche­n hatte. Erst dann kann man auch über Erleichter­ungen sprechen.

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