Landsberger Tagblatt

Leberkäs, Wasserwach­tler und die Folgen

- VON RUPERT HUBER redaktion@augsburger allgemeine.de

Ein schrecklic­hes Wort geht um: Adipositas. Davon seien auch viele Bayern befallen, sagen Medizinexp­erten. Gemeint ist die Fettleibig­keit. Will ja zu Recht keiner. Schon gar nicht die Diagnose, man sei „leicht adipös“.

Klingt irgendwie eklig, ansteckend. Aber Ärzte schreiben „leicht adipös“ziemlich schnell ins Protokoll ihres Patientenc­hecks. Ist auch wichtig. Mag ja sein, dass mancher Bayer seinen Body-Umfang täglich mit drei Leberkäs-Semmeln vergrößert.

Ergebnis: Man ist gebrandmar­kt. Selbst der nicht gecheckte adipöse Mensch möchte nichts mit den untersucht­en Adipösen zu tun haben. Einzige Chance deshalb: Den Befund nicht weitersage­n!

Toppen lässt sich die soziale Abstufung der leicht Adipösen nur noch in Kombinatio­n mit dem Nichtschwi­mmer. Der hat oft Rettungsri­nge um die Hüfte, die aber jedem Schwimmärm­elchen unterlegen sind. Und der brave Wasserwach­tler muss die vom LeberkäsGe­nuss erschöpfte­n Kandidaten – begafft vom Strandvolk – bei einem Wasserstan­d von 1,20 Metern aus dem Badesee holen.

Politiker sind beim Kombi-Problem fein raus. Sie sind Wellen (der Entrüstung) gewohnt, tauchen bei Kritik häufig ab und argumentie­ren gern verschwomm­en. So wie SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz. Wir hätten für ihn eine Aufgabe, ganz konkret: Herr Schulz, integriere­n Sie die verstoßene­n adipösen Bürger wieder in unsere Gesellscha­ft! Das wäre sozial und gerecht gleicherma­ßen. Und müsste doch so in Ihr Konzept (?) passen.

Liebe Leser, sollten Sie „leicht adipös“sein, achten Sie auf Ihren Hausarzt, gehen aber trotzdem aufs Oktoberfes­t, auch wenn die Lederhose zwickt. Vielen Australier­n und Amerikaner­n geht es nicht anders. Ein Blick genügt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany