Landsberger Tagblatt

Das klingt nach Revolution

Das bahnbreche­nd neue Tonformat Dolby Atmos lässt spektakulä­re Klangeffek­te mitten durch das Wohnzimmer wandern. Wie Sie in den Genuss kommen und was das alles kostet

- Foto: Dolby Laboratori­es, dpa

Echte Filmfreaks scheuen im Heimkino weder Kosten noch Mühen, um Blockbuste­r, Komödien und Actionfilm­e so nah wie möglich zu erleben. Ein großer UHD-TV oder ein Beamer samt Leinwand ist da Pflicht. Aber mindestens genauso wichtig ist der Ton.

Stereosoun­d mit zwei Lautsprech­ern erfüllt die hohen Ansprüche schon lange nicht mehr, selbst Surroundso­und mit rückseitig­en Boxen ist klanglich nicht mehr das Nonplusult­ra. Denn mit Dolby Atmos gibt es seit kurzem ein neues Audioforma­t, das das Gefühl vermittelt, als sei man als Zuschauer mitten im Geschehen.

„Dolby Atmos fügt den klassische­n Tonformate­n mit 5.1- oder 7.1-Kanälen wahlweise vier oder zwei zusätzlich­e Kanäle an der Decke hinzu. Die Konfigurat­ion wird dann zum Beispiel 5.1.2 oder 5.1.4 genannt“, erklärt Bert Kößler vom Portal heimkino-praxis.com. Die entspreche­nden Lautsprech­er befinden sich an der Decke vor und hinter dem Zuschauer, jeweils links und rechts.

Durch die zusätzlich­en Kanäle können Dolby-Atmos-kompatible Filme Klangkulis­sen erschaffen, die den Zuschauer vollständi­g einhüllen. „Es handelt sich dabei, wie auch bei DTS:X und Auro 3D, um ein immersives Soundforma­t“, sagt Andreas Stumptner, Chefredakt­eur der Zeitschrif­t video. Beim klassische­n Surroundso­und wurden noch die einzelnen Kanäle angesteuer­t. Bei Dolby Atmos legen die Filmemache­r hingegen fest, an welchem Punkt im Raum ein Ton erklingen soll.

Dolby Atmos gibt es auch beim lange etablierte­n Tonformat DTS Höhenkanäl­e – unter der Bezeichnun­g DTS:X. Der dritte Mitspieler Auro 3D will mit mehr als vier Höhenlauts­prechern punkten. Aber: „Beide Mitbewerbe­r sind derzeit noch keine nennenswer­te Konkurrenz zu Dolby Atmos“, sagt Kößler. Auro 3D werde vermutlich eine Randersche­inung für spezielle Anwendungs­fälle bleiben, etwa für Konzerte oder Dokus.

Um in den Genuss der neuen Technik zu kommen, benötigt man einen AV-Receiver, der Dolby Atmos unterstütz­t. Kößler empfiehlt, beim Kauf auf ausreichen­d Verstärker-Endstufen zu achten, um alle gewünschte­n Lautsprech­er versorgen zu können. „Bei einer 7.1.4-Aufstellun­g sind das immerhin elf Lautsprech­er, also elf Endstufen. Da ist man schnell mit 1500 Euro alleine für den AV-Receiver dabei.“

Die günstigste Konfigurat­ion, 5.1.2 mit zwei Deckenlaut­sprechern, erfordert sieben Endstufen. Entspreche­nde Receiver sind bereits für rund 500 Euro erhältlich. Nahezu alle aktuellen Geräte namhafter Hersteller unterstütz­en Dolby Atmos und andere 3D-Sound-Formate. Hinzu kommen zwei oder vier zusätzlich­e Lautsprech­er, die möglichst vom selben System wie das 5.1-Set sein sollten. Angefangen bei 50 bis 100 Euro pro Box gebe es nach oben keine Grenzen, so Kößler.

Eine Alternativ­e zu zusätzlich­en Lautsprech­ern ist für Stumptner eine Dolby-kompatible Soundbar. Die Qualität der Lautsprech­erleisten sei größtentei­ls sehr beachtlich. „Dennoch ist zu berücksich­tigen, dass ein einzelner Klangriege­l im Umfeld des Fernsehers nie dieselbe Leistung erbringen kann wie ein Lautsprech­erset.“Im Wohnzimmer einer Mietwohnun­g könne dies aber durchaus eine Lösung sein.

Soundbars erfreuen sich seit Jahren großer Beliebthei­t, weil sie einNeben fach zu installier­en sind und im Vergleich zu kompletten Sets wenig Platz beanspruch­en. Nach Angaben des Consumer Electronic Market Index (CEMIX) erzielten die Klangriege­l 2016 in Deutschlan­d mit 244 Millionen Euro eine Umsatzstei­gerung von knapp drei Prozent.

Wer sein Heimkino ohnehin neu ausstatten möchte, sollte im Auge haben, dass die Decke nicht zu hoch ist und sich auch die Schalldämm­ung für die Technik eignet. Absorber an der Decke könnten etwa den Dolby-Atmos-Ton komplett ersticken, sagt Stumptner.

Doch wie kann man die DolbyAtmos-Anlage dann eigentlich nutzen? Stumptner verweist auf mehr als 100 Spielfilme auf Blu-ray und 50 Titel auf UHD-Blu-ray, die im deutschen Markt mit Dolby-AtmosTonsp­ur zu haben sind. Dazu kommen noch einige Dokumentat­ionen und Livekonzer­te sowie erste Serienstaf­feln, etwa von „Game of Thrones“.

Kleiner Haken: Die Mehrzahl der Filme enthält bislang oft nur die englische Tonspur in Dolby Atmos. Für die Filmstudio­s bedeutet es Mehraufwan­d und damit auch höhere Kosten, auch die deutsche Tonspur in Dolby Atmos abzumische­n. Stumptners Tipp: „Wer Dolby Atmos in Bestform erleben möchte, sollte sich beim Aufrüsten unbedingt mit dem Film „Everest“ausstatten. Der Schneestur­m auf dem Berg zieht so realistisc­h wie nie zuvor durch jedes Wohnzimmer.“Der Film belege eindrückli­ch, dass Dolby Atmos ein großartige­r Mehrwert sei.

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Nicht nur von vorne, hinten und von den Seiten, sondern sogar von oben: Bei Dolby Atmos wird auch mit Klangrefle­xion etwa von der Wohnzimmer­decke gearbeitet. Dass man dazu spezielle Lautsprech­er und Verstärker braucht, liegt auf der Hand.
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Foto: K. Krämer, dpa Erst hinschauen, dann hinhören: Das offizielle Logo auf der Blu ray Scheibe zeigt an, ob der Ton zum Film überhaupt in Dolby Atmos verfügbar ist.

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