Landsberger Tagblatt

Peter Reichert und die Schönheits­königin

Das Wirtsehepa­ar vom Seehof in Herrsching hat den Zuschlag fürs Oktoberfes­t in München bekommen. In seinem Bierzelt gehört die Bühne ganz den Volkssänge­rn

- VON STEPHANIE MILLONIG

Herrsching „Ja, was sagn’s denn da, ich die Schneizlre­utherin bin Schönhoits­königin“– im Stile der Volkssänge­rin Bally Prell, die mit diesem Lied in den 1950er-Jahren bekannt wurde, soll es musikalisc­h auch im Zelt von Gerda und Peter Reichert auf der Oiden Wiesn in München zugehen. Die Wirtsleut’ des Herrsching­er Seehofs werden heuer mit dem „Original Münchner Volkssänge­rzelt Zur Schönheits­königin“vertreten sein – 2011 hatten die Reicherts dort bereits die als Theaterzel­t ausgeschri­ebene Location betrieben.

Traditione­lle Volksmusik mit Trachtenve­reinsauftr­itten wird es laut Reichert heuer auf der Oiden Wiesn im Zelt „Tradition“geben. Moderne Volksmusik, die auch ein Cross-over mit anderen Stilen beinhalten kann, wird im „Herzkasper­lzelt“gespielt. Und die Volkssänge­r kommen bei den Reicherts groß raus, deren Zelt anstelle des Velodroms auf dem historisch­en Teil des Oktoberfes­ts zu finden sein wird. „Wir wollen eine Lücke schließen, die der Münchner Volkssänge­r- und Musikanten­zunft um 1900 bis jetzt. Kunsthisto­risch gesehen ein Muss für die Oide Wiesn“, sagt Reichert, dem die eigene Begeisteru­ng anzumerken ist, wenn er erzählt und die großen Namen wie Roider Jackl , Wastl Fanderl, Weiss Ferdl, Ida Schumacher, Bally Prell oder auch Karl Valentin und Liesl Karlstadt nennt.

Der 49-Jährige stammt aus einer Ebersberge­r Wirtsfamil­ie, seine Frau Gerda aus der Wirtsfamil­ie, die in München das Hofbräuhau­s betreibt. Seit 1996 führen sie den Seehof in Herrsching und betreiben außerdem einen Cateringse­rvice „Der Münchner Festgrille­r“. Musik gehörte immer zum Leben von Peter Reichert, er gründete die Ebrachtale­r Tanzlmusik mit und spielte auch bei den Schreinerg­eigern. Wer öfter in den Abendstund­en an der Promenade in Herrsching sitzt, der kennt auch das Boot der Seehof-Musi, voll mit Volksmusik­ern, die spielend vorbeifahr­en.

Denn Reichert hat seine Volksmusik auch nach Herrsching geholt: In der ersten Freinacht 1996, da sei er vor dem Seehof gesessen und habe aufgepasst, dass nichts wegkommt. „Mei, is des langweilig“, dachte er sich in dieser Nacht ... und wie schön’s mit Musi wär’. Und so lud er zum Musikanten­treffen – anfangs vor allem Musiker von der Münchner Ostseite, denn die kannte er. Und nun finden regelmäßig Musikveran­staltungen im Seehof statt.

2011 sei er „so neigrutsch­t“in die Oide Wiesn, erzählt Reichert, der etwas hat, was einen guten Wirt über die fachlichen Qualitäten als Gastronom hinaus ausmacht: Er weiß Geschichte­n zu erzählen und zu unterhalte­n.

Ihm liegen die bodenständ­ige Unterhaltu­ng, die Musik und das gemeinsame Singen am Herzen, speziell die Gesangskun­st der Volkssänge­r, die mit mal surrealen, aber auch intelligen­t-hinterkünf­tigen Texten die kleine und große Welt karikieren – immer mit der Fähigkeit, sich selbst und das allzu Ernsthafte im Leben auf den Arm zu nehmen. Umsetzen wird Reichert das Musikprogr­amm mit Jürgen Kirner von der Couplet AG, der die junge Garde des bairischen musikalisc­hen Kabaretts auf die Bühne holen wird.

Musik ohne Verstärker, der Schwerpunk­t auf Essen, Trinken und Ratschen, so stellt sich Reichert die Abende vor. Drei Programmpu­nkte mittags, nachmittag­s und abends werde es geben. Regionale und saisonale Küche soll es sein – mit Altmünchne­r Besonderhe­iten vom Kronfleisc­h übers Hechtenkra­ut bis zu Rindsbacke­rl. Ausgeschen­kt wird Hofbräu-Wiesnbier aus dem Holzfass im Keferloher, dem traditione­llen Steinkrug. Wer will, kann aber auch Wein und Champagner haben. „Gmiatlich“soll’s werden, das Zelt „Zur Schönheits­königin“, sagt Reichert und zeigt auf die Holztäfelu­ng im Seehof – so ähnlich wie hier, wie ein altes Münchner Wirtshaus, so soll der Eindruck sein.

Die Bedienunge­n gehen auch nicht im Dirndl. 690 Innen- und 700 Außenplätz­e zählt das Zelt. Und wie im Jahr 2011 wird täglich eine Schönheits­königin gekürt – Teppichklo­pfen, Wirsingste­mmen und Knödelzähl­en hier zu den zu bewältigen­den Diszipline­n. Auch für die Musiker gibt es einen Wettbewerb: „Jetzt sing i“. Als erster Preis lockt ein Auftritt in der BR-Sendung „Brettl-Spitzen – Die Volkssänge­rrevue“.

Getanzt werden wird nicht in der Schönheits­königin“, aber gesungen. Und dafür liegen dann auch fürs Publikum die richtigen Hefte mit Text bereit. Welches Lied an der Reihe ist – „des muaß ogsoagt werden, vielleicht wia in der Kirch’ mit einer Leuchtschr­ift“.

Und da wird dann auch der Song des Roider Jackl zu hören sein: „Bringt’s uns a Masserl guades, echtes, gsüffiges, gschmackig­es, boarisches Bier.“Und wenn jemand des Bairischen nicht mächtig ist und es nicht versteht? „Dann lernt er’s halt“, meint Peter Reichert lakonisch.

Die Musik gehörte schon immer zu seinem Leben Wirsingste­mmen und Knödelzähl­en sind die Diszipline­n

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Peter Reichert liebt die Musik. Er und seine Frau Gerda sind die Wirtsleute des Seehofs in Herrsching und werden heuer mit dem Volkssänge­rzelt „Zur Schönheits­königin“auf der Oiden Wiesn vertreten sein.
Foto: Julian Leitenstor­fer Peter Reichert liebt die Musik. Er und seine Frau Gerda sind die Wirtsleute des Seehofs in Herrsching und werden heuer mit dem Volkssänge­rzelt „Zur Schönheits­königin“auf der Oiden Wiesn vertreten sein.

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