Peter Reichert und die Schönheitskönigin
Das Wirtsehepaar vom Seehof in Herrsching hat den Zuschlag fürs Oktoberfest in München bekommen. In seinem Bierzelt gehört die Bühne ganz den Volkssängern
Herrsching „Ja, was sagn’s denn da, ich die Schneizlreutherin bin Schönhoitskönigin“– im Stile der Volkssängerin Bally Prell, die mit diesem Lied in den 1950er-Jahren bekannt wurde, soll es musikalisch auch im Zelt von Gerda und Peter Reichert auf der Oiden Wiesn in München zugehen. Die Wirtsleut’ des Herrschinger Seehofs werden heuer mit dem „Original Münchner Volkssängerzelt Zur Schönheitskönigin“vertreten sein – 2011 hatten die Reicherts dort bereits die als Theaterzelt ausgeschriebene Location betrieben.
Traditionelle Volksmusik mit Trachtenvereinsauftritten wird es laut Reichert heuer auf der Oiden Wiesn im Zelt „Tradition“geben. Moderne Volksmusik, die auch ein Cross-over mit anderen Stilen beinhalten kann, wird im „Herzkasperlzelt“gespielt. Und die Volkssänger kommen bei den Reicherts groß raus, deren Zelt anstelle des Velodroms auf dem historischen Teil des Oktoberfests zu finden sein wird. „Wir wollen eine Lücke schließen, die der Münchner Volkssänger- und Musikantenzunft um 1900 bis jetzt. Kunsthistorisch gesehen ein Muss für die Oide Wiesn“, sagt Reichert, dem die eigene Begeisterung anzumerken ist, wenn er erzählt und die großen Namen wie Roider Jackl , Wastl Fanderl, Weiss Ferdl, Ida Schumacher, Bally Prell oder auch Karl Valentin und Liesl Karlstadt nennt.
Der 49-Jährige stammt aus einer Ebersberger Wirtsfamilie, seine Frau Gerda aus der Wirtsfamilie, die in München das Hofbräuhaus betreibt. Seit 1996 führen sie den Seehof in Herrsching und betreiben außerdem einen Cateringservice „Der Münchner Festgriller“. Musik gehörte immer zum Leben von Peter Reichert, er gründete die Ebrachtaler Tanzlmusik mit und spielte auch bei den Schreinergeigern. Wer öfter in den Abendstunden an der Promenade in Herrsching sitzt, der kennt auch das Boot der Seehof-Musi, voll mit Volksmusikern, die spielend vorbeifahren.
Denn Reichert hat seine Volksmusik auch nach Herrsching geholt: In der ersten Freinacht 1996, da sei er vor dem Seehof gesessen und habe aufgepasst, dass nichts wegkommt. „Mei, is des langweilig“, dachte er sich in dieser Nacht ... und wie schön’s mit Musi wär’. Und so lud er zum Musikantentreffen – anfangs vor allem Musiker von der Münchner Ostseite, denn die kannte er. Und nun finden regelmäßig Musikveranstaltungen im Seehof statt.
2011 sei er „so neigrutscht“in die Oide Wiesn, erzählt Reichert, der etwas hat, was einen guten Wirt über die fachlichen Qualitäten als Gastronom hinaus ausmacht: Er weiß Geschichten zu erzählen und zu unterhalten.
Ihm liegen die bodenständige Unterhaltung, die Musik und das gemeinsame Singen am Herzen, speziell die Gesangskunst der Volkssänger, die mit mal surrealen, aber auch intelligent-hinterkünftigen Texten die kleine und große Welt karikieren – immer mit der Fähigkeit, sich selbst und das allzu Ernsthafte im Leben auf den Arm zu nehmen. Umsetzen wird Reichert das Musikprogramm mit Jürgen Kirner von der Couplet AG, der die junge Garde des bairischen musikalischen Kabaretts auf die Bühne holen wird.
Musik ohne Verstärker, der Schwerpunkt auf Essen, Trinken und Ratschen, so stellt sich Reichert die Abende vor. Drei Programmpunkte mittags, nachmittags und abends werde es geben. Regionale und saisonale Küche soll es sein – mit Altmünchner Besonderheiten vom Kronfleisch übers Hechtenkraut bis zu Rindsbackerl. Ausgeschenkt wird Hofbräu-Wiesnbier aus dem Holzfass im Keferloher, dem traditionellen Steinkrug. Wer will, kann aber auch Wein und Champagner haben. „Gmiatlich“soll’s werden, das Zelt „Zur Schönheitskönigin“, sagt Reichert und zeigt auf die Holztäfelung im Seehof – so ähnlich wie hier, wie ein altes Münchner Wirtshaus, so soll der Eindruck sein.
Die Bedienungen gehen auch nicht im Dirndl. 690 Innen- und 700 Außenplätze zählt das Zelt. Und wie im Jahr 2011 wird täglich eine Schönheitskönigin gekürt – Teppichklopfen, Wirsingstemmen und Knödelzählen hier zu den zu bewältigenden Disziplinen. Auch für die Musiker gibt es einen Wettbewerb: „Jetzt sing i“. Als erster Preis lockt ein Auftritt in der BR-Sendung „Brettl-Spitzen – Die Volkssängerrevue“.
Getanzt werden wird nicht in der Schönheitskönigin“, aber gesungen. Und dafür liegen dann auch fürs Publikum die richtigen Hefte mit Text bereit. Welches Lied an der Reihe ist – „des muaß ogsoagt werden, vielleicht wia in der Kirch’ mit einer Leuchtschrift“.
Und da wird dann auch der Song des Roider Jackl zu hören sein: „Bringt’s uns a Masserl guades, echtes, gsüffiges, gschmackiges, boarisches Bier.“Und wenn jemand des Bairischen nicht mächtig ist und es nicht versteht? „Dann lernt er’s halt“, meint Peter Reichert lakonisch.
Die Musik gehörte schon immer zu seinem Leben Wirsingstemmen und Knödelzählen sind die Disziplinen