Putten aus Beton im verwunschenen Paradies
Hiltraud Erhard aus Apfeldorf hat auch rund 300 Topfpflanzen. Einige davon sind über 40 Jahre alt
Gärtnern zählt nicht nur im Landkreis Landsberg zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Viele bezeichnen sich als Gartenliebhaber. Beim Tag der offenen Gartentür am Sonntag, 25. Juni, können wieder private Gärten von 10 bis 17 Uhr besucht werden. Im Landkreis Landsberg geben acht Gartenbesitzer Einblick. Wir stellen sie in loser Reihenfolge vor. Heute den Garten von Hiltraud und Anton Erhard aus Apfeldorf.
Apfeldorf Im Oberdorf, ganz versteckt und ruhig, liegt das Grundstück der Familie Erhard. Dort herrscht ein mildes Klima, begünstigt durch die windgeschützte Hanglage gedeiht alles prächtig. Neben dem Eingang zum Haus gibt es einen weiteren Zugang zum Garten. Durch einen Holzbogen gelangt man hinein: wenige Rasenflächen, ein eingewachsener Teich mit Fröschen, Lurchen und Libellen ist der Gartenmittelpunkt im Osten.
Auf einem kleinen Steg sonnt sich die Hauskatze, an allen Ecken des Gartens befinden sich Sitzplätze, Engelputten, Funkienblätter und Vogeltränken aus Beton stechen ins Auge. Hiltraud Erhard hat sie selbst gefertigt. Stauden, Lilien und Sommerblumen kombiniert sie mit Rosen, die sich an den Sitzplätzen an Bögen hochranken. Auf verschlungenen Wegen, auf den Hang teilweise stützenden Tuffsteinen, gelangt man hinauf in den oberen Gartenteil. Neben dem großen Gartenteich gibt es weitere Wasserplätze, wie einen Brunnen, der so verwunschen eingewachsen ist, dass man meinen könnte, der Frosch taucht gerade nach der Goldkugel der Prinzessin. An einer anderen Wasserstelle spitzt ein echter Frosch unter der Flut der Wasserlinsen empor.
Hiltraud Erhard hat eine besondere Vorliebe für Kübelpflanzen. Den ganzen Keller und den Dachboden nehmen die weit über 300 Töpfe den Winter über ein. Jetzt sind alle wieder an ihrem angestammten Platz im Garten. Darunter sind über 40 Jahre alte Fuchsien. Hiltraud Erhard weiß genau, wohin sie gehören, jede hat ihren Stammplatz. Tatkräftig packt dabei auch Ehemann Anton mit an. Er ist Bauunternehmer, liefert den Beton für ihre Kunstwerke und hilft bei den schweren Arbeiten.
Ein kleiner Gemüsegarten mit Glashaus wird bewacht von einem Matrosen mit Dekoschaufel. Auf einer Seite ist der Garten offen; nicht mit Zaun begrenzt, erstreckt er sich zum Nachbargrundstück. Ein 25 Jahre altes Baumhaus, einst für den Sohn als Spielhaus erbaut, ist nun Deko und Klettergerüst. Das mit Blumen üppig geschmückte und rundum von Kletterpflanzen, Winterjasmin, zahlreichen Rosen und Weinstock eingewachsene Wohnhaus wurde 1980 von den Erhards erbaut. Von der Terrasse überblickt man den Großteil des in aller Natürlichkeit gewachsenen Paradieses, dominiert von einer Teich und Terrasse überschattenden mächtigen Kiefer, an der Rosen emporranken. Der Garten bietet Bienen von der Imkerei aus der Nachbarschaft, Vögeln und Schmetterlingen eine Nahrungsquelle. Auch Elstern und Eichhörnchen haben dort ihr Zuhause. Kaum zu glauben, dass das 1200 Quadratmeter große Gartenstück nicht älter als 35 Jahre ist.
Hiltraud Erhard liebt jede Jahreszeit in ihrem Garten. „Ich mag es, wenn sich im Frühjahr der ganze Garten mit Tausenden gelben Blüten der Winterlinge färbt, im Sommer die Kübelpflanzen ihre Pracht entfalten, sich im Herbst das Laub in den verschiedensten Farbtönen färbt und die Dahlien blühen.“Eine tolle Farbe habe die Aroniabeere. Im Winter dürfe alles stehen bleiben, was Struktur behält, darunter Stauden wie die Fetthenne. Vogelfutter wird von Hiltraud Erhard selbst hergestellt. Ihre Meisen-Ringe hängen nicht nur an den Futterkästen im eigenen Garten. Auch auf dem Apfeldorfer Weihnachtsmarkt finden sie ihre Abnehmer.
Ein großes Augenmerk wird bei Erhards auf die Topfpflanzen gelegt. Die besonderen, teils sehr exotischen Sorten stehen kurz vor der Blüte. Zum Tag der offenen Gartentür wird man sie vielleicht schon in Blütenpracht bewundern können. Der Nutzgarten steht an zweiter Stelle. Jedoch sind im kleinen Treibhaus viele Tomaten und Paprika angebaut. Wenn eines der Baustahlmattengerüste, die für das Holz reserviert sind, leer ist, ziehen dort Tomaten ein. „Das ist ideal, ein Dach ist für das Holz eh darüber und eine Tür reingeschnitten. In den Kübeln, im Halbkreis angeordnet, kann man die Tomaten gut anbinden und ernten“, sagt Hiltraud Erhard. Einiges an Topfpflanzen und einjährigen Sommerblumen wird bis zum Tag der Gartentür noch dazukommen. Da fragt man sich als Besucher: Wo sollen die eigentlich noch hin?