Leserbriefe
Prägnant und schön
Zu „Helmut Kohl ist tot“(Seite 1) vom 17. Juni: Diese Bilder-Collage über das Leben Helmut Kohls ist großartig. In dieser Prägnanz und Schönheit kann man ein Politikerleben kaum besser darstellen – und das, obwohl die Todesnachricht ja erst am späten Nachmittag des Vortags einging. Kohl wird meistens mit Adenauer verglichen. Ich würde ihn eher mit dem Reichskanzler Bismarck vergleichen, der ebenfalls viel zur Vereinigung der deutschen Länder und damit zur Einheit des deutschen Volkes und zur Verbesserung der sozialen Verhältnisse beigetragen hat. Beide waren Staatsbeamte, die den Staatsapparat von innen her genau kannten und somit sehr geschickt politische Zielsetzungen in gesetzliche Veränderungen umsetzen konnten und damit auch dem Willen des Volkes folgten. Klaus Kruis, Kleinaitingen
Die zwei Helmut Kohls
Zum selben Thema: Helmut Kohl hat „auswärts“ein perfektes Spiel gemacht. Super! „Zu Hause“hat er als Vater leider verpasst, vor seinem Weggang Frieden und Versöhnung zu schaffen! Schade! Pastor Even Walther Grüner, Fischach
Ganze Lobbyarbeit
Zu „So ein Käse“(Seite 1) vom 16. 6.: Tja, was machen wir dann mit Babyöl, Scheuermilch und Blutorangen? Das Ganze ist zum Schmunzeln, wenn da nicht die andere Seite wär, nämlich dass sich der Europäische Gerichtshof damit beschäftigt und auch mit meinen Steuergeldern über solche Sachen urteilt. Vom Minister ist man ja gewöhnt, dass er seinen Job nur notdürftig bis gar nicht macht. Aber wirklich lobenswert, wie er sich für die Verbraucher starkmacht, die ja anscheinend zu blöd sind, vegane von anderen Produkten zu unterscheiden. Mir zeigt es, wie der ganzen Industrie der Tierausbeutung mulmig ist, dass nur ja keiner vom rechten Weg abkommt und ihre Gewinne schmälert. Da leisten die Lobbyisten ja ganze Arbeit!
Dillingen
Achtung: falsches Signal
Zu „Wie der Islamverband Ditib Empö rung auslöst“und zum Kommentar „Muslime müssen Zeichen setzen“(Poli tik) von Walter Roller am 17. Juni: Dass die Ditib sich hier nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, steht außer Frage. Nur: Viele Leute werden hoffentlich bestätigen, ihr „vertrauter Muslim“von nebenan distanziert sich nach einem Anschlag immer und in aller Deutlichkeit von diesen mörderischen Verbrechern. Man sollte jetzt nicht den Fehler machen und auf AfD-Spur geraten, mit dem Hinweis: Seht her, die hiesigen Muslime befürworten den Terror. Es wäre ein fatales und unfaires Signal an die Menschen, die diese Behauptung keinesfalls verdienen. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass die blutrünstigen Extremisten im Nahen Osten tagtäglich sehr viel mehr „ungläubige Muslime“umbringen als „Ungläubige“in den westlichen Staaten.
Donauwörth
Ditib nach Erdogans Pfeife
Zum selben Thema: Wer die Abhängigkeitsstruktur von Ditib zum staatlichen Apparat von Präsident Erdogan nur annähernd kennt, wird sich über die Absage an die Demonstration nicht wundern. Die Begründung der Nichtteilnahme im Bezug zum Ramadan ist nur allzu durchsichtig und fast dümmlich zu nennen. Die Spaltung der deutsch-türkischen Community geht also weiter und in die nächste Runde. Dafür bleiben Deniz Yüzel und andere mit ihm in Haft. Bei Ditib heißt es nun noch genauer hinsehen und deutsche staatliche Unterstützung auf Eis legen, ohne den kritischen Dialog zu beenden.
Bobingen
Schulden und Wahlkampf
Zu „Frisches Geld für Griechenland“(Seite 1) vom 16. Juni: Unser Bundesfinanzminister schummelt, um die GriechenlandRettung aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Es gibt einen Beschluss, der besagt, dass bei weiteren Hilfen der IWF mitmacht und mitzahlt. Diese wachsweiche Erklärung des IWF ohne jegliche finanzielle Hilfe nutzt nun Schäuble, um das Thema aus dem Bundestag herauszuhalten und die Angelegenheit so im Haushaltsausschuss durchzuwinken. Griechenland ist wieder kurz vor der Staatspleite gerettet worden, und an einen Schuldenschnitt wagt man sich erst nach der Wahl, dann erklärt man dem Volk, dass man Griechenland nur mit einem Schuldenerlass helfen kann.
Augsburg
Der Geschäftsmann Trump
Zum Kommentar „Präsident in schlech tem Licht“(Politik) von Winfried Züfle am 16. Juni: Ich finde es erstaunlich, dass Herr Züfle Trump noch immer für einen erfolgreichen Geschäftsmann hält. Herr Züfle sollte einmal in Schottland nachfragen, wie die Menschen dort zu Trumps Golfplatz stehen. Er hat hunderte Arbeitsplätze versprochen – geschehen ist nichts. Er hat es aber immerhin geschafft, dort seinem Hobby nachzugehen und eine Mauer zu bauen. Herr Züfle sollte einmal in Atlantic City nachfragen. Dort hat Trump Hotels und Spielcasinos gebaut und versprochen, dass er aus dieser Stadt ein zweites Las Vegas machen wird. Auch mit diesem Projekt ist er den Bach runtergegangen. Die Folge war, dass er hunderte Firmen und kleine Handwerker in den Konkurs getrieben hat, weil Trump vergessen hatte, die Rechnungen zu bezahlen.
Lindenberg
Pädagogisch gesehen
Zur Kolumne „Erziehungsfragen“vom 17. Juni in der neuen Serie „Die Welt unserer Kinder“: Wieder wird Jesper Juul als Erziehungsexperte dargestellt. Er ist Psychologe und Familientherapeut, und vor diesem Hintergrund sind seine Bücher und Ratgeber zu lesen. Diese sind spannend, allerdings bedarf es eines Grundverständnisses in der Systemtheorie. Der Satz „Man muss sich fragen, was will ich und was bedeutet das für mein Kind“ist das beste Beispiel. Dieser Standpunkt ist aus Sicht eines (systemischen) Familientherapeuten korrekt, nur in der Pädagogik völlig deplatziert, da der zweite Teil des Satzes untergeht. Erziehung sollte immer am Wohl und aus Sicht des Kindes passieren. Herrn Juuls Sicht würde, aus pädagogischer Sicht, nur die egoistischen Selbstverwirklichungstrends unserer Gesellschaft weiter vorantreiben.
Bobingen Briefe an die Zeitung Fax: E Mail: