Landsberger Tagblatt

2,50 Euro für einen Rattenschw­anz

Wer den Fang einer Bisamratte nachweist, bekommt in Geltendorf Geld von der Gemeinde. Am Loosbach gibt es mit dem Pelztier Probleme

- VON RENATE GREIL UND STEPHANIE MILLONIG Walleshaus­en (lt) (lt)

Die Vorstellun­g, dass da jemand mit einem Sack voller Bisamratte­nschwänze ins Rathaus marschiert, mutet seltsam an. Doch es gibt sie noch in Geltendorf, diese Vergütung für jeden, der Derartiges vorweisen kann: 2,50 Euro zahlt die Gemeinde für jeden Bisamratte­nschwanz.

Die Bisamratte war eines von vielen Themen in der Bürgervers­ammlung in Walleshaus­en: Eine Bürgerin klagte über Bisamratte­n am Loosbach in Unfriedsha­usen. Bisamratte­n verursache­n, ähnlich dem Biber, Schäden an Wasserbauw­erken, weil sie Gänge in Dämme oder an Bachufern bauen. Die Bisamratte wurde wegen ihres Fells aus Nordamerik­a eingeführt und hier heimisch. Das Tier gilt vielen als Schädling.

Geschäftss­tellenleit­er Florian Hänle informiert­e in der Versammlun­g über einen alten Beschluss in Geltendorf: „Für einen Schwanz der Bisamratte zahlt die Gemeinde 2,50 Euro“. Die Bisamratte­n seien im Gegensatz zum Biber nicht ge- und dürften auch von Privatleut­en gefangen werden. Auf Nachfrage des Landsberge­r Tagblatts recherchie­rte Hänle nach den jüngsten Bisamratte­nfängen, die von der Gemeinde vergütet worden sind: Im November 2014 waren es 112 Stück, im August des Jahres 26 und im Februar 2013 32 Stück. Hänle geht davon aus, dass auch andere Gemeinden diese Regelung haben, er kennt sie auf jeden Fall aus einer Kommune, in der er vorher tätig war, und aus seiner Heimatgeme­inde. Früher hätten vor allem ältere Landwirte sich auf die Jagd nach der Bisamratte gemacht, die in Fallen gefangen würden.

Rainer Fuß von der Unteren Naturschut­zbehörde erläutert, dass Bisamratte­n zum jagdbaren Wild zählten und in Lebendfall­en gefangen werden dürften. Freilich müsse der Tierschutz beachtet werden, Klappund Schlagfall­en seien nicht erlaubt. Seiner Erfahrung nach hört man heute nicht mehr so viel von Problemen durch Bisamratte­n. Möglicherw­eise liege dies daran, dass der Biber als Konkurrent um denselben Lebensraum aufgetauch­t sei.

Am Loosbach macht nicht nur die Bisamratte Probleme, die Bürgerin wünscht sich auch eine Grabenräum­ung, aber die muss laut Bürgermeis­ter Wilhelm Lehmann noch hinten anstehen angesichts knapper Mittel.

Die Sanierung der Paartalhal­le, in der seit mehr als einem Jahr keine Veranstalt­ungen mehr stattfinde­n können, sorgte vergangene­s Jahr für Diskussion in der Walleshaus­er Bürgervers­ammlung und war auch dieses Mal wieder ein Thema: Laut Lehmann liegen nun erste Ergebnisse eines Gutachtens vor. Diese wolle er aber zuerst dem Gemeindera­t präsentier­en. Bei der notwendige­n Sanierung werde es „um viel Geld gehen“, kündigte Lehmann an. In drei bis fünf Wochen will er mit dem Thema an die Öffentlich­keit gehen.

Für Unmut in Walleshaus­en sorgen auch die heuer erstmals verschickt­en Gebührenbe­scheide bei Nutzern eines speziellen Abwassersy­stems in dem Ortsteil. Bei der Einführung des Vakuum-Kanals sei zugesicher­t worden, dass die Gemeinde für den Unterhalt aufkomme, sagte ein Bürger und verwies auf frühere Beschlüsse. Lehmann sicherte zu, dass die Gebührenbe­schützt scheide erst einmal ausgesetzt werden, bis der Sachverhal­t geklärt werden könne. Inzwischen sei nicht mehr die Gemeinde, sondern der Abwasserzw­eckverband Geltendorf-Eresing zuständig. Geschäftss­tellenleit­er Hänle erklärte gegenüber dem LT, dass er laut Satzung die Stromkoste­n für die Vakuumanla­ge und auch den Unterhalt abrechnen müsse – rückwirken­d sei dies bis 2013 möglich.

Auch die Ankündigun­g Lehmanns, dass die Friedhofsg­ebühren um bis zu 300 Prozent steigen, stieß auf Unverständ­nis. Die Gebühren seien kostendeck­end berechnet worden, sagte Lehmann.

Ein weiteres Thema war der Straßenbau. Zeitlich nach hinten verschoben hat sich der Ausbau der Waberner Straße. Hier sagte Lehmann, dass die Bauarbeite­n nun vermutlich Mitte August im Anschluss an das neue Baugebiet „Am Grübelange­r“beginnen.

Die Ausschreib­ungsergebn­isse liegen jetzt vor und die Aufträge müssten nun in den beteiligte­n drei Gremien Kreistag, Gemeindera­t und Abwasserzw­eckverband vergeben werden.

 ?? Foto: Thomas Warnack/dpa ?? Sieht putzig aus, sorgt aber wie der Biber für Schäden an Wasserbauw­erken: die Bisamratte. Anders als der große Nager mit dem breiten Schwanz, darf die aus Nordamerik­a stammende Bisamratte gejagt werden. Im Loosbach in Unfriedsha­usen gibt es Probleme...
Foto: Thomas Warnack/dpa Sieht putzig aus, sorgt aber wie der Biber für Schäden an Wasserbauw­erken: die Bisamratte. Anders als der große Nager mit dem breiten Schwanz, darf die aus Nordamerik­a stammende Bisamratte gejagt werden. Im Loosbach in Unfriedsha­usen gibt es Probleme...

Newspapers in German

Newspapers from Germany