Landsberger Tagblatt

Wie kurz darf der Rock bei Hitze sein?

Schon der Anblick von Anzug und Etuikleid treibt bei diesen Temperatur­en manchem den Schweiß auf die Stirn. Etikette-Expertin Susanne Erdmann gibt Tipps für die Kleidung im Büro

- Foto: fotolia Susanne Erdmann ist zerti fizierte Trainerin für Busi ness Etikette und Vorstands mitglied der Deutschen Knigge Gesellscha­ft.

Augsburg Steigen die Temperatur­en über 30 Grad, steht so mancher Arbeitnehm­er morgens ratlos vor dem Kleidersch­rank. Darf es jetzt das kurze Kleid sein oder ist doch die kurzärmlig­e Bluse mit der Caprihose besser? Darf der Herr im Kurzarmhem­d und Sandalen im Büro durchstart­en oder muss das Hemd lange Ärmel haben und müssen die Schuhe geschlosse­n sein? Diese Fragen können schon zu ersten Schweißaus­brüchen führen. Daher fragten wir Susanne Erdmann um Rat, die Augsburger Expertin für Etikette.

Frau Erdmann, wie viel Haut darf im Büro bei diesen schweißtre­ibenden Temperatur­en gezeigt werden?

Erdmann: Zu viel Haut darf nicht gezeigt werden. Es kommt natürlich immer darauf an, in welcher Branche der Einzelne tätig ist. In Rechtsanwa­ltskanzlei­en, bei Wirtschaft­sprüfern, in Banken und Versicheru­ngen gelten meist die strengsten Vorgaben. Aber auch, wer Kontakt zu Kunden hat, muss Kleiderreg­eln einhalten. Denn Kleidung ist ein Kommunikat­ionsmittel. Mit meiner Kleidung zeige ich Respekt gegenüber dem Kunden, aber auch gegenüber den Kollegen und dem Unternehme­n selbst.

Wie kurz darf also der Rock sein?

Erdmann: Der Rock darf höchstens eine Handbreit über dem Knie enden. Und auch ein zu tiefes Dekolle- té ist unpassend. Schultern sollten nicht gezeigt werden. Ich gebe zu, in diesem Punkt etwas konservati­v zu sein. Aber im Business sind Oberteile mit Ärmelansat­z passender. Spaghettit­räger gehen gar nicht. Und natürlich dürfen keine BH-Träger oder sonstige Unterwäsch­e sichtbar sein. Übrigens: Wer ein Tattoo hat, sollte es in der Arbeit verdecken. Und wer sich für ein elegantes, die Schultern nicht ganz bedeckende­s Kleid entscheide­t, sollte sich im Büro oder im Gespräch mit Kunden mit einem kurzen, leichten Jäckchen behelfen, das in der Pause jederzeit abgelegt werden kann.

Textilexpe­rten sagen, dass es nicht hilft, so wenig Kleidung wie möglich zu tragen. Entscheide­nd ist das Material.

Erdmann: Das stimmt. Daher rate ich im Sommer zu leichten Stoffen – etwa zu Seide, Leinen, Baumwolle. Und zu luftigen Schnitten und hellen Farben. Das ist entscheide­nd. Allerdings sollte gerade bei Sommerklei­dung im Büro besonders darauf geachtet werden, dass sie eine gute Form und einen guten Schnitt hat. Statt dem eng anliegende­n Etuikleid empfehle ich Frauen bei Hitze ein luftiges, schickes Hemdblusen­kleid. Oder man zieht einen Glockenroc­k statt des Bleistiftr­ocks an. Frauen haben ja viel mehr Spielraum als Männer.

Müssen Männer denn auch bei Tempe-

raturen um die 30 Grad in Hemd und Sakko im Büro erscheinen?

Erdmann: Wie gesagt, es kommt auf die Branche an. Wenn es eine Kleiderord­nung gibt, dann rate ich jedem, sich danach zu richten – auch bei Hitze. Und ja, in vielen Businessbe­reichen gehört es sich einfach, im Anzug zur Arbeit zu kommen. Doch auch hier kann Mann sich vor allem mit der Stoffquali­tät und der Farbe Kühlung verschaffe­n. Leichte Sakkos und Hosen – niemals in Weiß, aber in einem hellen Grau oder Beige – sind jetzt zu empfehlen. Was aber nicht getragen werden sollte, sind Kurzarmhem­den. Man kann lange Hemden ja nach oben krempeln.

Aber die Krawatte stirbt modisch aus.

Herr Zetsche, der Chef von Daimler, hat die Bewegung doch befeuert.

Erdmann: Nun, Herr Zetsche hat eine Position, der darf alles tragen, was er will. Daraus zu schließen, dass das nun jeder darf, wäre falsch. In sehr vielen Businessbe­reichen sind Krawatten noch immer Pflicht. Zumindest bei Kundengesp­rächen. Oft ist es doch so, dass im Büro die Krawatte schon abgelegt und der erste Hemdknopf geöffnet werden kann. Aber sobald Kunden kommen, sollte der Knopf geschlosse­n und die Krawatte gebunden sein.

Wie sieht es an den Füßen aus? Sind Flipflops wirklich eine Modesünde?

Erdmann: Im Büro sind Flipflops nicht angemessen. Im Business sollten die Schuhe in der Regel geschlosse­n sein. Das gilt vor allem für Männer. Für Frauen gibt es mittlerwei­le so schöne Sandalen, die nicht den ganzen Fuß zeigen, da würde ich eine Ausnahme machen. Aber ganz wichtig: Wer offene Schuhe trägt, muss nicht nur gepflegte Zehen, sondern gepflegte Füße haben. Darauf ist im Übrigen auch außerhalb der Arbeit zu achten. Und das gilt für Frau und Mann gleicherma­ßen. Damen sollten im Businessbe­reich, wenn sie Sandalen tragen, auch auf eine dezente Nagellackf­arbe achten. Denn generell gilt: Beim Auftreten in der Arbeit haben allzu Blumiges, allzu grelle Farben und allzu viele Rüschen nichts verloren.

Müssen Strumpfhos­e zum Kleid oder Socken beim Herrn unbedingt sein?

Erdmann: Passender ist es, auch im Sommer eine hauchdünne Strumpfhos­e zum Kleid oder Rock im Büro zu tragen. Und Socken, eigentlich besser sogar Kniestrümp­fe, sind für Männer im Büro Pflicht. Nur im Alltag zur Sandale sind sie ein NoGo.

 ??  ?? Gerade wer in Kanzleien, bei Wirtschaft­sprüfern, Versicheru­ngen oder Banken arbeitet, muss oftmals auch an heißen Tagen eine bestimmte Kleiderord­nung einhalten. Der Rock darf dann beispielsw­eise nicht zu kurz, die Bluse nicht zu weit ausgeschni­tten sein.
Gerade wer in Kanzleien, bei Wirtschaft­sprüfern, Versicheru­ngen oder Banken arbeitet, muss oftmals auch an heißen Tagen eine bestimmte Kleiderord­nung einhalten. Der Rock darf dann beispielsw­eise nicht zu kurz, die Bluse nicht zu weit ausgeschni­tten sein.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany