Nun muss der Bischof handeln
Die bevorstehende Weihe eines Mannes im Bistum Eichstätt zum Diakon und in Kürze wohl zum Priester ist zu einer Belastung für das Verhältnis zwischen Zentralrat der Juden in Deutschland und katholischer Kirche geworden.
Weil der Mann KZ-Witze erzählte. Weil er geläutert sein soll, daran aber nach wie vor ernst zu nehmende Zweifel bestehen. Weil sich der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster, der den Fall intensiv verfolgt, von der Kirche getäuscht fühlt. Ihm sei zugesichert worden, der Mann werde seine kirchliche Karriere nicht einfach fortsetzen können, sagte er. Die Weihe fällt in eine Zeit, in der sich der Hass gegen Juden verstärkt Bahn bricht. In der eine Doku zum Thema gestern und erst nach Protesten ausgestrahlt wird. In der, ebenfalls gestern, der Bundestag über die Bekämpfung von Antisemitismus debattiert. In der der Festakt 100 Jahre Synagoge Augsburg unmittelbar bevorsteht.
Der angehende Priester mag eine zweite Chance verdienen. Er und der Eichstätter Bischof Hanke – der nach eigener Aussage nicht über alle Details des Falls unterrichtet ist – müssen künftig allerdings den Nachweis antreten, dass die Entscheidung richtig war. Hanke hat, bevor er sie traf, nicht den Kontakt zu Schuster gesucht. Vielleicht hätte der Konflikt so vermieden werden können. Nun muss Hanke so bald als möglich auf Schuster zugehen. Das gewachsene Vertrauensverhältnis zwischen katholischer Kirche und jüdischer Gemeinschaft darf nicht beschädigt werden.