Landsberger Tagblatt

Deutsche Reifeprüfu­ng gegen Chile

Der Bundestrai­ner hat die Südamerika­ner um Arturo Vidal zum Turnierfav­oriten ausgerufen. Löw baut sein Perspektiv­team um und wechselt den Torhüter. Ein Sieg würde dem Coach ein besonderes Jubiläum bescheren

- CONFED CUP IN RUSSLAND Russland – Portugal Mexiko – Neuseeland 1 Mexiko 2 Portugal 3 Russland 4 Neuseeland Kamerun – Australien – Chile 1 Chile 2 3 Australien 4 Kamerun (dpa)

Kasan Ein historisch­er Fußballabe­nd steht an, auch wenn bei der Kraftprobe mit Chile für Joachim Löw der 100. Länderspie­lerfolg als Bundestrai­ner eher eine nette Begleiters­cheinung wäre. Es geht für den Weltmeiste­rcoach und sein Perspektiv­team um Antreiber Leon Goretzka am Donnerstag (20 Uhr/

ARD) in Kasan in erster Linie darum, sich beim Confed Cup gegen den von Bayern-Star Arturo Vidal angeführte­n Südamerika­meister in den Favoritenk­reis zu spielen. Der Gewinner im Gruppengip­fel könnte schon das Halbfinalt­icket lösen. Löw, der beim 3:2 im Auftaktspi­el gegen Australien seinen 99. Sieg im 148. Länderspie­l feierte und ohnehin siegreichs­ter Nationaltr­ainer der DFB-Geschichte ist, weiß um die Schwierigk­eit der Prüfung gegen die von ihm bewunderte­n Chilenen. Immerhin hat er die Nummer eins aus Südamerika im Vorfeld zu seinem Titelfavor­iten ausgerufen. „Chile ist eine der weltbesten Mannschaft­en, unabhängig vom Start in dieses Turnier“, sagte Löw nun. „Die Chilenen sind eingespiel­t. Sie haben fantastisc­he Einzelspie­ler und im taktischen Bereich eine Flexibilit­ät wie wenige andere Mannschaft­en“, schwärmte Löw.

Seit Jahren verfolgt der Bundestrai­ner das Auftreten von Vidal und Co. intensiv. Und darum weiß er, dass seine unerfahren­e Mannschaft vor einer großen Herausford­erung steht: „Sie haben eine unheimlich­e Wucht nach vorne.“Die Chilenen sind im Gegensatz zum Weltmeiste­r mit allen Assen nach Russland gekommen. Und sie wurden auch beim 2:0 gegen Afrikameis­ter Kamerun ihrer Favoritenr­olle gerecht. Anführer Vidal von der FIFA zum „Man of the Match“gekürt. Der 30-Jährige verfolgt mit seinen Kameraden einen klaren Plan: „Unser einziges Ziel ist, den Pokal zu holen. Wir wollen zeigen, dass es kein Zufall ist, dass wir zweimal die Copa America gewonnen haben.“

Die deutschen Spieler konnten den Gegner gegen Kamerun am TV studieren – und waren durchaus beeindruck­t. „Das ist eine sehr starke Mannschaft, sehr eindrucksv­oll. Chile hat viel vor bei dem Turnier, da wollen wir Paroli bieten“, sagte der Gladbacher Lars Stindl. Im DFB-Tross wissen alle, dass Chile ein anderes Kaliber darstellt als Australien.

Löw dürfte dabei auch auf frisches Personal setzen, gerade auch auf der Torhüterpo­sition. MarcAndré ter Stegen, der jetzt dran sein dürfte, soll ein größerer Rückhalt sein als der im ersten Spiel bei den Gegentoren patzende Bernd Leno. Auch der Bundestrai­ner erkannte die insgesamt fehlende defensive Stabilität als Mangel. „Daran können wir arbeiten.“Mit einer körperlich robusten Dreierkett­e ließe sich etwas mehr Gegenwehr gegen die physisch starken Chilenen herstellen. In Emre Can könnte zudem ein zweikampfs­tarker Mann ins Mittelfeld rücken. Der Leipziger Timo Werner wiederum würde als Turbostürm­er das Pressing forcieren und zusätzlich­e Schnelligk­eit ins Angriffssp­iel bringen.

Konterstär­ke könnte diesmal gefragt sein und damit nicht so sehr ein klassische­r Mittelstür­mer wie Sandro Wagner. Zur praktische­n Vorbereitu­ng blieb Löw nur das Abschlusst­raining in der WM-Arena an der Wolga. Denn es geht jetzt Schlag auf Schlag beim Confed Cup mit einer engen Spieltaktu­ng im Drei-Tages-Rhythmus.

 ?? Foto: Witters ?? Tüfteln für den Erfolg gegen Chile heute Abend (20 Uhr/ARD): Bundestrai­ner Joachim Löw (rechts) und sein Assistent Thomas Schneider.
Foto: Witters Tüfteln für den Erfolg gegen Chile heute Abend (20 Uhr/ARD): Bundestrai­ner Joachim Löw (rechts) und sein Assistent Thomas Schneider.

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