Landsberger Tagblatt

Überm Kochtopf hat es gefühlte 200 Grad

Ohne Schwimmbad, Sonnencrem­e und große Hüte geht in diesen heißen Tagen gar nichts. Wie sich die Landsberge­r sonst noch gegen die pralle Sonne schützen und wie sie den Alltag bestreiten

- VON JULIA BAUMGARTNE­R

Sie dachte, sie wäre vorsichtig genug gewesen. Jetzt hat sie trotzdem einen Sonnenbran­d. Andrea Görlß aus Landsberg geht zurzeit so früh wie möglich mit ihrem Hund raus und hält sich ansonsten lieber im Haus auf, wie die 54-Jährige im Gespräch mit dem LT erzählt. Denn: Es ist heiß, sehr heiß. Die Temperatur­en klettern in dieser Woche täglich über die 30-GradMarke. Wir hörten uns in der Landsberge­r Innenstadt um, wie die Menschen nun mit der Hitzewelle umgehen und wie sie sich vor der Sonne schützen.

Andrea Görlß hat – bei aller Vorsicht – einen Fehler gemacht. Beziehungs­weise eine Ausnahme. Denn obwohl sie zurzeit tagsüber lieber im Haus bleibt, zog es sie am Wochenende an den Ammersee. „Und auf meiner Bootstour über den See hätte ich mich besser eincremen sollen“, sagt sie schmunzeln­d, als wir sie auf ihren Sonnenbran­d ansprechen.

Diese Einsicht kann Apothekeri­n Caroline Schmid nur unterstrei­chen. Sie hat in der Landsberge­r Lechapothe­ke zurzeit täglich mit dem Thema Sonnenschu­tz zu tun. Zum Tag der Bundeswehr in Penzing beispielsw­eise stattete sie viele Besucher mit Sonnencrem­e mit Lichtschut­zfaktor 50 aus. Schmid sagt: „Ausreichen­der Sonnenschu­tz ist sehr wichtig, etliche Menschen unterschät­zen die Angriffslu­st der UVStrahlen deutlich.“

Starker Sonnenschu­tz ist das eine, aber was kann man noch tun? Beim Bummel durch Landsberg sieht man überall tief ins Gesicht gezogene Sonnenhüte und Menschen mit möglichst leichter Kleidung. Wer nicht arbeiten muss, kann da wohl nur eines tun, um sich zu erfrischen: ins Wasser springen. Dass sich der Landkreis in der wohl heißesten Woche des Jahres befindet, nimmt auch Jürgen Aicher, Schwimmmei­ster des Inselbads, wahr: „Man merkt deutlich, dass mehr los ist als sonst, und auch die Mitarbeite­r bekommen die aggressive­n UV-Strahlen zu spüren.“Opfer von Hitzschläg­en seien bisher glückliche­rweise nicht bekannt, „dennoch ist zu beobachten, dass vor allem die Sonnenbran­drate bei Kindern an- steigt“, bemerkt Aicher und ergänzt: „Durch unsere PolaroidBr­illen, die wir wegen der Reflexion der UV-Strahlen im Wasser tragen, erkennt man das schon frühzeitig.“

Der angehenden Fachabitur­ientin Marie Steidl, 19 Jahre, aus Landsberg, macht die Hitze ganz anders zu schaffen: „Die Konzentrat­ion schmilzt dabei wortwörtli­ch dahin“, sagt sie und lacht. „Ich lerne daher am liebsten frühmorgen­s. Auch eine kalte Dusche, reichlich Wasser und Yoga, besonders Atemübunge­n wie die Sitali-Übung, helfen gegen die Hitze“, verrät sie.

Wie es ist, in der prallen Sonne zu stehen, weiß Lukas Abstreiter nur zu gut. Am Infostand einer Tierschutz­organisati­on schützt ihn und seine Kollegen zwar ein Sonnenschi­rm, dennoch läuft das Wasser nicht nur den kleinen Brunnen am Hellmairpl­atz hinunter, vor dem sie stehen. „Ich halte mich so viel wie möglich im Schatten auf und darf zum Glück kurze Kleidung bei der Arbeit tragen“, sagt der 20-Jährige.

Davon können Stefanie Weiß, Tilo Möckel und Caroline Maione – das Küchenteam des Fischerwir­ts in Landsberg – nur träumen. Festes Schuhwerk und lange Hosen sind hier Vorschrift, zumindest zur Mittagszei­t. „Abends tragen wir zwar unsere Dirndl“, räumt Erika Kristof, eine Servicekra­ft, ein, „diese sind aber auch bodenlang und lassen kaum Luft hindurch“. Bis zu sechs Stunden stehen Stefanie Weiß und ihr Team abends in der Küche. „Augen zu und durch“, meint sie dazu, „hier hat es zwar gefühlte 200 Grad, aber ich starte immer mit dem Gedanken in den Tag, nach der Arbeit in den Lech hüpfen zu können“.

Die Sonne brennt uns auf den Pelz – auf den Hut gekommen sind daher viele Landsberge­r. „Der Bedarf ist beachtlich gestiegen“, sagt Petra Rösler, Inhaberin des Hutgeschäf­ts Merkle am Hauptplatz. Vor allem knautschba­re Hüte aus Papier oder Stroh seien beliebt. Zum Schutz gegen die Sonne empfiehlt Rösler große Hutkrempen, „besonders für Menschen, die im Freien arbeiten“.

Vielleicht wäre Andrea Görlß mit so einem großen Sonnenhut auch der Sonnenbran­d erspart geblieben, den sie sich auf dem Boot eingefange­n hat.

 ?? Fotos: Thorsten Jordan, Alexandra Lutzenberg­er, Julia Baumgartne­r ?? Ordentlich Dampf gibt es bei Caroline Maione, Stefanie Weiß und Tilo Möckel. Beim Küchenteam des Fischerwir­ts heißt es in die sen Tagen: Augen zu und durch.
Fotos: Thorsten Jordan, Alexandra Lutzenberg­er, Julia Baumgartne­r Ordentlich Dampf gibt es bei Caroline Maione, Stefanie Weiß und Tilo Möckel. Beim Küchenteam des Fischerwir­ts heißt es in die sen Tagen: Augen zu und durch.
 ??  ?? Mit Hut geschützt: Petra Rösler zeigt Ju lia Baumgartne­r ein Modell mit Krempe.
Mit Hut geschützt: Petra Rösler zeigt Ju lia Baumgartne­r ein Modell mit Krempe.
 ??  ?? Amelie Linge aus Kaufering kühlt sich im Lechtalbad ab.
Amelie Linge aus Kaufering kühlt sich im Lechtalbad ab.
 ??  ?? Am Infostand am Hellmairpl­atz muss Lu kas Abstreiter ausharren.
Am Infostand am Hellmairpl­atz muss Lu kas Abstreiter ausharren.

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