Fische verenden im Mühlbach
Bei Arbeiten in Kaufering-Dorf gelangt Zementschlämme ins Wasser. Genau an dem Tag, an dem der Marktgemeinderat die Sanierung des Abschnitts in Auftrag gibt
Bei Instandsetzungsarbeiten ist am Mittwoch der Mühlbach in Kaufering-Dorf verunreinigt worden. Wie die Gemeinde in einer Pressemeldung mitteilt, verfüllten Mitarbeiter einer Baufirma zur Stabilisierung des Untergrundes ein Loch mit Beton. Dabei sei unkontrolliert Zementschlämme in das Bachbett gelangt. Dies führte dazu, dass Fische verendeten und sich der Schlämme am Boden absetzte.
Vor der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend hatte eine Bürgerin die Fragerunde genutzt, um nach den Ursachen für das Fischsterben zu fragen. Die Antwort blieb Bürgermeister Erich Püttner schuldig, erst später, als über die anstehenden Sanierungsarbeiten des 45 Meter langen Teilabschnitts des Mühlbachs im Bereich der Landrat-Müller-Hahl-Straße beraten wurde, berichtete er über das Missgeschick. Zu diesem Zeitpunkt hatten die meisten Zuhörer den Sitzungssaal schon wieder verlassen.
Gestern schob die Marktgemeinde dann auch noch eine Presseerklärung nach. Darin steht zu lesen, dass Arbeiten dieser Art schon mehrfach ohne Probleme und negativen Folgen ausgeführt und einwandfrei umgesetzt worden seien. Das Verfüllen von entstehenden Löchern im Bachbett sei bis zur Sanierung des Mühlbaches immer wieder nötig. „Dieses Missgeschick ist leider nun so geschehen und alle Beteiligen sind davon sehr betroffen. Wir entschuldigen uns bei allen betroffenen Anwohnern“, teilt die Marktgemeinde mit. Selbstverständlich würden alle entstandenen Schäden ersetzt.
Das Landratsamt hat laut Pressesprecher Wolfgang Müller keine Kenntnis von den Vorgängen. Die Untere Naturschutzbehörde und die für das Wasserrecht zuständige Abteilung seien nicht beteiligt gewesen. Das sei nicht erforderlich, weil der Mühlbach ein Gewässer dritter Ordnung ist. Eine wasserrechtliche Genehmigung für kleinere Maßnahmen sei nicht erforderlich.
Doch warum muss das Bachbett mit Beton aufgefüllt werden? An der Landrat-Müller-Hahl-Straße plätschert der Mühlbach noch durch natürlich belassenes Gelände, das Anfang der 1990er-Jahre entsprechend ausgebaut wurde. Allerdings dringt dort immer wieder Wasser durch den Böschungsbereich und sickert auf Straße und Gehweg. Zudem trat bereits mehrfach Wasser im Bereich tieferliegender Anwesen wie dem Waldorfkindergarten auf. Das hängt Tiefbauamt der Marktgemeinde mit Sickerstellen im Bachbett zusammen Die Vernässung der Dämme sei inzwischen so stark, dass niemand weiß, wie lange diese noch halten werden. Und so werden die Dämme derzeit mit Sandsäcken gesichert. In der Sitzung kritisierte Marktgemeinderat Andreas Keller, dass die Straße in diesem Bereich nicht gesperrt wird. „Ich halte es für bedenklich, dass der Untergrund nicht untersucht wird.“Tiefbauamtsleiter Andreas Giampa sagte, das werde gemacht, wenn die Sanierungsarbeiten beginnen.
Von Anfang September bis Ende Oktober soll das Bachbett zwischen dem Durchlass unter dem Brückenring und der Auffahrt zu einer Hofstelle auf rund 45 Metern Länge dauerhaft abgedichtet werden. Realisiert werden soll das mit einem Stahlbeton-Gerinne. Die Bachsohle soll mit vorhandenem Material wiederhergestellt werden, die Stahlbetonwände größtenteils nicht sichtbar sein und die verbleibenden sichtbaren Wände mit Natursteinmauerwerk verkleidet werden. Damit der Bachlauf nach dem Einbau der Rinne wieder möglichst natürlich aussieht, sollen Wasserbausteine, Pflanzen und auch Totholz zwilaut schen den Steinen eingebaut werden. Eigentlich sollten die Arbeiten im April beginnen. Allerdings musste die Maßnahme erneut ausgeschrieben werden, was nun auch zu einer Verteuerung führte. Den Zuschlag erhielt eine Firma aus Immenhofen, die die Sanierung für rund 185000 Euro durchführen will. Diese Angebotssumme übersteigt den Haushaltssatz um 55000 Euro. Dennoch stimmten die Räte zu. Denn wie es das Tiefbauamt in der Sitzungsvorlage formulierte, kann die Maßnahme nicht verschoben werden, da die Dammsohle jederzeit durchbrechen könne.