Jetzt kommt die Rampe doch
Am Bahnhof in Kaufering wird ein barrierefreier Fußweg gebaut, der die Gemeinde 250000 Euro kostet
Der Markt Kaufering wird auf der Nordseite des Bahnhofs auf eigene Kosten einen barrierefreien Zugang zur Unterführung unter den Gleisen schaffen. Diese Entscheidung traf der Marktgemeinderat mit 15:6 Stimmen. Wie bereits berichtet, war über dieses Thema immer wieder kontrovers diskutiert worden. Mit dem jetzt gefassten Grundsatzbeschluss, soll die fast zehn Jahre zurückliegende Planung des Marktes noch einmal geprüft und überarbeitet werden.
Anfang April hatte der Marktgemeinderat die Entscheidung vertagt und Bürgermeister und Verwaltung beauftragt, Gespräche mit der Bahn zu führen, wie sie zu einem Vertrag aus dem Jahr 2003 steht, in dem geregelt ist, dass die Gemeinde den Zugang (Rampe) errichtet und die Bahn ihre Planungen danach ausrichtet. Mitte Mai teilte die Bahn schriftlich mit, dass sie auf der Einhaltung des Vertrags besteht. Sollte er nicht erfüllt werden, werde die Sache juristisch geprüft. Der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs bis ins Jahr 2021 könnte sich dann auf unbestimmte Zeit verzögern.
Mit dem Ja des Marktgemeinderats sieht der Zeitplan nun wie folgt aus: Die zuständige DB Station & Service AG bereitet derzeit das Genehmigungsverfahren beim Eisenbahnbundesamt vor, das bis Herbst eingereicht werden soll. Die Baugenehmigung könnte in der ersten Hälfte des Jahres 2019 vorliegen. Daher könne davon ausgegangen werden, dass die Baumaßnahmen bis 2021 fertiggestellt sind. Neben einem barrierefreien Zugang auf der Nordseite sollen weitere Abstellanlagen für Fahrräder geschaffen werden. Zudem plant die Bahn, die Bahnsteige zu erhöhen und bei Gleis 2 und 3 sowie 4 und 5 jeweils einen Aufzug zu bauen. Sollten es die Fahrgastzahlen erfordern, werden gegebenenfalls beidseitige Treppenaufgänge entstehen.
Wie Tiefbauamtsleiter Andreas Giampa in der Sitzung sagte, kommen auf die Marktgemeinde Kosten in Höhe von 250000 Euro zu. Der barrierefreie Zugang auf der Nordseite werde nicht in Form einer klassischen Rampe gebaut, sondern vielmehr als einfacher Fußweg mit einer Neigung von 3,7 Prozent. Ob auf der Südseite eine Rampe errichtet werden soll, war nicht Gegenstand des Grundsatzbeschlusses. Dennoch werde diese Variante in die Projektplanung aufgenommen.
Die Fraktion der GAL sprach sich gegen den Zugang auf der Nordseite aus. Deren Mitglieder wollen die Barrierefreiheit mit dem Bau eines Aufzugs bei Gleis 1 schaffen und sehen die Bahn bei der Finanzierung in der Pflicht. Zweite Bürgermeisterin Gabriele Triebel sagte zudem, dass der Vertrag mit der Bahn aus dem Jahr 2003 vom damaligen Bürgermeister Klaus Bühler ohne Kenntnis des Marktgemeinderates abgeschlossen worden sei. „Wir haben erst seit zwei Monaten davon Kenntnis.“Für ihren Fraktionskollegen Hans-Jörg Pilz ist der Vertrag daher nichtig. Fraktionssprecher Andreas Keller und Gabriele Triebel halten einen Aufzug auch aus Gründen der Sicherheit für die sinnvollere Lösung. Sie sehen die Gefahr, dass es zu Unfällen zwischen Radfahrern und Fußgängern kommt, wenn ein Zugang von Norden gebaut wird.
In Stellungnahmen hatten sich bereits vor der Sitzung der ADFCKreisverband, der Seniorenbeirat sowie die Behindertenbeauftragten von Markt und Kreis für den Zugang auf der Nordseite ausgesprochen. „Wir sollten uns diesen Empfehlungen anschließen“, sagte Sascha Kenzler (UBV). Thomas Salzberger (SPD) sah auch wirtschaftliche Vorteile und verwies auf die Berechnungen der Verwaltung. Die hatte die Kosten für die Marktgemeinde über einen Zeitraum von 25 Jahren gegenüber gestellt. Demnach müssten für einen Aufzug bei Gleis 1 rund 676000 Euro ausgegeben werden. Für einen barrierefreien Zugang seien rund 320000 Euro fällig, weil die Regierung von Oberbayern eine Zuwendung in Höhe von 250000 Euro in Aussicht gestellt hat. Mit dem Grundsatzbeschluss ist die Regierung nun an diese Förderzusage gebunden. Die Frist dafür wäre am 1. Juli ausgelaufen.