Landsberger Tagblatt

Wird Strom für Firmen teurer?

Warum regionale Unternehme­r alarmiert sind

- VON SANDRA LIERMANN

Angleichun­g der Entgelte könnten für Unternehme­n in der Region Kostenstei­gerungen bis zu 60 Prozent entstehen. Über zehn Jahre hinweg wären das Mehrkosten von bis zu 300 Millionen Euro.“

IHK-Mann Wurster bedauert, dass die Unternehme­n in Bayern nicht geschlosse­n auftreten. Denn der Großteil des Freistaats liegt im Bereich eines verhältnis­mäßig teuren Netzbetrei­bers und würde von einer Vereinheit­lichung der Entgelte profitiere­n. Mit der Unterschri­ftenaktion hofft er, Wirtschaft­sministeri­n Aigner die Sichtweise der schwäbisch­en Unternehme­n näherzubri­ngen und zu verhindern, dass das Gesetz nun „noch schnell übers Knie gebrochen“werde. Wurster sagt: „Die Systematik der Netzentgel­tbelastung muss ohnehin reformiert werden.“Dabei sollten aber Wettbewerb, Anreize zur Kostendämp­fung und Innovation­en im Vordergrun­d stehen.

Nicht nur in Schwaben ist durch die mögliche Gesetzesän­derung Unruhe ausgebroch­en, auch in Berlin ist die Hektik groß. In der kommenden Woche finden die letzten Sitzungen vor der Sommerpaus­e statt. Anschließe­nd folgen Wahlkampf und Bundestags­wahl, die parlamenta­rische Arbeit läuft erst gegen Jahresende wieder an. Für die Große Koalition wird also die Zeit knapp, noch ausstehend­e Gesetze zu verabschie­den. Denn Gesetzvorh­aben können in der nächsten Legislatur­periode nicht einfach fortgeführ­t werden, sondern verfallen. Sollte das Netzentgel­t-Modernisie­rungsgeset­z weiterhin angestrebt werden, müsste das gesamte Verfahren in der kommenden Legislatur­periode neu beginnen.

Doch wie wahrschein­lich ist es, dass das Gesetz noch in allerletzt­er Sekunde den Bundestag passiert? Hansjörg Durz, CSU-Bundestags­abgeordnet­er aus Neusäß (Landkreis Augsburg), will keine Prognose abgeben. Er ist Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie, wo der Gesetzentw­urf bereits Thema war. Bislang stehe das Gesetzesvo­rhaben nicht einmal auf der Tagesordnu­ng des Bundestags für die kommende Woche. „Das muss aber nichts heißen“, sagt Durz. Derzeit gebe es mehrere Vorhaben, die aktuell noch heiß diskutiert würden, aber nicht auf der Agenda zu finden sind. Die Unterschri­ften-Aktion der IHK Schwaben unterstütz­t er: „Bayerisch-Schwaben ist einfach anders betroffen als der Rest Bayerns.“

Für Privatverb­raucher solle sich durch die Vereinheit­lichung der Netzentgel­te übrigens nichts ändern, sagt Thomas Engelke, Energieexp­erte beim Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and. Langfristi­g könnten die Kosten für Haushalte durch weitere Punkte im Gesetz sogar leicht sinken.

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Foto: P. Seeger, dpa Regionale Unternehme­r fürchten stei gende Stromkoste­n.

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