Landsberger Tagblatt

Von der Leyens Lieblings Hubschraub­er

Der Rüstungshe­rsteller Airbus enttäuscht­e zuletzt die Verteidigu­ngsministe­rin mit zu spät gelieferte­n Produkten. Jetzt zeigt ein Donauwörth­er Helikopter, dass es anders geht

- VON STEFAN STAHL Laupheim/Donauwörth Foto: Thomas Warnack, dpa (dpa) (dpa)

Für einen Zivilisten ist es oft schwer, die Sprache der Militärs zu deuten. Im badenwürtt­embergisch­en Laupheim etwa residiert das Hubschraub­ergeschwad­er 64 der Bundeswehr. Dort steht am Tag des Besuchs von Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen unübersehb­ar ein Schild mit der Aufschrift „Gefahrenst­ufe A“. Nachfragen eines verunsiche­rten Journalist­en entgegnet der freundlich­e Oberstabsf­eldwebel Ralf Hochrein lächelnd mit der Anmerkung, der Gast müsse sich keine Sorgen machen, bei „Gefahrenst­ufe B“sei das schon anders.

Von der Verteidigu­ngsministe­rin ist noch nichts zu sehen. Sie wird an diesem Montag an einem aus Sicht von Steuern zahlenden Bürgern bemerkensw­erten Ereignis teilnehmen. Denn in der Stadt südlich von Ulm ereignet sich nahezu ein Wunder: Das Luftfahrt-Unternehme­n Airbus übergibt auch den letzten von insgesamt 15 kleinen Mehrzweckh­ubschraube­rn an die Bundeswehr – und das „im Zeit- und Kostenrahm­en“. Diese Formulieru­ng soll an dem Tag immer wieder fallen, ob von Vertretern des in Donauwörth produziert­en Helikopter­s vom Typ H145M oder aus Kreisen des Verteidigu­ngsministe­riums.

Doch ehe die Reporter von der Leyen und ihren superpünkt­lichen Hubschraub­er zu Gesicht bekommen, müssen sie sich in Geduld üben. Mit einem Bus geht es über das Flugplatzg­elände in eine Halle. schnüffelt ein Hund die Taschen der Journalist­en ab. Wie in der Schule wird mit Kreide auf eine Tafel aufgezeich­net, wo sich die optimale Position befindet, um die in der Truppe durchaus umstritten­e Verteidigu­ngsministe­rin und ihren neuen Helikopter-Liebling sehen zu können. Dann geht es um die Ecke zum Ort einer theaterrei­fen Inszenieru­ng. Soldaten stellen sich in der Hitze L-förmig vor einer riesigen Halle mit weißen Stühlen für die Ehrengäste auf. Sie stehen still, nur einer zollt der sengenden Sonne Tribut und wischt sich den Schweiß vom roten Kopf. Er schaut hoch zum blauen Himmel mit seinen tief hängenden Wölkchen-Formatione­n. Eine Daimler-Limousine mit blinkenden Vorderlich­tern fährt Richtung Rednerpult vor. Aus ihr steigt nicht von der Leyen, sondern der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleu­tnant Karl Müllner.

Dann fliegen drei der leichten und vergleichb­ar leisen Airbus-Hubschraub­er in Tarnfarbe ein. Sie werDort den angeführt von einem schweren Helikopter des Typs CH-53. Dieses „Arbeitspfe­rd“der Bundeswehr wird etwa in Afghanista­n eingesetzt. Einer der leichten Hubschraub­er landet in der Nähe des Rednerpult­s. Zwei Soldaten halten derweil die neben dem Pult stehenden Grünpflanz­en fest. Jetzt müsste doch von der Leyen aussteigen. Nein, im Gegenteil, es ist der massiv gebaute und riesige CDU-Verteidigu­ngsstaatss­ekretär Markus Grübel aus dem baden-württember­gischen Wahlkreis Esslingen, den ein entzücktes Fernsehtea­m aus seiner Heimat im Hubschraub­er begleiten durfte. Wann kommt jetzt endlich die Ministerin?

Am Ende hat die Inszenieru­ng mit den in der Sonne bratenden Soldaten doch noch ein Einsehen. Eine Wagenkolon­ne nähert sich dem Rednerpult, von der Leyen steigt aus. Zur braunen Hose mit jeweils fünf golden glänzenden Knöpfen am Ende der Beine trägt sie eine cremefarbe­ne Weste. Die CDU-Politikeri­n lobt nun Airbus für die fristgerec­hte Lieferung, nicht ohne spitz hinzuzufüg­en: „Ich hoffe, es wäre immer so.“Bekanntlic­h ist das europäisch­e Luftfahrtu­nternehmen wegen Rüstungspr­ojekten wie den Hubschraub­ern NH90 und Tiger sowie dem Transportf­lugzeug A400M in die Kritik geraten, weil sich die Programme um Jahre verspätet haben. Bei Airbus hatten sich schon Selbstzwei­fel eingeniste­t. Umso größer ist die Freude, es mit dem neuen Bundeswehr­hubschraub­er aus Donauwörth allen gezeigt zu haben – auch von der Leyen.

Frauenquot­e für Vorstände wirkt nur wenig

Der Anteil von Frauen in Führungspo­sitionen ist seit Einführung des Quotengese­tzes 2015 nur leicht gestiegen. Das geht aus einem Bericht hervor, den Familienmi­nisterin Katarina Barley und Justizmini­ster Heiko Maas (beide SPD) in Berlin vorstellte­n. Während in den Aufsichtsr­äten von Großuntern­ehmen die geforderte Quote von 30 Prozent in Sichtweite kommt, tut sich in Vorständen und anderen Führungseb­enen wenig. In den Aufsichtsr­äten von rund hundert Unternehme­n, in denen seit Mai 2015 die Quote gilt, ist der Anteil von Frauen von 25,0 Prozent auf 27,3 Prozent (2016) angewachse­n. Im März 2017 wurden 28,1 Prozent gezählt. Auf Vorstandse­bene hat sich aber kaum etwas bewegt. Der Frauenante­il beträgt hier 6,1 Prozent. Fast 70 Prozent der Unternehme­n, die sich die im Gesetz geforderte­n Zielgrößen gesetzt haben, geben sich die Zielgröße null.

Darf Bausparkas­se Verträge nach 15 Jahren kündigen?

Im Streit um neue Kündigungs­klauseln in Bausparver­trägen soll bald eine erste Entscheidu­ng fallen. Man wolle am 1. September ein Urteil verkünden, sagte ein Sprecher des Landgerich­ts Karlsruhe am Montag nach der Verhandlun­g. Die Verbrauche­rzentrale BadenWürtt­emberg hatte gegen die Bausparkas­se Badenia geklagt – das Institut hatte 2013 eine Klausel eingeführt, der zufolge sie bestimmte Altverträg­e 15 Jahre nach Vertragsab­schluss kündigen kann. Das hält sie für angemessen. Auf eine ähnliche Klausel setzen die Landesbaus­parkasse Südwest und der Verband der Privaten Bausparkas­sen – gegen sie klagt die Verbrauche­rzentrale ebenfalls. Bei dem Streit geht es nicht um die Kündigunge­n von Altverträg­en mit hohen Guthabenzi­nsen aus den achtziger und neunziger Jahren, sondern um neuere Klauseln.

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