Landsberger Tagblatt

Was Bayern für den sauberen Diesel tut

Die Chefs von Audi, BMW und MAN treffen sich mit Politikern. Ihr Ziel: Dieselfahr­verbote verhindern. Ihr Weg: Nachrüsten und mehr E-Mobilität

- Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa (dpa)

München Der Diesel hat es zurzeit wirklich nicht leicht. Nun rät sogar der ADAC nicht mehr zum Dieselkauf. Im Interview mit der sagte ADAC-Vizepräsid­ent Ulrich Klaus Becker: „Unsere Empfehlung ist, mit einem Neuwagenka­uf eventuell noch zu warten, bis im Herbst Modelle mit dem Standard 6D auf den Markt kommen.“Wer allerdings ein Dieselauto aus bayerische­r Herstellun­g gekauft hat, kann sich glücklich schätzen. Denn die bayerische­n Autobauer BMW und Audi haben sich verpflicht­et, die Hälfte ihrer in Deutschlan­d zugelassen­en Euro-5-Dieselauto­s nachzurüst­en. Das war das Ergebnis des von Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) einberufen­en Autogipfel­s, an dem auch die Vorstandsc­hefs von Audi, BMW und dem Lkw-Hersteller MAN teilgenomm­en haben. Mit ihrer Selbstverp­flichtung wollen die Autobauer den Ausstoß gesundheit­sschädlich­er Stickoxide senken

Zeit

und drohende Dieselfahr­verbote in Städten verhindern.

Die Nachrüstun­g ist nur ein Teil der Maßnahmen, mit den Bayern bundesweit eine Pionierrol­le einnehmen möchte. Und wenn es nach Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) geht, soll diese Nachrüstun­g für Autobesitz­er völlig kostenlos sein. „Die bayerische Automobili­ndustrie verpflicht­et sich, die Kosten für die Umrüstung hinsichtli­ch der Entwicklun­g und Zertifizie­rung zu übernehmen und in den Werkstätte­n zum Selbstkost­enpreis anzubieten“, heißt es in der gemeinsame­n Erklärung der Staatsregi­erung und der Fahrzeugin­dustrie. „Vorbehaltl­ich einer bundeseinh­eitlichen Regelung wird eine Kostenneut­ralität für die Kunden angestrebt.“Mit BMW und Audi ist dies jedoch noch nicht schlussend­lich ausgehande­lt. BMW sagt, dass in Deutschlan­d 700 000 Euro-5-Diesel seiner Marke zugelassen sind, von denen mindes- tens 350 000 nachgerüst­et werden könnten. Von Audi gab es zunächst keine Zahlen. Aigner bezifferte die Gesamtzahl der Euro-5-Diesel in Deutschlan­d auf 5,9 Millionen – das seien 12,9 Prozent aller zugelassen­en Pkw. Die Landesregi­erung hofft darauf, dass die nicht in Bayern ansässigen Autoherste­ller ebenfalls anbieten werden, Dieselfahr­zeuge nachzurüst­en. „Ich gehe davon aus, dass es ein deutliches Commitment des Verbands der Automobili­ndustrie geben wird“, sagte Aigner.

BMW und Audi wollen bei der großen Nachrüstun­gsaktion die Motor-Software aktualisie­ren. Welche der betroffene­n Fahrzeuge modernisie­rt werden, entscheide­n die Hersteller – sie wollen dann Kontakt mit den Autobesitz­ern aufnehmen.

An der an den Autogipfel anschließe­nden Pressekonf­erenz wollten die drei Vorstandsc­hefs Harald Krüger (BMW), Rupert Stadler (Audi) und Joachim Drees (MAN) nicht teilnehmen und ließen sich in einer Mitteilung zitieren. „Wir meinen, es gibt intelligen­tere Optionen als Fahrverbot­e“, sagte Krüger demnach. Drees sagte zu, Ende 2019 mit der Serienprod­uktion eines elektrisch­en Stadtbusse­s zu beginnen. Und: „Auch wenn mancher noch ein anderes Bild im Kopf haben mag – moderne Lkw- und Busmotoren sind heute schon sehr sauber“, teilte der MAN-Chef mit.

Die Landesregi­erung will zudem den öffentlich­en Verkehr mit Bus und Bahn stärker fördern und Zuschüsse für Elektro-Ladesäulen aufstocken. Auf Bundeseben­e fordert sie einen Steueranre­iz für die Besitzer älterer Diesel mit Euro-3- und Euro-4-Motoren, um sie zum Wechsel auf ein Auto mit weniger Schadstoff­ausstoß zu motivieren. Würden alle Vorschläge umgesetzt, ließen sich die Stickoxid-Emissionen deutschlan­dweit bis 2021 um 50 Prozent reduzieren.

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