Landsberger Tagblatt

Bauer vertreibt Badegäste mit Gülle

Warum im Oberallgäu ein lange währender Streit nun eskaliert ist und wie das Problem gelöst werden soll

- VON JAKOB STADLER Burgberg

Eigentlich würde Burgbergs Bürgermeis­ter Dieter Fischer lieber über andere Dinge sprechen, die für seine Gemeinde weit wichtiger seien. Und Landwirt Martin Köberle will gar nichts mehr sagen. Dass bundesweit über ihn berichtet wird, den Landwirt aus dem Burgberger Ortsteil Ortwang im Oberallgäu und seine spektakulä­re Aktion, nein, damit habe er nicht gerechnet. „Das war nicht beabsichti­gt.“Mehr sagt er dann wirklich nicht mehr.

Es geht um den Ortwanger Baggersee. Der zieht die Menschen der Umgebung an, besonders bei Temperatur­en, wie sie vergangene Woche herrschten. Das Problem: die Liegewiese. Offiziell erlaubt ist das Sonnenbade­n nur an einem schmalen Streifen zwischen See und B19. Der gehört der Gemeinde Burgberg, ist aber laut Bürgermeis­ter Dieter Fischer „nur bedingt geeignet“für einen entspannte­n Tag am See. Besser eignet sich die Grünfläche weiter nördlich. Die grenzt zwar auch an die Bundesstra­ße, ist aber deutlich größer. Dort geht es schön flach ins Wasser, ideal für Familien, und die Wiese ist auch richtig gemütlich. Aber eingezäunt.

Denn es handelt sich um eine landwirtsc­haftliche Fläche. Und zwar um die von Martin Köberle, er nutzt das Gras als Nahrung für seine Kühe. Sein Zaun hindert aber die wenigsten, sich auf die Wiese zu legen. Dabei hat er aus gutem Grund etwas dagegen, dass seine Wiese zur Badeanstal­t wird: Wenn die Menschen nach einem Tag am See wieder gehen, hinterlass­en sie allerhand Müll: Flaschen, Kippen, einmal sogar eine kaputte Luftmatrat­ze. Und das auf der Wiese, die seine Kühe ernährt. 2015 musste Köberle sogar eine seiner Kühe einschläfe­rn lassen. Er geht davon aus, dass ein Fremdkörpe­r, also Müll von Badegästen, schuld daran war.

Bürgermeis­ter Fischer sagt: „Ein Großteil hält sich an die Regeln, aber ein Teil eben nicht.“Große Mülleimer gibt es nicht am See – dort sähe es sonst nur noch schlimmer aus, sagt Fischer. „Wir appelliere­n an die Leute.“Auf den Bergen gebe es ja auch keine Mülleimer.

Köberle versucht, die Menschen fernzuhalt­en. Indem er sie anspricht. Die Antworten sind nicht immer freundlich, und wirksam ist die Methode auch nicht. So auch vor einigen Tagen. Zum ersten Mal kam er am Vormittag, forderte die Menschen auf zu gehen. Am Nachmittag kam er zurück. Rund 40 Menschen lagen auf der Wiese, reagierten nicht auf seine Aufforderu­ng. Daraufhin fällte Köberle eine Entscheidu­ng.

Mit einem Güllefass am Traktor kam er kurz darauf zurück – und brachte die Gülle auf seiner Wiese aus. Die Badegäste mussten fliehen. Dass einige von ihnen ein paar Güllesprit­zer abbekamen, ließ sich nicht vermeiden.

Bürgermeis­ter Fischer erklärt, er wolle eine gemeinsame Lösung finden. Auch mit dem Besitzer der Fläche, die Köberle pachtet. Die Gemeinde stellt gerade einen neuen Flächennut­zungsplan auf. Wenn der Eigentümer mitspielt, könnte man die Wiese in Zukunft auch offiziell zur Freizeitnu­tzung freigeben.

 ?? Foto: Benjamin Liss ?? Als der Bauer mit seinem Güllefass zurückkam, mussten sich die Badegäste schnell in Sicherheit bringen.
Foto: Benjamin Liss Als der Bauer mit seinem Güllefass zurückkam, mussten sich die Badegäste schnell in Sicherheit bringen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany