Landsberger Tagblatt

Die englische Krankheit ist ansteckend

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Als der Schiedsric­hter das U21-Halbfinale zwischen Deutschlan­d und England nach 120 Spielminut­en beim Stand von 2:2 abpfiff, war klar, was kommen würde. Erst Elfmetersc­hießen, dann das Aus für England. Auf Letzteres hätte man seine Panini-Erstausgab­e von 1961 wetten können.

Engländer, das weiß jedes Kind, können nicht Elfmetersc­hießen. Schon gar nicht gegen Deutschlan­d. Dann befällt jeden noch so großartige­n Insel-Kicker die englische Krankheit.

„Warum hast du ihn nicht einfach reingehaue­n“, hat Mama Pearce ihren Stuart gefragt, als der Sohn im WM-Halbfinale 1990 an Bodo Illgner gescheiter­t war. Ja, warum nur? Weil elf Meter für einen Engländer eine Höllendist­anz sind. Sie angstfrei zu überwinden, hatte Englands Coach vor dem U21-Halbfinale gegen Kuntz & Co. Elfmetersc­hießen trainieren lassen. Was für eine Zeitversch­wendung! Jeder, der schon einmal in einem zukunftswe­isenden Kreisligas­piel am E-Punkt antreten musste, kennt den Unterschie­d zwischen hundert Übungsschü­ssen und dem einen, der zählt. Wie das Tor dann von der Größe eines Lkw auf MiniFormat schrumpft, dem Keeper Krakenarme wachsen und sich die Knie des Schützen in englischen Plumpuddin­g verwandeln. Wie muss es da erst einem Engländer ergehen?

Bislang galten nur erwachsene Insulaner als anfällig für die englische Krankheit. Wie der aktuelle

 ?? Foto: mis ?? Englisches Trauma: Nathan Redmond verschießt den Elfmeter gegen Torhüter Julian Pollersbec­k.
Foto: mis Englisches Trauma: Nathan Redmond verschießt den Elfmeter gegen Torhüter Julian Pollersbec­k.
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