Zeit, eine Heimat zu schaffen
Alassane Diop ist Trommler bei Mbollo. Heute tritt er im Dießener Craft Bräu auf
Dießen Alassane Diop lehnt die Einladung auf ein Getränk beim Interview freundlich, aber entschieden ab. „Ich bin gläubiger Muslim“, meint der Senegalese, „daher halte ich mich an den Ramadan. Aber das heißt nicht, dass ich die christlichen Werte nicht schätze“, meint der Senegalese. „Ganz im Gegenteil – mir geht es um die Liberalität jeglichen Glaubens.“
Diop ist Musiker, großartiger Trommler, Jünger des „Mbollo“. Doch was ist „Mbollo“, fragt sich der durchschnittliche Europäer garantiert, der von afrikanischer Kultur wenig bis keine Ahnung hat. „Das ist gar nicht schwer zu erklären“, meint Alassane Diop, während er breit übers Gesicht lacht. „Mbollo bedeutet Zusammensein, das „Wir“, die Gemeinschaft.
Zusammenkommen als Menschen, als Einheit, verbunden im Zauber des Rhythmus. Darum geht es am Ende. Die meisten Menschen in meiner Heimat sind arm. Doch wenn beispielsweise jemand etwas gekocht hat, dann wird geteilt. Und nach dem Essen Musik gemacht.“Der 37-jährige wohnt seit 2015 in Dießen. Ehe er in der AmmerseeGegend sein Zuhause fand – und seither mit einer Deutschen zusammen ist, einer aus dem Schwarzwald stammenden Pädagogin, die zuvor in München ansässig war , lebte Diop nach eigener Aussage „als Vagabund, als Musiker, der seit 2006 gereist ist. Ich hatte die Chance, ständig unterwegs zu sein, bin durch Frankreich, Südkorea, Hongkong, Südafrika, die Türkei, Montenegro oder Schweden gereist. Es war spannend, so zu existieren. Aber jetzt bin ich mit dieser wunderbaren Frau zusammen. Es ist Zeit, sich eine Heimat zu schaffen.“
Alassane Diop möchte sich weiterhin eine Existenz als Musiker finanzieren, hat aber auch einige andere Ideen, wie er sich als Künstler über Wasser hält: „Ich biete Trommelkurse an, gebe Konzerte, biete zur selben Zeit Tanz- und Trommelreisen in meine Heimat an. Der Klang der Trommel bringt die Leute zusammen, erdet sie, macht sie glücklich. Wenn ich beispielsweise auf meine Instrumente einschlage, ist das wie Meditation. Ganz egal, wo ich auf mein Instrument haue – es löst etwas aus. Bei mir wie bei den Zuhörern.“Der Vater von Diop wollte nicht, dass er Musiker wird. „Als ich ungefähr sieben Jahre alt war“, erzählt der Mann aus Westafrika, „habe ich einfach angefangen, vor mich hin zu trommeln, etwa mit Flaschen. Papa fand das nicht gut. Trotzdem habe ich weitergemacht. Und als Daddy anno 2000 starb, stand ich zum ersten Mal auf einer Bühne zusammen mit einer Band. Ich fühlte mich zu jener Zeit nichts anderes als frei. Denn ich war Musiker. An diesem exklusiven Zustand hat sich bis heute nichts geändert.“
Am heutigen Donnerstag wird Alassane Diop zusammen mit drei Musikern aus seiner Heimat sowie einem aus Gambia ein Konzert ab 19 Uhr im „Craft Bräu“in Dießen absolvieren. „Es geht um Rhythmus und darum, sich in Ekstase zu versetzen“, schwärmt Diop. „Darum, dass wir uns in eine bessere Welt versetzen. Wir werden trommeln und singen. Und einfach eine gute Zeit zusammen haben.“