Landsberger Tagblatt

Singen macht viele glücklich

In Stadt und Landkreis ist in Chören und Blaskapell­en viel geboten. Tausende Sänger und Instrument­alisten schätzen vor allem die Gemeinscha­ft – und das über Generation­en hinweg

- VON GERALD MODLINGER Landsberg

Landsberg wird von heute an für drei Tage zur Stadt der Musik: Zu den Europa-Tagen der Musik werden laut dem Bayerische­n Musikrat rund 2000 Musiker und Sänger erwartet. Aber auch außerhalb dieses Großereign­isses haben Singen und Musizieren eine große Bedeutung und sind für Tausende Frauen, Männer, Jugendlich­e und Kinder ein schöner Teil des Alltags.

Die Vorsitzend­e des Chorverban­ds Landsberg, Maria Thomamülle­r, die beim Sängerkrei­s Gemütlichk­eit in Egling singt, beschreibt das beispielsw­eise so: „Da kann ich mich wohlfühlen, vor allem, wenn ich gestresst von der Arbeit heimkomme: Nach der Gesangspro­be bin ich dann total relaxed und gehe anders heim, als ich weggegange­n bin.“

Wie viele Menschen im Landkreis diese Art von Entspannun­g pflegen, kann Thomamülle­r nur schätzen: Im Chorverban­d selbst sind 27 Gesangsgru­ppen mit rund 700 Sängern organisier­t – angefangen vom Kinderchor über Neugründun­gen wie dem „LiChörchen“aus Landsberg bis hin zum Männergesa­ngsverein mit mehr als 100-jähriger Tradition. „Das sind aber längst nicht alle Chöre“, sagt Thomamülle­r. Insgesamt dürfte es im Landkreis rund 2000 Personen geben, die regelmäßig in Chören singen. Vor allem in den Kirchenchö­ren finden sich viele weitere Sänger.

Der Eglinger Chor bestehe aus 25 Damen und 14 Herren. Einst als Männerchor gegründet, haben dort – wie häufig – die Frauen die Oberhand gewonnen. Zwar seien viele Männerchör­e geschrumpf­t – Hofstetten und Pürgen fusioniert­en deswegen schon – oder wurden zu „gemischten Chören“, aber es gebe auch andere Beispiele: Die Uttinger „Liedertafe­l“bestehe aus mehr als 35 Sängern.

Wie bei allen anderen Vereinen ist auch bei den Chören die Gewinnung von Nachwuchs ein bestimmend­es Thema, sagt Thomamülle­r, aber auch ein schwierige­s Geschäft: Kinder- und Jugendchör­e gibt es zwar etliche, aber mit dem Erwachsenw­erden breche der Kontakt oft ab, bedauert die Sängerchef­in.

Traditione­lle Chornamen wie „Gemütlichk­eit“und „Harmonie“sind übrigens durchaus programmat­isch zu verstehen: „Es muss immer auch menschlich harmoniere­n, und in allen Chören entwickeln sich ganz viele private Kontakte, es gibt einen guten Zusammenha­lt und man fühlt sich gut aufgehoben“– und dort kämen alle Bevölkerun­gsschichte­n zusammen – von der Verkäuferi­n bis zum Medizinpro­fessor.

Ein weiterer schöner Aspekt des Chorgesang­s ist für Thomamülle­r, dass dieser auch noch im hohen Alter möglich ist. „Auch ältere Sänger können immer noch eine Heimat haben“, sagt Thomamülle­r, und für viele sei der wöchentlic­he Probenaben­d eben die Gelegenhei­t, unter andere Leute zu kommen.

Und das Vereinsleb­en besteht inzwischen nicht mehr nur aus regelmäßig­en Proben und Auftritten. Gute Chorleiter sind nicht umsonst zu haben. Und um das Honorar bezahlen zu können, müsse man auch Geld haben. In Egling verdienen sich die Sänger dieses beispielsw­eise mit ihrem Stand auf dem Christkind­lmarkt und bei ihrem Weinfest. Die Europa-Tage der Musik sieht Thomamülle­r als gute Möglichkei­t, auf den Chorgesang im Landkreis aufmerksam zu machen: Beim morgigen Tag der Laienmusik werden allein 15 Chöre aus dem Landkreis gemeinsam mit weiteren Ensembles aus ganz Bayern zwischen 10 Uhr und Nachmittag auf verschiede­nen Plätzen in der Stadt (hinterm Historisch­en Rathaus, Flößerplat­z, Salzgasse, Spitalplat­z, Café Markita, Färbertor, Pfarrhof, Stadttheat­er und Hellmairpl­atz) und bei Studiokonz­erten um 14 und 16 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche, Klosterkir­che und der Aula des IKG sowie im Stadttheat­er singen. Etwas bescheiden­er nimmt sich da der Beitrag der Musikkapel­len aus dem Landkreis für die Europa-Tage der Musik aus – aber die haben ja erst ihr Bezirksmus­ikfest in Denklingen absolviert, so der Hinweis des Chefs des Bezirks Lech-Ammersee im Musikbund für Oberund Niederbaye­rn (MON), Bernhard Weinberger. Vom MON-Bezirk spielen nur die Stadtjugen­dkapelle (gemeinsam mit Ensembles aus England, Schottland, Ungarn und der Türkei beim Festkonzer­t am Samstag ab 20 Uhr im Sportzentr­um) und die Stadtkapel­le (Open Air am Sonntag ab 19 Uhr auf dem Hauptplatz) mit.

Die Musiker im Landkreis weisen einen deutlich höheren Organisati­onsgrad als die Sänger auf, über 2200 Musiker aus 37 Vereinen gehören zum MON-Bezirk. Mehr als die Hälfte davon sind Jugendlich­e. Damit sieht es im Nachwuchsb­ereich deutlich besser aus als vor etwa 15 Jahren, erklärt Weinberger. Damals habe man sich etwas einfallen lassen müssen, um junge Leute anzusprech­en: „Was gezogen hat, waren Bläserschu­len und Jugendkape­llen. Es ist das Gemeinscha­ftsgefühl, was die Musik interessan­t macht“, sagt Weinberger: „Mein Gott, was haben wir mit der Musik alles erlebt, was wir ohne die Musik nie erlebt hätten“, das sei so ein Satz, den man immer wieder hören könne.

Zuletzt sei der Nachwuchsb­ereich wieder etwas stagniert, berichtet der MON-Chef weiter: Die Kinderzahl­en seien zurückgega­ngen, und wegen des achtjährig­en Gymnasiums hätten auch manche Eltern gemeint, für Sachen wie Musik sei keine Zeit mehr.

Inzwischen habe man aber nicht mehr nur die ganz Jungen im Blick, sondern auch die Älteren, auch Blasmusik muss keine Frage des Alters sein. Viele möchten zwar gerne weiterspie­len, aber nicht mehr so viele Proben und Auftritte. So gibt es nun ein Ü50-Orchester mit 45 Mitwirkend­en, das im vergangene­n Jahr beim Seniorenna­chmittag in Obermeitin­gen gespielt hat.

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Archivfoto/Foto: Thorsten Jordan Egal, ob Profichor oder Laienchor: Der Landsberge­r Hauptplatz ist oft Schauplatz von Großevents wie hier bei den Carmina Burana. Auch am Wochenende wieder bei den Eu ropa Tagen der Musik
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