Ammergemeinden bandeln an
Ein 100 Meter langes Kunstwerk verbindet. Zusammen feiert man mit dem „Blauen Band“die Einzigartigkeit des Wildflusses
Das „Blaue Band“setzt sich aus 18 Stoffbahnen zusammen, die von 250 Bürgern der Ammergemeinden gemeinsam mit Künstlerin Andrea Kreipe kreativ gestaltet wurden. Es symbolisiert den Lauf der Ammer, so wie sie von den Anwohnern wahrgenommen wird. Bei einem Festakt in Weilheim kamen die Teilnehmer, die Bürgermeister und Landräte von Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau am Ammerufer zusammen, um die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit für eine naturnahe Ammerlandschaft zu demonstrieren: Sie verknüpften die Abschnitte zu einem Großkunstwerk von hundert Metern Länge.
„Unser Ziel ist es, Menschen aus unterschiedlichsten Gruppen als Freunde der Ammer und ihrer Zuflüsse zu gewinnen“, berichtet Matthias Luy, Leiter der Bezirksgeschäftsstelle Oberbayern des Landesbundes für Vogelschutz. Seit 1999 ist Projektleiter Luy einer von vier Koordinatoren der Ammer-Allianz. „Mein Engagement für die nachhaltige Entwicklung der Ammer und ihrer Auen führte mir vor Augen, dass die Ammer bei der großen Mehrheit der Bewohner nicht die Wertschätzung bekommt, die sie verdient.“Daraus entstand der Wunsch, die Bürger im Rahmen des Kunstprojekts „Das Blaue Band – Die Ammergemeinden bandeln an“zusammenzuführen. Es ist Teil des Projekts Alpenflusslandschaften, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird.
Wie wichtig es ist, die Bevölkerung für die letzten Wildflüsse Deutschlands zu gewinnen, betont der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. „Während viele Flüsse aufgestaut, kanalisiert und ihrer natürlichen Dynamik beraubt wurden, hat die Ammer in einigen Abschnitten ihren Wildflusscharakter bewahrt. Sie hat damit eine extrem wichtige Funktion im Biotopverbund und beheimatet wertvolle Lebensraumtypen sowie gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten wie Flussuferläufer, Huchen und Karlszepter.“Dem stimmt die Weilheimer Landrätin Andrea Jochner-Weiß zu: „Die Ammer ist so artenreich wie kaum eine andere Wildflusslandschaft im Nordalpenraum. Die Ammer muss frei fließen, damit diese Vielfalt erhalten bleibt.“Vom Kunst- und Kulturverein Bad Bayersoien über das Gymnasium Ettal bis zur Wasserwacht Weilheim: 19 Vereine, Gruppierungen und Schulklassen haben sich in den vergangenen eineinhalb Jahren mit der Ammer befasst. Schon bei den ersten Flussexkursionen sprang der Funke für dieses Großprojekt auf die Bevölkerung über: „Die LBVFührung machte allen Teilnehmern so viel Spaß, dass aus den geplanten zwei Stunden fast fünf Stunden wurden“, berichtet Uwe Reineke vom Kunst- und Kulturverein.
Nach den Exkursionen begann der kreative Prozess. Künstlerin Andrea Kreipe: „Meine Grundidee für die Gestaltung des Blauen Bandes war, die Menschen für den Fluss zu sensibilisieren, sie zu befähigen, den Wert dieser Ur-Landschaft zu erfassen und zu bewahren.“Die Künstlerin verwendete Stoffbahnen in unterschiedlichen Blautönen – die von der Quelle bis zur Mündung immer dunkler und breiter werden, um die zunehmende Wasserfülle darzustellen. Sie versuchte die Teilnehmer mit einfachen Mitteln wie Schablonen, Kartoffeldruck sowie durch das Anbringen mitgebrachter Fundstücke auf dem Wege der sinnlichen Wahrnehmung an den Wildfluss heranzuführen. Zur Vollendung kam das Kunstprojekt während des Festaktes: die Teilstücke wurden miteinander verwoben.