Landsberger Tagblatt

Dürre Fichten und kranke Eschen

Dem städtische­n Forst droht ein neuerliche­r Befall mit Borkenkäfe­rn. Das „Eschentrie­bsterben“ist das zweite große Problem, das auch das gesamte Stadtgebie­t betrifft. Für die Naherholun­g gibt es eine neue Idee

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R Landsberg

Auch wenn die Metapher, das Sprachbild, durchaus zu einem Förster passen könnte, wirkt es vielleicht doch ein wenig martialisc­h. Und dennoch: Die städtische Forstabtei­lung steht derzeit Gewehr bei Fuß. Nicht etwa, weil die Jagd durchaus großen Raum im Alltag der Mannschaft um Michael Siller einnimmt, sondern eher in der wartenden, wenn auch sehr wachsamen Bedeutung. Denn für den Forstamtsl­eiter herrscht aktuell „die Ruhe vor dem Sturm“, wie er beim jährlichen Waldbegang den Stadträten berichtete. Der Käfer, genauer gesagt der Borkenkäfe­r, ist im Anflug, auch auf den städtische­n Forst. Und dann heißt es, befallenes Holz so schnell wie möglich aus dem Wald schaffen.

Das „Käferholz“sei nicht nur einer der Zwänge, dem ein Revier unterliege, es beeinfluss­e auch den jährlichen Hiebsatz. Zwar sei man in den städtische­n Revieren auf einem guten Stand, sprich, das Käferholz ist aus den Wäldern, doch gegen Einflüsse von außen sei man eben nicht gefeit. Staats- und Stadtwald seien nicht das Problem, doch im Privatwald könne man oft mit der nachhaltig­en Waldwirtsc­haft nicht das gleiche Tempo anlegen. Derzeit, so Siller, im Juli und August, betreibe man ein Käfer-Monitoring, also eine Überwachun­g der städtische­n Wälder. „Sobald wir Aktivitäte­n der Käfer feststelle­n, schlagen wir ein.“

So weit so gut. Der jährliche Hiebsatz für die Landsberge­r liegt bei durchschni­ttlich 14 500 Festmetern Holz, 11 238 Festmeter wurden 2016 eingeschla­gen. Also wäre da noch Luft nach oben – sollte man meinen. Wäre da nicht das Jahr 2015 gewesen, als der Sturm Niklas auch in der Region sein Unwesen trieb. Neben dem Käfer trieb also der Windwurf den Gesamteins­chlag damals auf 43346 Festmeter hoch – schlecht für die Preise, schlecht für die kommenden Jahre. Denn die Forstwirts­chaft ist in Bayern der Nachhaltig­keit verpflicht­et, also muss in den künftigen Jahren deutlich zurückgefa­hren werden, um im Rahmen des zehn- jährigen Betriebsze­itraums wieder den Durchschni­ttswert zu erreichen. Michael Siller: „Es werden jetzt magere Jahre kommen.“

Diese Einschätzu­ng teilte auch Stadtkämme­rer Peter Jung während der Bekanntgab­e der Betriebsza­hlen des vergangene­n Jahres. Er hatte den Part übernommen, die Stadträte mit dieser Entwicklun­g vertraut zu machen. Immerhin wurde 2016 in der Holzproduk­tion noch ein Überschuss von 410 384 Euro erzielt. Mit anderen Aufgaben wie Schutz und Sanierung (Landschaft­spflege, Arten-Biotopschu­tz) oder Leistungen für Dritte (Gemeindest­raßen, Parkanlage­n, Friedhöfe), allesamt Pflichtauf­gaben, seien allerdings – wie auch in der Vergangenh­eit schon – keine positiven Zahlen zu erwirt- Eine solche Pflichtauf­gabe führte den Stadtratst­ross am Montag in den Distrikt 1 „Machelberg“. Dort an der Kreisstraß­e LL 7 zwischen Schwabhaus­en und Eresing demonstrie­rten die Waldarbeit­er eine Baumfällun­g (Esche) mit Absperrung und verkehrsre­chtlichen Anordnunge­n. Eine teure, weil personalin­tensive Angelegenh­eit für den städtische­n Forst. Revierleit­er Uli Teufel: „Wir müssen die Eschen rausnehmen, und zwar bis zu einer Tiefe von 20 Metern in den Wald hinein.“

Die Bäume werden derzeit vom Eschentrie­bsterben dahingeraf­ft, allein in diesem Bereich werden in nächster Zeit noch weitere 20 Eschen weichen müssen. Ersatz steht jedoch bereits parat. Uli Teufel und seine Leute betreiben seit Jahren einen Voranbau, wobei der städtische Forst große Hoffnungen in die Tanne setze. Die erlebe derzeit eine wahre Renaissanc­e und sei im Landsberge­r Raum aufgrund ihrer Struktur, Festigkeit und Wurzelbesc­haffenheit neben anderen Hölzern, auch Laubbäumen, geradezu ideal.

Weiter ging’s zur Sandauer Halde. Und das aus gutem Grund. Dort ist schon seit Jahren der Weg von Landsberg nach Sandau unten entlang des Lechs wegen eines Hangrutsch­es gesperrt. Michael Siller: „Wir investiere­n in diesen doch sehr steilen Hang zur Verkehrssi­cherung sehr viel Geld.“Allein für die Begehbarke­it des Weges müssten wieder 100000 Euro investiert werden – ohne die Gewähr, dass der Hang nicht wieder abrutsche.

Zudem müssten dort ebenfalls erkrankte Eschen gefällt werden, die vom Triebsterb­en befallen aus Gründen der Verkehrssi­cherung nicht mehr zu halten seien. Die Stadträte konnten sich anhand zweier Baumstümpf­e von den verheerend­en Auswirkung­en dieser Baumschaft­en. krankheit überzeugen. Nun schwenkte Siller von der forstliche­n auf die politische Schiene ein. Er schlug, unterstütz­t von Forstrefer­entin Petra Ruffing vor, dass im Themenfeld „Mobilität & Umwelt“im Rahmen des Projekts „Landsberg 2035“auch Möglichkei­ten diskutiert werden, den Norden der Stadt als Naherholun­gsgebiet besser zu erschließe­n. Ein mögliches Zukunftssz­enario wäre: Den sanierungs­bedürftige­n und immer wieder gefährdete­n Weg unten am Lech zurückzuba­uen und nach oben zu führen. So könnte der Lückenschl­uss bis nach Kaufering erfolgen und der Weg für die Bevölkerun­g in einen nutzbaren Zustand versetzt werden. Bislang verläuft auf der Hangkante lediglich ein von den Landwirten geduldeter Trampelpfa­d. Daher ist es dem Forstamtsl­eiter auch wichtig, dass solche Überlegung­en in die derzeitige­n Strategied­iskussione­n mit einbezogen werden.

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Fotos (2): Julian Leitenstor­fer Neben dem Borkenkäfe­r leidet der Landsberge­r Stadt und Spitalwald vor allem auch unter dem Eschentrie­bsterben. Forstwirt Maximilian Strohmayr demonstrie­rte den Stadträten beim Waldbegang zwischen Schwabhaus­en und Eresing, wie ein solcher Baum aus dem...
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Eschentrie­bsterben: deutlich zu sehen der verfaulte Kern.

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