Dürre Fichten und kranke Eschen
Dem städtischen Forst droht ein neuerlicher Befall mit Borkenkäfern. Das „Eschentriebsterben“ist das zweite große Problem, das auch das gesamte Stadtgebiet betrifft. Für die Naherholung gibt es eine neue Idee
Auch wenn die Metapher, das Sprachbild, durchaus zu einem Förster passen könnte, wirkt es vielleicht doch ein wenig martialisch. Und dennoch: Die städtische Forstabteilung steht derzeit Gewehr bei Fuß. Nicht etwa, weil die Jagd durchaus großen Raum im Alltag der Mannschaft um Michael Siller einnimmt, sondern eher in der wartenden, wenn auch sehr wachsamen Bedeutung. Denn für den Forstamtsleiter herrscht aktuell „die Ruhe vor dem Sturm“, wie er beim jährlichen Waldbegang den Stadträten berichtete. Der Käfer, genauer gesagt der Borkenkäfer, ist im Anflug, auch auf den städtischen Forst. Und dann heißt es, befallenes Holz so schnell wie möglich aus dem Wald schaffen.
Das „Käferholz“sei nicht nur einer der Zwänge, dem ein Revier unterliege, es beeinflusse auch den jährlichen Hiebsatz. Zwar sei man in den städtischen Revieren auf einem guten Stand, sprich, das Käferholz ist aus den Wäldern, doch gegen Einflüsse von außen sei man eben nicht gefeit. Staats- und Stadtwald seien nicht das Problem, doch im Privatwald könne man oft mit der nachhaltigen Waldwirtschaft nicht das gleiche Tempo anlegen. Derzeit, so Siller, im Juli und August, betreibe man ein Käfer-Monitoring, also eine Überwachung der städtischen Wälder. „Sobald wir Aktivitäten der Käfer feststellen, schlagen wir ein.“
So weit so gut. Der jährliche Hiebsatz für die Landsberger liegt bei durchschnittlich 14 500 Festmetern Holz, 11 238 Festmeter wurden 2016 eingeschlagen. Also wäre da noch Luft nach oben – sollte man meinen. Wäre da nicht das Jahr 2015 gewesen, als der Sturm Niklas auch in der Region sein Unwesen trieb. Neben dem Käfer trieb also der Windwurf den Gesamteinschlag damals auf 43346 Festmeter hoch – schlecht für die Preise, schlecht für die kommenden Jahre. Denn die Forstwirtschaft ist in Bayern der Nachhaltigkeit verpflichtet, also muss in den künftigen Jahren deutlich zurückgefahren werden, um im Rahmen des zehn- jährigen Betriebszeitraums wieder den Durchschnittswert zu erreichen. Michael Siller: „Es werden jetzt magere Jahre kommen.“
Diese Einschätzung teilte auch Stadtkämmerer Peter Jung während der Bekanntgabe der Betriebszahlen des vergangenen Jahres. Er hatte den Part übernommen, die Stadträte mit dieser Entwicklung vertraut zu machen. Immerhin wurde 2016 in der Holzproduktion noch ein Überschuss von 410 384 Euro erzielt. Mit anderen Aufgaben wie Schutz und Sanierung (Landschaftspflege, Arten-Biotopschutz) oder Leistungen für Dritte (Gemeindestraßen, Parkanlagen, Friedhöfe), allesamt Pflichtaufgaben, seien allerdings – wie auch in der Vergangenheit schon – keine positiven Zahlen zu erwirt- Eine solche Pflichtaufgabe führte den Stadtratstross am Montag in den Distrikt 1 „Machelberg“. Dort an der Kreisstraße LL 7 zwischen Schwabhausen und Eresing demonstrierten die Waldarbeiter eine Baumfällung (Esche) mit Absperrung und verkehrsrechtlichen Anordnungen. Eine teure, weil personalintensive Angelegenheit für den städtischen Forst. Revierleiter Uli Teufel: „Wir müssen die Eschen rausnehmen, und zwar bis zu einer Tiefe von 20 Metern in den Wald hinein.“
Die Bäume werden derzeit vom Eschentriebsterben dahingerafft, allein in diesem Bereich werden in nächster Zeit noch weitere 20 Eschen weichen müssen. Ersatz steht jedoch bereits parat. Uli Teufel und seine Leute betreiben seit Jahren einen Voranbau, wobei der städtische Forst große Hoffnungen in die Tanne setze. Die erlebe derzeit eine wahre Renaissance und sei im Landsberger Raum aufgrund ihrer Struktur, Festigkeit und Wurzelbeschaffenheit neben anderen Hölzern, auch Laubbäumen, geradezu ideal.
Weiter ging’s zur Sandauer Halde. Und das aus gutem Grund. Dort ist schon seit Jahren der Weg von Landsberg nach Sandau unten entlang des Lechs wegen eines Hangrutsches gesperrt. Michael Siller: „Wir investieren in diesen doch sehr steilen Hang zur Verkehrssicherung sehr viel Geld.“Allein für die Begehbarkeit des Weges müssten wieder 100000 Euro investiert werden – ohne die Gewähr, dass der Hang nicht wieder abrutsche.
Zudem müssten dort ebenfalls erkrankte Eschen gefällt werden, die vom Triebsterben befallen aus Gründen der Verkehrssicherung nicht mehr zu halten seien. Die Stadträte konnten sich anhand zweier Baumstümpfe von den verheerenden Auswirkungen dieser Baumschaften. krankheit überzeugen. Nun schwenkte Siller von der forstlichen auf die politische Schiene ein. Er schlug, unterstützt von Forstreferentin Petra Ruffing vor, dass im Themenfeld „Mobilität & Umwelt“im Rahmen des Projekts „Landsberg 2035“auch Möglichkeiten diskutiert werden, den Norden der Stadt als Naherholungsgebiet besser zu erschließen. Ein mögliches Zukunftsszenario wäre: Den sanierungsbedürftigen und immer wieder gefährdeten Weg unten am Lech zurückzubauen und nach oben zu führen. So könnte der Lückenschluss bis nach Kaufering erfolgen und der Weg für die Bevölkerung in einen nutzbaren Zustand versetzt werden. Bislang verläuft auf der Hangkante lediglich ein von den Landwirten geduldeter Trampelpfad. Daher ist es dem Forstamtsleiter auch wichtig, dass solche Überlegungen in die derzeitigen Strategiediskussionen mit einbezogen werden.