Landsberger Tagblatt

Viel Sonne, wenig Spritzmitt­el

Die trockene Witterung lässt vor allem das Getreide gesund wachsen. Beim neuen Kreisobman­n Johann Drexl ist Agrarchemi­e aber sowieso kein Thema, denn er ist schon lange Öko-Bauer

- VON GERALD MODLINGER Landsberg/Kaufering

Seit dem Frühjahr steht mit Johann Drexl erstmals ein Bio-Landwirt an der Spitze des Bauernverb­ands im Landkreis – und so ging es bei der traditione­llen Erntepress­efahrt des Verbands auch auf einen ökologisch wirtschaft­enden Bauernhof, den von Kreisobman­n Drexl in Kaufering selbst.

Bio ist im Trend – auch im Landkreis Landsberg. Inzwischen werden zwischen Lech und Ammersee 14 Prozent der landwirtsc­haftlichen Fläche ökologisch bewirtscha­ftet, deutlich mehr als in Dachau und Fürstenfel­dbruck, den anderen beiden Landkreise­n im Zuständigk­eitsbereic­h des Brucker Amts für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten: Dort liegt der Anteil der Ökoflächen erst bei neun Prozent.

Öko bedeutet beim Ackerbau nicht nur den Verzicht auf chemischen Pflanzensc­hutz und mineralisc­hen Dünger, öko macht den Feldbau auch vielfältig­er, wie die Erntepress­efahrt beim neuen Kreisobman­n zeigte. Auf den rund 190 Hektar Acker, die er zusammen mit seinem Sohn bewirtscha­ftet, wachsen zehn verschiede­ne Kulturen. Dinkel, Weizen, Hafer, Roggen, Zuckerrübe­n, Sojabohnen, Ackerbohne­n, Körnermais und Kartoffeln zählt die Betriebsbe­schreibung auf. Dazu kommt Kleegras, das die Grundlage der Stickstoff­versorgung bildet. Der Klee bindet den Stickstoff in der Luft und hinterläss­t ihn im Boden als Dünger für die nachfolgen­den Kulturen. Das gemähte Kleegras wandert zudem in eine Biogasanla­ge, an der Drexl beteiligt ist, und kommt als düngendes Gärsubstra­t zurück auf die Felder. Das ermöglicht es, die Äcker auch mit Stickstoff zu düngen, wenn gerade kein Kleegras darauf gewachsen ist. Das ist ein wichtiger Aspekt bei Drexl, der selbst kein Vieh mehr hält und damit weder Gülle noch Mist hat. Denn nur durch diese Biogas-Gärreste kann er beispielsw­eise auch Mais anbauen, der viel Stickstoff benötigt. Außerdem dürfen die stickstoff­sammelnden Pflanzen nicht in zu engen Abständen angebaut werden, da dann die Leguminose­nmüdigkeit eintritt.

Eine große Vielfalt an Ackerfrüch­ten ist für Öko-Betriebe nicht nur wegen der Notwendigk­eit, Stickstoff­sammler anzubauen, typisch. Das Kleegras hilft auch, das Unkraut klein zu halten, größere Anbauabstä­nde der einzelnen Feldfrücht­e halten zudem den Krankheits­druck in Griff, erklärte Drexl vor Vertretern von Bauernverb­and, Agrarverwa­ltung, Erzeugerri­ng, Maschinenr­ing und Medien.

Vier dieser Kulturen zeigte Drexl genauer: Sehr zufrieden ist er mit den Sojabohnen, die im Landkreis immer häufiger angebaut werden und bei Drexl heuer 30 Hektar einnehmen. Die Klimaerwär­mung mache es möglich, sagte Drexl. Der diesjährig­e ab Mai ziemlich warme Witterungs­verlauf habe der Sojabohne sehr gefallen. Die Wetterkapr­iolen von März bis April konnten ihr nichts anhaben, denn die Eiweißpfla­nze wird erst ab Mai angesät. Gleich daneben zeigte Drexl ein Feld mit Hafer, ebenfalls eine Pflanze, die vergleichs­weise selten angebaut wird, aber im Ökoanbau durchaus beliebt ist: Hafer gilt als Gesundungs­frucht, die in getreide- Fruchtfolg­en Krankheite­n bei Weizen, Roggen oder Gerste vorbeugt, und bietet als Speisehafe­r gute Absatzmögl­ichkeiten.

Station drei war ein Acker mit Dinkel, einer alten Getreideso­rte, die wieder im Kommen ist. Jedoch hat der Dinkelboom inzwischen auch eine Kehrseite, so Drexl: „Der Preis ist nicht mehr so gut, weil zu viel angebaut wird.“Ein neuer – und auch noch gut bezahlter Trend im Biobereich – sind die Zuckerrübe­n, die Drexl auf elf Hektar Fläche anbaut. Allerdings ist auch der Aufwand hoch: Die Rübenäcker werden per Hand gehackt: 150 Stunden sind Drexls Saisonarbe­itskräfte pro Hektar mit Hacken beschäftig­t.

Auch wenn das Wetter im bisherigen Verlauf des Jahres ziemlich trocken war, wird im Landkreis auf den tiefgründi­gen Lehm- und Lössböden mit guten Getreide- und Rapserträg­en gerechnet, wie der Landhändle­r Anton Reindl aus Geretshaus­en sagte. Bei den später reifenden Kulturen wie dem Winterweiz­en könnte es jedoch aufgrund der Trockenhei­t auf den kiesigen Böden auf dem Lechfeld zu schwächere­n Ernten kommen. Zur Preisentwi­cklung, die die anwesenden Landwirte besonders interessie­rt hätte, hielt sich der Händler jedoch bedeckt.

Die trockene Witterung barg aber auch einen großen Vorteil: Im Gereichen gensatz zum vergangene­n Jahr hatten die Getreideba­uern kaum mit Pilzkrankh­eiten zu kämpfen, berichtete Jochen Obernöder vom Erzeugerri­ng: Auf ein bis zwei Spritzdurc­hgänge habe verzichtet werden können.

Ein großes Thema unter den Praktikern war auch, wie die Äcker so bewirtscha­ftet werden, dass die Qualität und der Humusgehal­t der Böden erhalten bleiben. Sorge bereitete Thomas Kölbl von der Kaufbeurer Geschäftss­telle des Bauernverb­ands aber auch der dauerhafte Verlust von Ackerböden, der durch die Ausweisung von Wohn- und Gewerbegeb­ieten sowie Umgehungss­traßen entstehe.

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Fotos: Julian Leitenstor­fer Kreisobman­n Johann Drexl (Sechster von rechts) zeigte bei der Erntepress­efahrt unter anderem die heuer gut gedeihende­n Sojabohnen.
 ??  ?? Die Lösslehmbö­den rund um Kaufering eignen sich auch für den Anbau von Zucker rüben. Im Öko Betrieb müssen die Felder per Hand gehackt werden.
Die Lösslehmbö­den rund um Kaufering eignen sich auch für den Anbau von Zucker rüben. Im Öko Betrieb müssen die Felder per Hand gehackt werden.
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Für zarte Rottöne in der Landschaft sorgen kurz vor der Ernte die Felder, auf denen der Dinkel reift.

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