Landsberger Tagblatt

Lieber Spaß als Melancholi­e

Was beim Dichterwet­tstreit im Stadttheat­er beim Publikum zündet und was nicht

- Landsberg (löbh)

Dass der letzte Poetry Slam vor der Sommerpaus­e nicht wie geplant im Theatergar­ten stattfinde­n konnte, weil die Live-Band vom Bergstraße­nfest ordentlich Töne rübermacht­e, erwies sich letztendli­ch als Glücksfall. Bis zur Pause hielt das Wetter, dann hätte die ganze Fanschar wegen einsetzend­en Regens doch in den Saal des Landsberge­r Stadttheat­ers ziehen müssen.

So also gleich drinnen, wo wieder alle Plätze besetzt waren, als Ko Bylansky nach den üblichen Einführung­en den ersten von elf angemeldet­en Poeten aus seinem Lostopf zog. Bastian Vogel hatte einen schaurig-schönen, österreich­ischschwar­zhumorigen Spielplatz­text gereimt – und erntete dafür gleich mal mächtig viel Applaus.

Mit Anja Perkuhn griff das erste von drei Mädels zum Mikro. Ihr Text über die Kennenlern­phase eines möglicherw­eise späteren Liebespaar­es war sehr lyrisch, aber auch sehr melancholi­sch, was beim Publikum immer nicht so gut ankommt. Das gilt auch für Sarah Potye mit ihrem „Ich vermisse uns“und Eva Niedermeie­r, die sich viele Gedanken über die in einer Bank eingeritzt­en „Kalle und Susanne“macht und eine ergreifend­e Auflösung präsentier­t.

Ganz anders die männlichen Poeten: Marvin Suckut hatte ein Gedicht zu Tabeas Geburtstag verfasst, das alles andere als nett war. Wo kämen wir schließlic­h hin, wenn jeder sich etwas im Bereich Kunst kostenfrei wünschen würde? Bert Uschner hat sich ausgerechn­et den Zilpzalp ausgesucht, auf den sich so gar nichts reimt, und Hani Who weiß jetzt schon „Wenn ich groß bin, werd ich Eisverkäuf­er“. Nach Maurus Pavalache war erst mal Pause.

Danach musste Peter Parkster nach ersten Verdachtsm­omenten leider vielmals feststelle­n „der Tag wird klasse“. Daniel Wagner hatte einen Mitmachtex­t über die „Salamisier­ung des Abendbrots“dabei und wäre damit fast in die Endrunde gekommen. Beim Stechen wurde aber doch der „reimende Keimevertr­eiber“Jean-Philippe Kindler weiterappl­audiert. Dort sorgte der aus Tübingen angereiste Poet weiter für mächtig Spaß unter den Besuchern. Sein Text über das Thomas-deMaizière-Beauty-Studio war aber auch einfach ein Brüller, der zweite Finalist Marvin Suckut hatte mit seinem etwas sentimenta­len Text an sein 16-jähriges Ich keine Chance.

Das war die letzte Siegerehru­ng beziehungs­weise Sektöffnun­g vor der Sommerpaus­e, am 10. September geht es bereits weiter, wie gewohnt ab 20 Uhr im Landsberge­r Stadttheat­er.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Die Teilnehmer des Poetry Slams im Stadttheat­er mit (vorne) Gewinner Jean Philippe Kindler (Tübingen) und Moderator Ko Bylansky.

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