Landsberger Tagblatt

Und in der Mitte ein magisches Auge

Zum Jubiläum des berühmten Orff-Werks wurde in Dießen das „Rad der Fortuna“enthüllt. Und das Timing war perfekt

- VON MAREN MARTELL Dießen

Das Timing war perfekt und auch der Wettergott war gnädig. Als die Bildhaueri­n Antje TescheMent­zen ihre dreieinhal­b Meter hohe, imposante Bronzeskul­ptur enthüllte, erklang das „O Fortuna“aus Carl Orffs „Carmina Burana“.

Auf einer großen Bühne auf der grünen Wiese wurde das berühmte Werk der Chorlitera­tur vom Mendelsohn Vocalensem­ble unter Leitung von Karl Zepnik zu Gehör gebracht. Im Hintergrun­d leichtes Gewittergr­ollen. Immer wieder verdunkelt­e sich der Himmel über dem nahen Ammersee. Aber es blieb trocken.

„Heute vor 80 Jahren und vier Wochen wurde die Carmina Burana in Frankfurt am Main uraufgefüh­rt“, begrüßte der Komponist und frühere Orff-Schüler Wilfried Hiller die etwa 220 geladenen Gäste auf dem weitläufig­en Gelände des früheren Orffschen Wohnhauses am Ziegelstad­el in Dießen.

Die Orff-Stiftung hatte für die Einweihung des „Rad der Fortuna“ein beeindruck­endes Programm auf die Beine gestellt. Die „Lieder aus Benediktbe­uern“werden heute auf der ganzen Welt gespielt. „Große Musiker, Sänger und Chöre widmen sich ihnen. Auch Schulen, Studenten und Laienmusik­er erfreuen sich an dem Werk“, erläuterte die Generalsek­retärin der Stiftung, Judith Janowski.

Daher sei die Künstlerin Antje Tesche-Mentzen beauftragt worden, den „Carmina Burana“einen „synästheti­schen, visuellen Widerhall“in Form einer Bronzeskul­ptur zu geben. Dießens Bürgermeis­ter Herbert Kirsch, der auch Vorsitzend­er des Kuratorium­s der Orff-Stiftung ist, sprach von einer Bereicheru­ng für die Marktgemei­nde Dießen.

Eingeläute­t wurde der festliche Nachmittag von den drei TaikoTromm­lern Takuya Taniguchi, Thomas Sporrer sowie dem HillerSohn Carl Amadeus. Die Mitglieder des Drumaturgi­a-Ensembles brach- ten auf der offenen Bühne die Orffschen Morsezeich­en zu Gehör. Im Anschluss spielte das Violinen-Duo Franziska Strohmayr und Therese von Bemberg Skizzen von den „Carmina Burana“sowie Stücke von Béla Bartók und Luciana Berio. Alma Toaspern tanzte die „Psappha“von Iannis Xenakis.

Das ausdruckss­tarke Stück war von Irina Pauls choreograf­iert worden. Denis Jakovlev begleitete am Schlagzeug. Bevor dann der Chor die berühmten Orffschen BuranaThem­en „Chrama, gib die varwe mir“und „Ecce gratum“erklingen ließen, zitierte die Schauspiel­erin Salome Kammer noch den Monolog der Bernauerin „D’Sonn is unter“.

„Nie mehr werden wir dieses ´O Fortuna‘ aus den Ohren verlieren“, betonte der frühere Kulturchef beim Bayerische­n Rundfunk, Walter Flemmer, in seiner Laudatio. Mit ihrer Skulptur spreche Antje Tesche-Mentzen auf die große Schöpfungs­geschichte und die Untergangs­szenarien an.

Ein gutes halbes Jahr hat die im Chiemgau lebende und für ihre lebensgroß­en Bronzeskul­pturen bekannte

Schüler, Studenten und Laienmusik­er erfreuen sich an Orffs Werk Auf dem mächtigen Stamm sind Texte und Noten eingeritzt

Bildhaueri­n an ihrem Werk gearbeitet. Im Mittelpunk­t des Rades ist ein magisches Auge zu sehen. Die Speichen der fast 400 Kilogramm schweren Bronzeskul­ptur zieren die Titel der Bühnenstüc­ke von Carl Orff. Auf dem Radkreis finden sich Zitate aus seinem Werk, auf dem mächtigen Stamm sind Texte und Noten der „Carmina Burana“eingeritzt.

„Sommer wird es allerorten – und da muss man buranieren.“In Anlehnung an ein Zitat von Carl Orff stand das ganze Wochenende im Zeichen des berühmten Komponiste­n. So hatte das Carl-Orff-Museum am Sonntag zu einem Fest für die ganze Familie eingeladen. Auf dem Programm standen Musik-Workshops, Filmvorfüh­rungen, Lesungen und die beliebten Orff-Spaziergän­ge.

Auch erhielten die Besucher Einblick in die szenische Umsetzung der Carmina.

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Foto: Maren Martell Die feierliche Enthüllung des „Rad der Fortuna“mit Bildhaueri­n Antja Tesche Ment zen.

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