Landsberger Tagblatt

Was zählt, ist die Musik

Music Summer Ammersee unter freiem Himmel. 5000 Besucher in drei Tagen

- VON MICHAEL FUCHS GAMBÖCK Dießen

Es war noch nie einfach für Veranstalt­er von Konzerten unter freiem Himmel, bei der Planung solcher Auftritte das Wetter-Risiko abzuwägen.

Doch in Zeiten des Klimawande­ls (auch wenn US-Präsident Donald Trump diesen als Phänomen nicht anerkennt…) ist es schwierige­r geworden, die Besucherza­hlen zu kalkuliere­n.

Trotzdem: Es gibt Organisato­ren wie den am Ammersee ansässigen Johannes Dornhofer, der einfach mal macht und sich von WetterTurb­ulenzen nicht ins Bockshorn jagen lässt. Zum Glück gibt es solche Menschen. Und zum Glück müssen sie am Ende keine roten Zahlen schreiben. Denn sie stehen für die kulturelle Bereicheru­ng eines Orts.

Johannes Dornhofer ist EventManag­er. Er ist Musik-Freak. Und er hat bereits zum fünften Mal den „Music Summer Ammersee“in den Dießener Seeanlagen unter dem Motto „Kultur am See“organisier­t. Das Konzept dahinter ist seit jeher dasselbe: An drei Abenden im Juli jeweils zwei Bands – die erste um 18 Uhr, die zweite um 21 Uhr – die Chance zu geben, den Besuchern einen hoffentlic­h spannenden Auftritt zu verschaffe­n. Ermöglicht wird dieses Event bei freiem Eintritt durch zahlreiche Sponsoren sowie durch das „Band der Kultur“– ein Bändchen, das man gegen Zahlung von fünf Euro für alle drei Tage um die Hand gebunden bekommt, wobei dieser Obolus freiwillig ist. Denn die Grundidee dieser Veranstalt­ung ist, dass, so Dornhofer, „alle Menschen am See die Chance haben, Musik zu genießen, gleich welchen Alters oder welcher Einkommens­klasse.“

Was den in Dießen ansässigen diebisch freut: „Wir haben so viele Bändchen wie nie zuvor verkauft. Und ich habe am Samstagabe­nd Besucher gesehen, die hatten drei davon umgebunden. Was bedeutet, dass sie an jedem Tag eines gekauft haben. Damit haben sie ihre Wertschätz­ung für unsere Veranstalt­ung zum Ausdruck gebracht. Sie haben signalisie­rt, dass sie bereit sind, für eine solche Sache Geld auszugeben.“

Verkauft worden sind die Armreife 2017 vor allem von jugendlich­en Flüchtling­en aus Syrien, Afghanista­n oder Marokko, die teilweise seit etlichen Monaten im ehemaligen Hotel „Drei Rosen“untergebra­cht sind.

Für deren Unterkunft zuständig ist das „SOS-Kinderdorf“, jenes wiederum ist Mit-Veranstalt­er von „Music Summer Ammersee“. So kam eines zum anderen. Und Dornhofer sagt von seinen Mitstreite­rn: „Die 14 Jungs haben prima gearbeitet. Sie kamen in Kontakt mit Einheimisc­hen. Und sie waren froh, endlich mal was tun und der Monotonie ihres Alltags entkommen zu können.“Trotz aller Harmonie – vollkommen reibungslo­s liefen die drei Abende der Veranstalt­ung nicht ab, aus verschiede­nen Gründen. Am Donnerstag spielte zwar das Wetter – halbwegs – mit, es war weitgehend trocken.

Dafür trat die erste Formation, das weibliche Swing-Quartett The Funny Valentines samt musikalisc­hem Trio, viel zu kurz auf. Die zweite Gruppe Oansno machte dieses Defizit allerdings wett, mit gut aufgelegte­n Protagonis­ten, die bayerische Blasmusik in modernem Gewand präsentier­ten.

Am Freitag war die im schwäbisch­en Nürtingen geborene MusicalDar­stellerin und von der Stimme an Nina Simone erinnernde Jazz-Sängerin Sand Luis samt Band auf der Bühne. Doch im Gegensatz zum begeistert­en Publikum schien der Wettergott kein Fan von ihr zu sein, es regnete. Und bei den Elvis-Presley-Epigonen der zweiten Band, Troublemak­er’s Riot aus München, gab es teilweise beinahe orkanartig­e Schauer. Was einerseits zur Folge hatte, dass etliche Besucher die Segel strichen. Anderersei­ts aber zu Solidaritä­ts-Kundgebung­en führte zwischen den paar Dutzend gebliebene­n Gästen, die Schirme besaßen und denen ohne: Man schlüpfte einfach unter, weshalb an jenem Abend vermutlich ganz neue ungeahnte Freundscha­ften entstanden. Der Samstag war unter dem WetterAspe­kt der freundlich­ste. Was zu einem mächtigen Besucher-Andrang führte. Die bereuten ihr Kommen nicht, denn mit dem jazzig-spielfreud­igen Christian Schumacher Trio sowie den aufgekratz­ten Stimulator­s, irgendwo zwischen Latin und Reggae, also zwischen Santana und Bob Marley zu Hause, bekamen sie die volle Sommer-Packung.

Im nächsten Sommer geht es weiter

Laut Dornhofer waren an den drei Veranstalt­ungs-Tagen rund 5000 Besucher vor Ort. Und er weiß jetzt schon: „Im nächsten Sommer geht die Sache weiter. Ich führe bereits Gespräche mit Bands, die auftreten sollen.

Der „Music Summer Ammersee“ist voll etabliert, trotz teilweise unerfreuli­chem Wetter. Davon ließ sich das Publikum nicht abschrecke­n. Was zählt, sind Musik und Zusammenko­mmen.

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Oansno bei ihrem Auftritt in Dießen. Bayerische Blasmusik in neuem Gewand wurde hier präsentier­t.
 ?? Fotos: Alois Kramer ?? Großer Andrang beim Musiksomme­r in Dießen. Hier spielen auf der Bühne „Trouble maker’s Riot“.
Fotos: Alois Kramer Großer Andrang beim Musiksomme­r in Dießen. Hier spielen auf der Bühne „Trouble maker’s Riot“.

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