Was zählt, ist die Musik
Music Summer Ammersee unter freiem Himmel. 5000 Besucher in drei Tagen
Es war noch nie einfach für Veranstalter von Konzerten unter freiem Himmel, bei der Planung solcher Auftritte das Wetter-Risiko abzuwägen.
Doch in Zeiten des Klimawandels (auch wenn US-Präsident Donald Trump diesen als Phänomen nicht anerkennt…) ist es schwieriger geworden, die Besucherzahlen zu kalkulieren.
Trotzdem: Es gibt Organisatoren wie den am Ammersee ansässigen Johannes Dornhofer, der einfach mal macht und sich von WetterTurbulenzen nicht ins Bockshorn jagen lässt. Zum Glück gibt es solche Menschen. Und zum Glück müssen sie am Ende keine roten Zahlen schreiben. Denn sie stehen für die kulturelle Bereicherung eines Orts.
Johannes Dornhofer ist EventManager. Er ist Musik-Freak. Und er hat bereits zum fünften Mal den „Music Summer Ammersee“in den Dießener Seeanlagen unter dem Motto „Kultur am See“organisiert. Das Konzept dahinter ist seit jeher dasselbe: An drei Abenden im Juli jeweils zwei Bands – die erste um 18 Uhr, die zweite um 21 Uhr – die Chance zu geben, den Besuchern einen hoffentlich spannenden Auftritt zu verschaffen. Ermöglicht wird dieses Event bei freiem Eintritt durch zahlreiche Sponsoren sowie durch das „Band der Kultur“– ein Bändchen, das man gegen Zahlung von fünf Euro für alle drei Tage um die Hand gebunden bekommt, wobei dieser Obolus freiwillig ist. Denn die Grundidee dieser Veranstaltung ist, dass, so Dornhofer, „alle Menschen am See die Chance haben, Musik zu genießen, gleich welchen Alters oder welcher Einkommensklasse.“
Was den in Dießen ansässigen diebisch freut: „Wir haben so viele Bändchen wie nie zuvor verkauft. Und ich habe am Samstagabend Besucher gesehen, die hatten drei davon umgebunden. Was bedeutet, dass sie an jedem Tag eines gekauft haben. Damit haben sie ihre Wertschätzung für unsere Veranstaltung zum Ausdruck gebracht. Sie haben signalisiert, dass sie bereit sind, für eine solche Sache Geld auszugeben.“
Verkauft worden sind die Armreife 2017 vor allem von jugendlichen Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan oder Marokko, die teilweise seit etlichen Monaten im ehemaligen Hotel „Drei Rosen“untergebracht sind.
Für deren Unterkunft zuständig ist das „SOS-Kinderdorf“, jenes wiederum ist Mit-Veranstalter von „Music Summer Ammersee“. So kam eines zum anderen. Und Dornhofer sagt von seinen Mitstreitern: „Die 14 Jungs haben prima gearbeitet. Sie kamen in Kontakt mit Einheimischen. Und sie waren froh, endlich mal was tun und der Monotonie ihres Alltags entkommen zu können.“Trotz aller Harmonie – vollkommen reibungslos liefen die drei Abende der Veranstaltung nicht ab, aus verschiedenen Gründen. Am Donnerstag spielte zwar das Wetter – halbwegs – mit, es war weitgehend trocken.
Dafür trat die erste Formation, das weibliche Swing-Quartett The Funny Valentines samt musikalischem Trio, viel zu kurz auf. Die zweite Gruppe Oansno machte dieses Defizit allerdings wett, mit gut aufgelegten Protagonisten, die bayerische Blasmusik in modernem Gewand präsentierten.
Am Freitag war die im schwäbischen Nürtingen geborene MusicalDarstellerin und von der Stimme an Nina Simone erinnernde Jazz-Sängerin Sand Luis samt Band auf der Bühne. Doch im Gegensatz zum begeisterten Publikum schien der Wettergott kein Fan von ihr zu sein, es regnete. Und bei den Elvis-Presley-Epigonen der zweiten Band, Troublemaker’s Riot aus München, gab es teilweise beinahe orkanartige Schauer. Was einerseits zur Folge hatte, dass etliche Besucher die Segel strichen. Andererseits aber zu Solidaritäts-Kundgebungen führte zwischen den paar Dutzend gebliebenen Gästen, die Schirme besaßen und denen ohne: Man schlüpfte einfach unter, weshalb an jenem Abend vermutlich ganz neue ungeahnte Freundschaften entstanden. Der Samstag war unter dem WetterAspekt der freundlichste. Was zu einem mächtigen Besucher-Andrang führte. Die bereuten ihr Kommen nicht, denn mit dem jazzig-spielfreudigen Christian Schumacher Trio sowie den aufgekratzten Stimulators, irgendwo zwischen Latin und Reggae, also zwischen Santana und Bob Marley zu Hause, bekamen sie die volle Sommer-Packung.
Im nächsten Sommer geht es weiter
Laut Dornhofer waren an den drei Veranstaltungs-Tagen rund 5000 Besucher vor Ort. Und er weiß jetzt schon: „Im nächsten Sommer geht die Sache weiter. Ich führe bereits Gespräche mit Bands, die auftreten sollen.
Der „Music Summer Ammersee“ist voll etabliert, trotz teilweise unerfreulichem Wetter. Davon ließ sich das Publikum nicht abschrecken. Was zählt, sind Musik und Zusammenkommen.