„Vorne ist das Wasser schneller“
In Kinsau nimmt Kindergartenleiterin Irmgard Latzko ihren Schützlingen seit 20 Jahren die Angst vor dem Wasser. Dafür hat die Einrichtung eine Auszeichnung erhalten
Angst vor Wasser? Das kennen die Kinder des Kindergartens Kinsau nicht. Ihnen wird früh der Spaß am Plantschen und Schwimmen vermittelt. Kein Wunder, ist die Leiterin Irmgard Latzko doch selbst eine „Wasserratte“und aktives Mitglied der Wasserwacht Schongau-Peiting. Für die Kindergärtnerin, die, wie sie sagt, diesen Beruf im Kinsauer Kindergarten seit 30 Jahren mit Begeisterung und Liebe ausübt, ist es eine Herzensangelegenheit, ihren Schützlingen so früh wie möglich die Scheu vor dem Wasser zu nehmen.
24 kleine Mädchen und Buben waren es in diesem Jahr, die sich gemeinsam mit Irmgard Latzko und vier weiteren Betreuerinnen auf den Weg ins Schongauer Hallenbad „Plantsch“machten, um dort schwimmen zu lernen. Zehn von ihnen beendeten das Schwimmtraining mit der Seepferdchen-Prüfung. Das heißt: 25 Meter schwimmen, anschließend aus Schultertiefe einen Ring vom Beckenboden herauf tauchen. Eine ordentliche Leistung für Kinder im Vorschulalter, das weiß auch Irmgard Latzko. Und zwei Kinder schafften die nächste Leistungsstufe und dürfen auf ihrer Badekleidung stolz das Seeräuber-Abzeichen tragen. Dafür mussten sie 100 Meter weit schwimmen, fünf Meter weit tauchen und einen Ring aus einem Meter Tiefe heraufholen.
Seit sage und schreibe 20 Jahren geht sie mit den Kindern ins Schwimmbad und freut sich jedes Mal aufs Neue über die tollen Leistungen der Kleinen. „Da gibt es Kinder, die springen nicht nur mit wachsender Begeisterung vom EinMeter-Brett, manche wagen es sogar vom Drei-Meter-Brett.“
Am besten überwinden Kinder die Scheu vor Wasser und vor allem vor dem Untertauchen im Spiel, sagt Latzko. Dann seien sie abgelenkt und wenn sie wieder auftauchen, könne sie ihren Mut loben. Tricks gehören selbstverständlich dazu, den Kleinen das Schwimmen beizubringen. Damit beispielsweise die Armbewegungen richtig ausladend ausgeführt werden, hat Irmgard Latzko einen tollen Spruch auf Lager: „Vorne ist das Wasser schneller“, verspricht sie ihren Schützlingen. Und bei der Beinarbeit ist das Einschalten des Turbo auch ein wichtiger Faktor. „Das klappt hervorragend“, sagt die KindergartenLeiterin, die ihr ganzes Team mit der Begeisterung fürs Schwimmen angesteckt zu haben scheint.
„Alle im Team haben das Rettungsabzeichen in Bronze erworben“, berichtet Irmgard Latzko sichtlich stolz. Und so sei es auch für die Eltern ein Leichtes, ihre Kinder in die Obhut der Betreuerinnen zu geben, die in Eigenregie den Schwimmkurs mit den Kindern absolvieren. Von Januar bis Mai, einmal pro Woche, hieß es: ab ins Schwimmbad. Eltern sind beim Kurs nicht dabei – das ist ausschließlich Sache des Kindergartens. Auch finanziell. „Den Kurs muss niemand bezahlen, das machen wir ja in unserer Arbeitszeit“, sagt Irmgard Latzko. Lediglich die Mietkosten für das Lehrbecken teilen sich die Eltern der teilnehmenden Kinder. Und, wenn der Schulbus der Gemeinde aus Zeitgründen nicht zur Verfügung steht, bilden sie Fahrgemeinschaften, damit ihren Kindern nur ja keine Schwimmstunde durch die Lappen geht.
Für das großartige Engagement, das unter Umständen Leben retten kann, wurde der Kinsauer Kindergarten vor Kurzem mit der Wasserwacht-Medaille in Bronze ausgezeichnet. Wie wichtig es sei, schwimmen zu lernen, zeige die Zahl ertrunkener Kinder in der Vergangenheit, heißt es vonseiten der Wasserwacht. Irmgard Latzko und ihr Kindergarten-Team sorgen seit Jahren dafür, dass schon die Kleinen ohne Angst ins Schwimmbecken steigen können und Eltern gewiss sein können, dass ihre Kinder mit Freude und Selbstvertrauen plantschen und baden.