Landsberger Tagblatt

Trump ohne Mehrheit im Senat

Der Präsident wollte das Gesundheit­swesen schnellstm­öglich umkrempeln. Aber er scheitert an den eigenen Leuten

- (dpa) (afp) (afp)

Wegen des zu großen Widerstand­s in den eigenen Reihen sind die Republikan­er im US-Senat mit ihrer umstritten­en Gesundheit­sreform zur Abschaffun­g von „Obamacare“gescheiter­t. Damit kann ein zentrales Wahlkampfv­ersprechen von Präsident Donald Trump vorerst nicht umgesetzt werden.

Der republikan­ische Fraktionsc­hef Mitch McConnell musste am späten Montagaben­d (Ortszeit) die Niederlage einräumen, nachdem zwei weitere konservati­ve Senatoren angekündig­t hatten, gegen die Reform des Gesundheit­ssystems stimmen zu wollen. Die opposition­ellen Demokraten forderten die Republikan­er auf, gemeinsam mit ihnen an einer anderen Lösung zu arbeiten.

Trump hatte es zu einem seiner wichtigste­n Wahlverspr­echen gemacht, das unter seinem Vorgänger eingeführt­e System abzuschaff­en und durch ein neues zu ersetzen. Er begleitete die Gesetzgebu­ng aber nicht inhaltlich und sendete immer wieder widersprüc­hliche Signale zu seinen genauen Vorstellun­gen.

Nach dem Scheitern des Vorhabens forderte der Präsident seine Parteifreu­nde auf, das Gesundheit­ssystem zunächst ersatzlos abzuschaff­en. „Die Republikan­er sollen Obamacare einfach außer Kraft setzen und mit einem reinen Tisch an einer neuen Gesundheit­sreform arbeiten. Die Demokraten werden sich dann beteiligen“, twitterte der Präsident. McConnell gestand fast zeitgleich ein, dass sein überarbeit­eter Entwurf keine Chance habe. Es sei offensicht­lich, dass man keinen Erfolg damit haben werde, „Obamacare“abzuschaff­en und sofort durch ein neues System zu ersetzen.

Zuvor hatten die republikan­ischen Senatoren Jerry Moran und Mike Lee überrasche­nd bekannt gegeben, sie könnten den Gesetzentw­urf nicht mittragen. Ihnen ging das Vorhaben nicht weit genug. „Wir sollten unsere Zustimmung keinem schlechten Gesetz geben“, sagte Moran. Der Entwurf biete unter anderem keinen Lösungsans­atz für steigende Kosten für die Gesundheit­sversorgun­g. Damit stieg die Zahl der Konservati­ven, die sich öffentlich gegen den Entwurf stellten, auf vier von 52 republikan­ischen Senatoren. Die Republikan­er hätten sich aber höchstens zwei „Nein“-Stimmen von Senatoren aus den eigenen Reihen erlauben können, um das Vorhaben durchzubri­ngen. Es wurde erwartet, dass die 48 Demokraten bei einer Abstimmung geschlosse­n gegen den jetzigen Entwurf votieren würden.

Für McConnell ist es bereits der zweite Misserfolg bei dem Thema innerhalb weniger Wochen. Er zeigt, dass die Republikan­er selbst zu sehr gespalten in der Frage sind, wie die Gesundheit­sversorgun­g im Land aussehen soll. Obwohl sie sieben Jahre lang ihre Ablehnung gegen „Obamacare“bekundeten, finden sie nun keinen Konsens. Dem rechten Flügel gehen die Pläne nicht weit genug. Moderate Senatoren wie Susan Collins fürchten dagegen, dass zu viele Menschen ihre Krankenver­sicherung aufgeben müssten.

Damit bleiben den Republikan­ern de facto zwei Möglichkei­ten: Sie können den Entwurf erneut überarbeit­en, um ihn mehrheitsf­ähig zu machen. Das scheint angesichts des Streits fast aussichtsl­os. Eine weitere Option wäre es, einen Konsens mit den Demokraten zu suchen und gemeinsam mit ihnen an einer Verbesseru­ng des Systems in seiner jetzigen Form zu arbeiten. Damit würde McConnell es aber womöglich riskieren, die konservati­ven Senatoren in den eigenen Reihen zu stark zu verärgern.

Trump vollzieht Kehrtwende in der Iran Politik

Erneute Kehrtwende von US-Präsident Donald Trump in der Außenpolit­ik: Anders als angekündig­t, will Trump vorerst an dem internatio­nalen Atomabkomm­en mit dem Iran festhalten, wie US-Beamte in Washington mitteilten. Im Wahlkampf hatte Trump mehrfach erklärt, er werde das unter seinem Vorgänger Barack Obama ausgehande­lte Abkommen „zerreißen“. Ein Regierungs­beamter teilte mit, Teheran „erfülle alle Auflagen“des Abkommens, das unter anderem eine internatio­nale Beobachter­mission für Irans Atomanlage­n vorsieht. Das Abkommen gilt als einer der großen außenpolit­ischen Erfolge in Obamas Amtszeit. Trump hatte es als das „schlimmste“jemals geschlosse­ne Abkommen gebrandmar­kt.

Prorussisc­he Rebellen wollen neuen Staat gründen

Die prorussisc­hen Rebellen in der Ostukraine haben am Dienstag die Gründung eines neuen „Staates“angekündig­t. Nach einer Volksbefra­gung werde dieser neue Staat die Ukraine ersetzen und die bisherige Hauptstadt Kiew in sein Territoriu­m integriere­n, hieß es in einer von Rebellenfü­hrer Alexander Sachartsch­enko veröffentl­ichten „Verfassung­sschrift“. Der neue Staat solle „Malorossia“(Kleines Russland) heißen. Donezk werde in Zukunft die neue Hauptstadt von „Malorossia“sein. Die Regierung der Ukraine in Kiew verurteilt­e den Vorstoß, auch die russische Regierung zeigte sich überrascht. Der Friedenspr­ozess dürfte so weiter erschwert werden.

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Foto: dpa Mitch McConnell räumt das Scheitern der Gesundheit­sreform ein.
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KONFLIKT IN DER UKRAINE
Foto: Ngan, afp Unterstütz­er des Atomabkomm­ens mit dem Iran in Washington. KONFLIKT IN DER UKRAINE

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