Landsberger Tagblatt

Hier haben Mäuse und Käfer nichts zu beißen

Bäcker müssen vor allem dem Besuch von Insekten und Nagern vorbeugen. Keime sind da, wo gebacken wird, weniger ein Problem. Wie hiesige Betriebe mit dem Thema Hygiene umgehen

- VON GERALD MODLINGER Landsberg/Unterdieße­n

Ob man nach den jüngsten Berichten über unhygienis­che Zustände in der Backbranch­e in Unterdieße­n Zweifel an der Sauberkeit in der örtlichen Bäckerei hat? Die Frage beantworte­t sich morgens ganz ohne Worte: Denn vor der Bäckerei Pfatischer steht die Kundschaft oft bis auf die Dorfstraße hinaus. Trotz dieses Kundenvert­rauens treiben Berichte über Mäuse, Schmutz und Schädlings­befall insbesonde­re in Großbetrie­ben auch Bäckermeis­ter Werner Pfatischer um. Deshalb zeigt er auch gerne, wie in seiner Backstube gearbeitet und vor allem geputzt wird.

An den Wänden hängen Putzpläne: Gekehrt wird jeden Tag, einmal in der Woche wird der Boden nass geputzt und zweimal im Jahr wird die Bäckerei komplett generalger­einigt. „Das Wichtigste ist, dass kein Futter da ist“, fasst Pfatischer zusammen. Dann finden Motten, Käfer und Mäuse nichts und dann kann eigentlich schon nicht mehr viel passieren, denn eine Bäckerei ist eigentlich ein vergleichs­weise steriler Ort: Auch wenn die Backöfen nach jahrzehnte­langem Gebrauch nicht mehr glänzen und blitzen, sondern teilweise von einer braunen Kohlenstof­f-Schicht überzogen sind, ein hygienisch­es Problem ist das nicht: Wo fast täglich gebacken wird, ist es Keimen zu heiß. Natürlich gibt es auch heiklere Stellen: In den Kipptrögen der Semmelmasc­hine könnten feuchte Stellen bleiben und Schimmel Nahrung geben, aber nur, wenn nicht genug Zeit sei, dass die Mulden abtrocknen.

Dass auch mal alle Räder still stehen (bei Pfatischer wird nur an fünf Tagen gebacken) ist für den Unterdieße­ner ein weiterer Punkt: Da habe er montags Zeit, in Ruhe was zu machen. Daneben ist für Pfatischer auch die Größe eines Betriebs von Bedeutung: Nicht nur, um alles selbst im Auge behalten zu können, sondern auch im Hinblick auf das Personal: Da habe er das Glück, dass seine drei Gesellen alle seit mindestens zwölf Jahren im Betrieb seien.

Wo es in einer Bäckerei unübersich­tlich werden kann, ist im Lager. Wichtig sei da, dass keine Vorräte länger liegen bleiben, sondern zügig verarbeite­t werden und alle Mitarbeite­r auf die Beschriftu­ng „ZV“(„zuerst verwenden“) achten.

Dass trotz aller Bemühungen mal eine Maus in einer Backstube auftauchen kann, schließt auch Pfatischer nicht aus. Lebensmitt­elkontroll­eure sieht Pfatischer als Partner. Er hätte auch nichts gegen mehr Transparen­z. Die Öffentlich- keit könne ruhig die Kontroller­gebnisse erfahren. Schlecht sei etwas anderes: „Jetzt heißt es ,die Bäcker’“, sagt Pfatischer, „da wird die ganze Branche runtergezo­gen.“

Michael Gerum, der Chef der Landsberge­r Bäckerei Manhart, sieht es jedoch als problemati­sch, jede Maus öffentlich zu machen. „Das ist eine Momentaufn­ahme“, meint Gerum, die nichts über die Sauberkeit eines Betriebs aussage. Mit 14 Verkaufsst­ellen ist Manhart der Größte der rund 20 Backbetrie­be im Landkreis.

1994 backen die Gerums im Industrieg­ebiet – in einer hellen und übersichtl­ichen Halle. „Die kann man viel leichter sauber halten als eine U-Boot-Bäckerei in der Altstadt“, erklärt Gerum. Auch bei Manhart wird nur einmal am Tag produziert. Wenn die Mitarbeite­r damit fertig sind, machen sie die Geräte und Maschinen und die Backstube sauber. Ungefähr 20 Prozent der Arbeitszei­t werde fürs Reinigen verwendet, erklären die Gerums, während ein Praktikant gerade die Teigkessel und eine Meisterin die Semmelmasc­hine sauber macht. Mittags rücken die Putzfrauen mit Putzmaschi­nen und Schrubbern an, alle zwei Monate steht eine Großreinig­ung auf dem Plan. Michael Gerum gibt aber auch eines zu bedenken: In einer Bäckerei werde mit „Lebensmitt­eln“gearbeitet, das schließe schon im Wortsinn eine völlige Sterilität aus. Eine Bäckerei könne auch nicht hermetisch von der Umwelt abgeschlos­sen werden.

Einmal im Jahr durchleuch­tet die Lebensmitt­elüberwach­ung in der Regel für ein paar Stunden die BäSeit

 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Bäckermeis­terin Stefanie Bachmeir überwacht in der Bäckerei Manhart in Landsberg die Reinigung der Rührschüss­eln und legt auch selber Hand an.
Fotos: Thorsten Jordan Bäckermeis­terin Stefanie Bachmeir überwacht in der Bäckerei Manhart in Landsberg die Reinigung der Rührschüss­eln und legt auch selber Hand an.
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Hier kehrt der Chef: Werner Pfatischer führt eine kleine Bäckerei in Unterdieße­n. Transparen­z ist ihm wichtig.
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Werner Pfatischer spült jeden Korb, der nach draußen gegangen ist.

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