Landsberger Tagblatt

Wer schnell ist, kann besser schlafen

Der Reichlinge­r Konrad Vogl hat die ersten Etappen bei dem über 1300 Kilometer langen Rennen hinter sich. Gleich beim Auftakt gab es eine kuriose Situation

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER Reichling

Turbulent war die erste Etappe beim Deutschlan­dlauf, aber der Reichlinge­r Konrad Vogl hat sie gut bewältigt. Seit Sonntag sind die Extremläuf­er unterwegs: In insgesamt 19 Etappen werden sie von Sylt aus einmal quer durch Deutschlan­d laufen und dabei 1321 Kilometer zurücklege­n, ehe sie am 3. August, wenn alles nach Plan läuft, die Zugspitze besteigen.

Obwohl die erste Etappe „nur“70 Kilometer lang war, hatte sie es in sich. „Wir sind auf Sylt etwa 35 Kilometer gelaufen und mussten dann mit der Bahn übersetzen, da wir den Damm nicht laufen durften“, erzählt Vogl. Genau das war das Problem, denn es regnete in Strömen und „wir kamen patschnass am Bahnhof an“. Dort musste man warten, bis der Zug ging und „zwischen 12 und 14.30 Uhr fahren da keine Züge“. Da Vogl aber zu den schnellen Läufern zählt, bedeutete das für ihn: rund zwei Stunden nass in der Kälte herumstehe­n, da es keinen Bahnhof, sondern nur ein kleines Wartehäusc­hen gab. Kein guter Start.

„Ich bin dann einfach in eine Wirtschaft gegangen“, erzählt er und berichtet schmunzeln­d von der Reaktion des Wirts, der nicht erfreut war, einen nassen, verschwitz­ten Sportler unter seinen restlichen Gästen zu sehen. „Ich habe ihm dann erzählt, dass ich den Deutschlan­dlauf mitmache und worum es dabei geht“, so Vogl – dann habe er zumindest eine Tasse Tee bekommen. „Das Problem war, dass man sich nicht nur eine Erkältung holen kann, sondern dass auch die Muskeln wieder kalt werden“, schildert Vogl den Auftakt. Doch dann kam endlich der Zug und nach der kurzen Fahrt wurden die restlichen 35 Kilometer zurückgele­gt.

Richtig zur Sache ging es dann am zweiten Tag. Mit 86 Kilometern zählt sie zu den längsten und ermüdenden, denn „das war ein richtiger Autobahnla­uf. Immer nur gerade aus und kein Hügel weit und breit.“

Trotzdem durfte er nicht die Konzentrat­ion verlieren, denn die Läufer müssen sich selbst den Weg suchen, der zwar gekennzeic­hnet ist, jedoch sind die Markierung­en relativ klein und leicht zu übersehen. „Man darf nie abschalten, sonst läuft man ganz schnell einen Umweg“, erzählt er – einigen sei dies passiert. „Das ist natürlich ganz bit- ter, denn man muss den ganzen Weg wieder zurück und verliert nicht nur Zeit, das kostet auch Kraft.“

Und man muss den Mut haben, das eigene Tempo zu halten. „Manche ziehen dann plötzlich das Tempo an“, sagt Vogl – ein Teilnehmer habe sich so schon eine Verletzung zugezogen. „Am zweiten Tag ist das ganz bitter, wenn es am 17. oder 18. passiert, dann kann man eine Verletzung totlaufen, aber jetzt kann sie das Aus bedeuten.“

Er schaffte es, sein Tempo zu halten und kam dennoch jeden Tag als einer der Schnellste­n ins Ziel. Was wiederum große Vorteile hat. „Man hat mehr Zeit zum Essen, zum Regenerier­en und auch später zum Schlafen“, erzählt er. Bei diesem Lauf herrscht nämlich ein ganz strenger Zeitplan: Die Läufer der langsamere­n Gruppe werden jeden Morgen um 5 Uhr auf die Strecke geschickt, die Schnellen dürfen etwas länger schlafen und starten erst um 6 Uhr. Und je später man ankommt, umso kürzer wird die Pause. Was sich im Lauf der Zeit sicherlich irgendwann auswirkt.

Aber die frühe Ankunft im Ziel hat für Vogl noch einen weiteren ganz pragmatisc­hen Vorteil: Übernachte­t wird nämlich in Turnhallen. Und „wer spät kommt, muss dann neben der Tür schlafen, wo ständig jemand rein- oder rausgeht“. Er dagegen konnte seine – extra hohe Luftmatrat­ze, die fast so etwas wie ein kleiner Glücksbrin­ger ist – an einem strategisc­h günstigen Punkt platzieren, gut schlafen und fit die nächste Etappe angehen, denn einen Ruhetag gibt es bei diesem Rennen nicht.

Wir werden Konrad Vogl auf seinem Weg quer durch Deutschlan­d weiter begleiten.

 ?? Foto: Marc Grill ?? Daumen hoch bei Konrad Vogl (rechts), und das trotz des ausgesproc­hen schlechten Wetters bei der Auftakt Etappe.
Foto: Marc Grill Daumen hoch bei Konrad Vogl (rechts), und das trotz des ausgesproc­hen schlechten Wetters bei der Auftakt Etappe.

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