Landsberger Tagblatt

Kardinal Müller sollte jetzt am besten schweigen

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger allgemeine.de

Es sind die alten, hässlichen Abwehrrefl­exe, die bei Kardinal Müller noch immer greifen. Es ist der bekannte, jahrzehnte­lang in Teilen der katholisch­en Kirche geübte Dreiklang aus Verschweig­en, Vertuschen und zum Gegenangri­ff übergehen, wenn es für Erstgenann­tes bereits zu spät ist. Anstatt Demut zu demonstrie­ren und angesichts des größten Misshandlu­ngsskandal­s der Kirche in Deutschlan­d, nämlich der bei den Regensburg­er Domspatzen, in aller Form um Entschuldi­gung zu bitten, bleibt er dabei: Er habe sich nichts vorzuwerfe­n; er habe die Aufarbeitu­ng initiiert und vorangetri­eben. Müller hat nichts gelernt.

Ein Blick in den Abschlussb­ericht zum Domspatzen-Skandal sollte ihn nachdenkli­ch stimmen. Darin ist akribisch aufgeführt, worin genau seine Versäumnis­se bestehen. Mit seiner Wahrheit deckt sich der Bericht jedenfalls kaum. Und schon gar nicht mit den Erfahrunge­n der Opfer. Die empfinden seine Aussagen als neuerliche Schläge. Aber das sind sie von Müller, traurig genug, gewöhnt. Der ist gedanklich offenbar im Jahr 2010 hängen geblieben, bei seinem skandalöse­n Hirtenwort. In dem ging er von Einzelfäll­en aus und unterstell­te Medien, die über das schockiere­nde System der Gewalt bei den Domspatzen berichtete­n, kriminelle Energie.

Müller sollte sich entschuldi­gen, wie es der Missbrauch­sbeauftrag­te der Bundesregi­erung gefordert hat. Oder er sollte schweigen. Denn auch Worte können verletzen.

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