Landsberger Tagblatt

Landesbank: Alles wieder ganz normal?

Bayerns Finanzmini­ster würde gerne einen Schlussstr­ich unter die Skandalges­chichte der BayernLB ziehen. Doch die Opposition erinnert an noch offene Milliarden

- VON HENRY STERN München (dpa)

Die Mitteilung kam in einer schmucklos­en E-Mail: Mit dürren Worten teilte die EU-Kommission in Brüssel der staatliche­n BayernLB kürzlich mit, dass die scharfe EU-Kontrolle der Landesbank nach Rückzahlun­g der geforderte­n fünf Milliarden Euro in die bayerische Staatskass­e beendet ist. Bekanntlic­h hatte der Freistaat seine nach gescheiter­ten Spekulatio­nsgeschäft­en am finanziell­en Abgrund stehende Landesbank Ende 2008 mit stolzen zehn Milliarden Euro am Leben erhalten.

Auch auf Brüsseler Druck hin schrumpfte die Bank in den vergangene­n Jahren massiv, um am Leben zu bleiben. Heute sei die Bank aber „nicht nur gerettet, sondern stabiler, als je zuvor“, jubilierte Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) am Mittwoch in einer Regierungs­erklärung im Landtag. Einen ganzen „Rucksack schwerster Steine“seien die Bank, aber auch er selbst als zuständige­r Minister nach und nach losgeworde­n: „Da war Glück dabei, aber auch viel Geschick“, findet Söder.

Einen Schlussstr­ich würde der Finanzmini­ster nun gerne ziehen unter ein dunkles Kapitel bayerische­r Wirtschaft­sgeschicht­e, das auch die CSU wegen der einst engen personelle­n Verflechtu­ngen zur Bank selbst schwer in Bedrängnis gebracht hatte. Alle Auflagen seien „übererfüll­t“, argumentie­rt Söder. Die BayernLB sei endlich wieder „in einem ordentlich­en, normalen Geschäftsm­odus“.

Eine Euphorie, die die LandtagsOp­position nicht teilen will. Zwar erkennt man dort sehr wohl an, dass die BayernLB viele Altlasten besser als befürchtet losgeworde­n ist. Der SPD-Haushaltse­xperte Harald Güller erinnerte Söder allerdings daran, dass trotz der Milliarden­rückzahlun­gen noch knapp fünf Milliarden Euro Staatshilf­e offen sind. Seit 2009 seien zudem allein an Zinsen für die staatliche BayernLB-Hilfe stolze 2,55 Milliarden Euro angefallen. „Es ist heute nicht der Zeitpunkt für einen Schlussstr­ich“, sagte Güller. Internatio­nale Abenteuer und „Zockereien wie in der Vergangenh­eit“dürften sich nicht wiederhole­n, mahnte auch Bernhard Pohl (Freie Wähler). „Es fehlt ein zukünftige­s Geschäftsm­odell“, sagte Ludwig Hartmann (Grüne).

Zwar beteuerte Söder, dass die Bank auf Risikogesc­häfte künftig verzichten werde. Neues Auslandsge­schäft werde strikt kontrollie­rt, auch gebe es eine „No-Go-Liste“mit 37 Ländern, in denen die Bank nicht aktiv sein darf. Doch ob die BayernLB im umkämpften Mittelstan­dsgeschäft tatsächlic­h die noch offenen Milliarden verdienen kann? Ein Verkauf der Bank stehe jedenfalls nicht zur Debatte, so Söder.

Härtere Gangart gegen Terrorverd­ächtige

Terroristi­sche Gefährder können ab August in Bayern länger eingesperr­t werden. Der Landtag stimmte für das Polizeiauf­gabengeset­z, das die Erhöhung der Präventivh­aft von 14 Tagen auf bis zu drei Monate vorsieht. Künftig können Richter alleine anordnen, wie lange die Präventivh­aft für Terrorverd­ächtige dauert. Spätestens nach drei Monaten muss ein Richter erneut entscheide­n. Weitere Kernpunkte des Gesetzes sind die Überwachun­g von Extremiste­n und Gefährdern durch elektronis­che Fußfesseln, die längere Speicherun­g von Kameraaufz­eichnungen und die Überwachun­g von verschlüss­elten Kommunikat­ionskanäle­n wie WhatsApp oder Skype. Der bayerische Datenschut­zbeauftrag­te Thomas Petri hatte den Gesetzentw­urf kritisiert.

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Markus Söder

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