Auf den Spuren der Zauberpflanzen
Besuch in den Kräutergärten von Gut Kerschlach. Einst wurden sie von den Tutzinger Missionsbenediktinerinnen zur Selbstversorgung angelegt
Kinsau Der Vereinsausflug der Kinsauer Gartler führte heuer einmal zu einer Attraktion, die gar nicht so weit weg ist: zu den Kerschlacher Kräutergärten.
Eigentlich ist es ein einziger großer Garten von circa 1500 Quadratmetern, unterteilt in 16 einzelne Parzellen. Angelegt an der tiefsten Stelle des Gutsgeländes, noch etwas oberhalb eines kleinen Teichs gelegen, eingerahmt von Gebüsch, Obstgärten und niedrigen Mauern, verfügt er über ein besonderes Kleinklima, das den zahlreichen Kräuterpflanzen zugute kommt. Der Garten diente vor langer Zeit den Tutzinger Missionsbenedikti- nerinnen zur Selbstversorgung mit Gemüse, ihnen gehörte einst das Gut Kerschlach. Nach etlichen Besitzänderungen wurde das Areal in der Tradition eines Klosters angelegt mit Wegekreuz, einem Brunnen in der Mitte, die inneren Beete von Buchs umrandet. In allen Beeten finden sich Heil-, Gewürz- und „Zauberpflanzen“, jetzt im Sommer ein Dorado für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Christine Stedele, zertifizierte Gästeführerin und Vorsitzende der Interessengemeinschaft Gästeführer „Gartenerlebnis Bayern“, brachte der 30-köpfigen Besuchergruppe während der 90-minütigen Führung Herkunft und Vielfalt der Kräuter nahe. Wer hätte gedacht, dass eigentlich alle Kräuter, die wir heute verwenden, Exoten sind? Nach der Eiszeit waren Buchenwälder der vorherrschende Bewuchs in dem Gebiet, das wir heute als Deutschland kennen. Was wir als einheimisch bezeichnen, wurde durch Handelsreisende, Seefahrer aus Fernost und Übersee und nicht zuletzt durch die Römer zu uns gebracht. Christine Stedele lenkte die Aufmerksamkeit der Besucher weg vom etwas ordnungsbedürftigen Garten hin zu Königskerze, Rose, Lavendel, Salbei, Dost, Brennnessel, Gewürzfenchel, Johanniskraut und anderen und vermittelte ihr Wissen über die Ver- und Anwendung. Sie lud ein, anhand von einzelnen Exemplaren den Geruch, teilweise auch den Geschmack kennenzulernen, aber auch zu entdecken, wie das heilkräftige Johanniskraut von den einfachen Arten am Blatt zu unterscheiden ist. Im Gutscafé gleich um die Ecke ließen die Gartler den interessanten Nachmittag ausklingen.